Kulturorte entdecken Weimar: Die sehenswertesten Friedhöfe der Stadt
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24. November 2023, 17:32 Uhr
Historischer Friedhof, Jacobsfriedhof oder der Sowjetische Ehrenfriedhof: Die Friedhöfe in Weimar sind mehr als nur Ruhestätten. Sie sind Orte mit großer geschichtlicher Bedeutung, beeindruckender Architektur und laden mit ihren Parkanlagen zum Spazieren und Innehalten ein. Zudem gibt es die Grabstätten berühmter Persönlichkeiten zu entdecken, etwa die Fürstengruft mit den Särgen von Goethe und Schiller. Nicht umsonst gehören diese Friedhöfe zu den meist besuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Historischer Friedhof: Natur und Geschichte entdecken
In Weimar findet man einen der am meisten besuchten Friedhöfe Deutschlands: den Historischen Friedhof. Seit 1998 ist er als Teil des Ensembles "Klassisches Weimar" Unesco-Welterbe. Der Friedhof samt seiner weitläufigen Parkanlage mit alten Baumbeständen und wunderschönen Alleen befindet sich am Poseckschen Garten. Angelegt wurde er zwischen 1814 und 1818, als der Platz auf dem damaligen Hauptfriedhof der Stadt, dem alten Jakobskirchhof, nicht mehr ausreichte.
Entlang der jahrhundertealten Friedhofsmauern finden sich prunkvolle und auch schlichte, historische Ruhestätten Weimarer Persönlichkeiten, wie Charlotte von Stein, Goethes enge Vertraute, oder des Pharmazeuten und Botanikers Carl Haussknecht.
Zentrum des Areals sind die Fürstengruft und die russisch-orthodoxen Kapelle. Die Gruft ist ein einzigartiges Mausoleum, das jedes Jahr zahlreiche Besucher anzieht. Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach ließ sie von 1823 bis 1827 am damaligen südlichen Ende des Friedhofs errichten, um der Fürstenfamilie eine würdige letzte Ruhestätte zu bieten.
Seit 1832 stehen hier auch die Särge der beiden größten Dichter der Weimarer Klassik: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller – auch wenn die vermeintlichen Gebeine Schillers in Wahrheit gar nicht seine sind, wie Forschungen im Jahr 2008 ans Licht brachten. Im prächtig ausgestatten Kapellenraum gibt es eine kleine Ausstellung sowie Gedenktafeln, die an Persönlichkeiten erinnern, die hier ihre letzte Ruhe fanden. Besonders beeindruckend ist die Kuppel mit Sternenhimmel. Dieser wurde einst gemalt, damit auch die Toten die Sterne sehen können.
Direkt an der Rückwand der Fürstengruft liegt die russisch-orthodoxe Grabkapelle mit ihren goldenen Zwiebeltürmen, die als Grabstätte für die Großherzogin Maria Pawlowna, Ehefrau des Großherzogs Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach, dient. Durch einen unterirdischen Zugang zur Gruft sind die Regentin und ihr Ehegatte auch im Tode miteinander vereint.
Weitere Informationen (zum Ausklappen)
Adresse:
Historischer Friedhof
Am Poseckschen Garten
99425 Weimar
Rund um die Uhr geöffnet.
Öffnungszeiten und Eintritt Fürstengruft:
Sommer: Mittwoch bis Montag, 10 bis 18 Uhr, Dienstags geschlossen
Winter (ab 27. Oktober): Mittwoch bis Montag, 10 bis 16 Uhr, Dienstags geschlossen
Preise:
Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, Schülerinnen und Schüler 2 Euro
Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren frei
Barrierefreiheit:
Das Gebäude ist sowohl für Rollatoren als auch für Rollstühle zugänglich.
Jacobsfriedhof auf dem Jakobskirchhof: Schillers erste Grabstätte
Auf dem Jacobsfriedhof im Weimarer Jacobsviertel fanden bereits im 12. Jahrhundert die ersten Bestattungen statt. Damit ist er der älteste noch existierende Friedhof der Stadt. Von 1530 bis 1818 war er sogar die einzige Begräbnisstätte Weimars, weshalb hier viele bedeutende Grabstellen zu finden sind. So fanden hier unter anderem Lucas Cranach der Ältere, Goethes Ehefrau Christiane und der Pädagoge und Schriftsteller Johann C. A. Musäus ihre letzte Ruhe.
Im Südosten des Friedhofs steht das Kassengewölbe, eine Sammelbegräbnisstätte hauptsächlich für Personen von Stand und Adel, die nicht genügend Geld für ein aufwendiges Erdbegräbnis hatten. Hier wurde ursprünglich auch der 1805 verstorbene Friedrich von Schiller begraben, bevor 1862 der damalige Weimarer Bürgermeister Carl Leberecht Schwabe die Bergung der sterblichen Überreste Schillers veranlasste, um sie in die Fürstengruft auf den Historischen Friedhof zu überführen. 2008 stellte sich schließlich heraus, dass die überführten Gebeine gar nicht von Schiller stammten.
1818 wurde der Jacobsfriedhof durch den Historischen Friedhof ersetzt. Von da an wurden hier nur noch in Ausnahmenfällen Tote beerdigt. Teilweise wurden ganze Grabstätten mitsamt den sterblichen Überresten der darin beerdigten Personen auf den Historischen Friedhof verlegt. Um 1927 wurde die Ruhestätte zu einer gartenähnlichen Anlage umgewandelt. Heute lädt der Friedhof mit der Jakobskirche im Zentrum Besucherinnen und Besucher zu einem besinnlichen Rundgang ein und bietet einen Ort der Erinnerung inmitten eines lebendigen Stadtviertels.
Weitere Informationen (zum Ausklappen)
Adresse:
Jacobsfriedhof
Am Jakobskirchhof
99423 Weimar
Rund um die Uhr geöffnet.
Öffnungszeiten Kassengewölbe:
Derzeit geschlossen.
Ab 10. November: täglich 10 bis 16 Uhr
Eintritt: frei
Sowjetischer Ehrenfriedhof im Ilmpark: die unscheinbare Gedenkstätte
Am Rande der Weimarer Altstadt liegt der Ilmpark. In dem mit 48 Hektar Fläche größten und bekanntesten Landschaftspark der Stadt finden sich nicht nur Goethes berühmtes Gartenhaus oder die Parkhöhle, ein unterirdisches Stollensystem. Wer hier entlangspaziert, stößt direkt neben dem Eingang zur Parkhöhle und dem Listz-Denkmal auf den eher kleinen Sowjetischen Ehrenfriedhof. Hinter dem Eingangstor aus schwarzem Stahl mit einem großen roten Stern befinden sich auf einer Wiese Reihen von anonymen Steinquadern.
Sie erinnern an insgesamt 640 im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten der Roten Armee, die hier in den Jahren 1945/46 bestattet wurden. In der Mitte des Friedhofes befindet sich ein Gedenkstein. Er erinnert zum einen an Einzelschicksale und dient zudem als Ort der Dokumentation und als Mahnung für Besucherinnen und Besucher. Eine ähnliche Friedhofsanlage befindet sich im Schlosspark Belvedere, der bis vor dem Abzug der sowjetischen Truppen im Jahr 1994 genutzt wurde.
Weitere Informationen (zum Aufklappen)
Adresse:
Sowjetischer Friedhof
Park an der Ilm
99423 Weimar
Rund um die Uhr geöffnet.
Jüdischer Friedhof: Kulturdenkmal und Mahnmal
Der Jüdische Friedhof in Weimar wurde 1774 angelegt. Zuvor wurden verstorbene Weimarer Juden auf Friedhöfen in der Umgebung begraben, etwa in Erfurt. Das änderte sich, als der Kaufmann Jakob Elkan diese Ruhestätte errichten ließ. Bis 1898 wurde das Gelände als Begräbnisstätte genutzt. Danach verfiel der Friedhof zusehends und wurde teilweise in eine Obstwiese umgewandelt.
1952 wurden zehn noch aufgefundene Grabsteine mit teils verwitterten und beschädigten hebräischen Schriftzeichen wieder aufgestellt. Knapp 30 Jahre später wurde ein Teil des ursprünglichen Friedhofsgeländes wiederhergerichtet. Es entstand die kleine Anlage, die bis heute als Mahnmal und Gedenkstätte an die ehemalige jüdische Gemeinde dient. Vor einigen Jahren wurde der Friedhof als Kulturdenkmal ausgewiesen und kann heute besichtigt werden.
Weitere Informationen (zum Aufklappen)
Adresse:
Jüdischer Friedhof
Ecke Leibnizallee/Musäusstraße
99425 Weimar
Rund um die Uhr geöffnet.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 27. Mai 2023 | 20:05 Uhr