Das Kulturfestival im Kloster Paulinzella: Die Mauern des Klosters sind grün und rot angestrahlt. Dazwischen sitzt Publikum.
Kloster Paulinzella ist auch heute noch ein lebendiger Kulturort und wird unter anderem für Veranstaltungen genutzt. Bildrechte: Michael Paech

Kultur erleben Fünf sehenswerte Klöster in Thüringen

12. Oktober 2024, 04:00 Uhr

Klöster sind mehr als nur Orte des Glaubens. Sie sind lebendige Kulturstätten, die eine jahrhundertealte Tradition bewahren. Ihre Mauern erzählen von Kunst, Musik und Wissenschaft. Hier wurden Bücher abgeschrieben, beeindruckende Bauwerke errichtet und hier wurde Wissen bewahrt. Heute sind viele Klöster offen für Besucher und bieten mit Ausstellungen oder Konzerten Programm in historischem Ambiente. Ob in den Museen der Klöster Paulinzella und Veßra, auf Luthers Spuren im Augustinerkloster Erfurt oder auf Zeitreise in Kloster Mildenfurth – diese Thüringer Klöster lohnen einen Ausflug.

Zwischen Romanik und Romantik: Kloster Paulinzella

Idyllisch in den Wäldern Thüringens gelegen, zählt das Kloster Paulinzella zu den faszinierendsten Klosterruinen Deutschlands. Selbst Caspar David Friedrich, Goethe und Schiller waren schon hier. Gegründet im frühen 12. Jahrhundert von Benediktinern, entwickelte es sich rasch zu einem Zentrum geistlicher und wirtschaftlicher Blüte. Noch heute beeindrucken die monumentalen Reste der romanischen Klosterkirche, deren Architektur richtungsweisend war. Mit der Reformation im 16. Jahrhundert verlor das Kloster im Rottenbachtal seine Bedeutung und wurde schließlich aufgelöst. Doch die Ruine ist bis heute ein Ort der Stille und des Nachdenkens und lädt Besucher ein, in die spirituelle Welt des Mittelalters einzutauchen.

Klosterruine Paulinzella
Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller waren tief beeindruckt von der anmutigen Ruine der verfallenen Klosteranlage Paulinzella. Bildrechte: IMAGO/Zoonar

Im Jagdschloss, das nach der Auflösung des Klosters errichtet wurde, finden Besucher heute ein Museum zur Kloster-, Jagd- und Forstgeschichte und im Amtshaus zum Thema "Verfall und Sehnsucht. Die Romantik der Ruinen". Außerdem wird ein Lapidarium errichtet, das zur Ausstellung von Säulenfragmenten und weiteren originale Bauplastiken dienen soll. Ein Kräutergarten lädt zum Entdecken ein. Und kleine Besucher können mit dem Entdeckerrucksack und der Geistereule Pauline auf Abenteuertour rund um das Kloster gehen.

Weitere Informationen zu Adresse, Öffnungszeiten und Eintritt (zum Aufklappen)

Museum zur Kloster-, Forst- und Jagdgeschichte im Jagdschloss
Ausstellung "Verfall und Sehnsucht" im Amtshaus

Paulinzella 3
07426 Königsee

Öffnungszeiten:
März bis Oktober: Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr
Das Außengelände, die Ruine und der Kräutergarten sind ganzjährig frei zugänglich.

Eintritt:
4 Euro, ermäßigt 3 Euro, Kombiticket "Kloster Paulinzella" 6 Euro
Kinder bis 14 Jahre frei
Tickets sind im Jagdschloss erhältlich.

Angebote:
Führungen nach Vereinbarung, Voranmeldung bei der Tourist-Information Paulinzella

"Entdeckerrucksack mit Geistereule Pauline"
für Kinder von 6 bis 10 Jahren
Der Rucksack kann im Museum für 4 Euro ausgeliehen werden.

"Saisonabschluss im Kloster Paulinzella" am 31.10.2024
von 10 bis 17 Uhr mit Führungen und diversen Angeboten

Barrierefreiheit:
Das Museum ist für gehbehinderte Menschen nicht barrierefrei. Das Amtshaus ist für gehbehinderte Menschen barrierefrei. Entsprechende Parkplätze befinden sich gegenüber des Jagdschlosses.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Klosterruine.

Regionalgeschichte im Freilichtmuseum: Kloster Veßra

Das ehemalige Kloster Veßra, malerisch im südlichen Thüringen gelegen, war einst ein bedeutendes Prämonstratenserstift, gegründet im 12. Jahrhundert. Die mächtige romanische Basilika und die erhaltenen Klosterbauten zeugen von der spirituellen und kulturellen Bedeutung des Ortes.

Im Hennebergischen Museum Kloster Veßra besichtigen Besucher die Ruine der Klosterkirche.
Ruine der Klosterkirche Veßra Bildrechte: picture alliance / ZB | Martin Schutt

Nach der Auflösung im Zuge der Reformation geriet es in Vergessenheit, doch heute lebt die Geschichte des Klosters im Hennebergischen Museum weiter. Hier wird nicht nur Klosterzeit lebendig, sondern auch die ländliche Kultur der Region: Historische Gebäude, darunter Fachwerkhäuser, sowie Ausstellungen zu Handwerk und Alltagskultur bieten einen Einblick in die Lebenswelt vergangener Jahrhunderte.

Auch Gruppenführungen und Workshops führen in die Geschichte. Zudem bietet Kloster Veßra eine Vielzahl unterschiedlichster Veranstaltungen wie Ferienangebote für Kinder, Adventsmärkte, Konzerte und Ausstellungen an. Das Café am Klostergarten lädt zum Verweilen ein. Für kleine Museumsgäste bieten die "Spielscheune", die "Kindermedienlaube", der Traktor-Parcours und das durch eine Mauer umschlossene Gelände eine tolle Möglichkeit sich auszutoben.

Blick auf ein historisches Fachwerkhaus im Hennebergischen Museum Kloster Veßra
Das Hennebergische Museum Kloster Veßra ist ein Freilichtmuseum und macht auf eindrucksvolle Weise thüringer Regionalgeschichte sichtbar. Bildrechte: Hennebergisches Museum Kloster Veßra

Weitere Informationen zu Adresse, Öffnungszeiten und Eintritt (zum Aufklappen)

Hennebergisches Museum Kloster Veßra
Anger 35
98660 Kloster Veßra

Öffnungszeiten:
April bis Oktober: 9 bis 18 Uhr
November bis März: 10 bis 17 Uhr, montags geschlossen

Klostercafé:
Mittwoch bis Sonntag: 11 bis 17 Uhr

Eintritt:
8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Familienkarte mit bis zu drei Kindern 18 Euro

Angebote:
Führungen, Workshops, Ausstellungen und Märkte finden sie im Veranstaltungskalender des Klosters Veßra.
"Hennen-Rallye" für Kinder kostenfrei an der Museumkasse erhältlich.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Museums.

Herberge der Könige und Kaiser: Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt

Majestätisch liegt die Klosterkirche St. Peter und Paul auf dem Erfurter Petersberg. Sie zählt zu den beeindruckendsten Sakralbauten Thüringens. Im Inneren befinden sich einige der ältesten Wandmalereien Thüringens. Im 12. Jahrhundert als romanische Basilika errichtet, erfuhr sie im 14. Jahrhundert gotische Erweiterungen. Einst Teil des Benediktinerklosters galt sie als spirituelles und intellektuelles Zentrum und beherbergte aufgrund der Nähe zur Pfalz auf dem Petersberg so manchen Kaiser und König. Heute, als bedeutendes Zeugnis mittelalterlicher Baukunst, öffnet sie ihre Türen nicht nur für Gläubige, sondern auch für kulturelle Veranstaltungen und Konzerte.

Kloster St. Peter und Paul mit heller Fassade und rotem Dach vor blauem Himmel
Die ältesten Wandmalereien Thüringens sind in der Erfurter Klosterkirche St. Peter und Paul zu bestaunen. Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Für das Frühjahr 2025 ist geplant, die Besucher mittels Virtual Reality in die Vergangenheit des Klosters reisen zu lassen.

Weitere Informationen zu Adresse, Öffnungszeiten und Eintritt (zum Aufklappen)

Klosterkirche St. Peter und Paul
Petersberg 14
99084 Erfurt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr im Rahmen der Ausstellung

Eintritt:
8 Euro, ermäßigt 4 Euro
Tickets für die Ausstellung gibt es im Besucherzentrum gegenüber der Klosterkirche.

Angebote:
Ausstellung "Paradiesgärten – Gartenparadiese"
bis 3. November 2024

Barrierefreiheit:
Für gehbehinderte Menschen ist das Gelände barrierefrei zugänglich. Lediglich die Empore verfügt über keinen Aufzug.

Auf Luthers Spuren: Evangelisches Augustinerkloster in Erfurt

Das Evangelische Augustinerkloster in Erfurt ist ein historisches Juwel, das eng mit der Biografie Martin Luthers verknüpft ist. Gegründet im 13. Jahrhundert, diente es Luther von 1505 bis 1511 als Wohn- und Wirkungsstätte. Heute zieht das Kloster Besucher mit seiner beeindruckenden gotischen Architektur und der Lutherzelle an, die Einblicke in das Leben des Reformators bietet.

Seit 2004 gehört das Kloster zu den nationalen Kulturdenkmälern. Die historische Bibliothek aus dem Jahr 1646 umfasst heute circa 60.000 Bücher und gehört zu den bedeutendsten kirchlichen Büchersammlungen Deutschlands! Das Augustinerkloster ist nicht nur ein wichtiges Zeugnis der Geschichte, sondern auch ein lebendiger Raum für ökumenische Begegnungen und kulturelle Veranstaltungen.

Augustinerkloster Erfurt vor blauem Himmel
Martin Luther war wohl der prominenteste Bewohner des Augustinerklosters in Erfurt. Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Neben einer Vielzahl thematischer Führungen zum Kloster, dessen Geschichte und seinem prominentesten Bewohner Luther, bietet das Augustinerkloster als Highlights auch kulinarische und Theaterführungen an. Aber auch besinnliche Stunden können Besucher bei Taizé-Andachten, Gottesdiensten und Konzerten in den geschichtsträchtigen Mauern verbringen.

Weitere Informationen zu Adresse, Öffnungszeiten und Barrierefreiheit (zum Aufklappen)

Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt
Augustinerstraße 10
99084 Erfurt

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 10 bis 16 Uhr
Samstag und Sonntag: 11 bis 14 Uhr
Feiertage: 11 bis 12.30 Uhr

Angebote:
Individuelle Führung per Audioguide
Führungen zu diversen Themen rund um das Kloster und Luther finden Sie im Veranstaltungskalender.

Barrierefreiheit:

Regelmäßig werden Führungen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen angeboten.
Der Zugang zu sämtlichen Räumen (bis ins 1. OG) ist dabei gegeben. 

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Klosters.

Vom Kloster zum Schloss: Kloster Mildenfurth bei Greiz

Ein bemerkenswertes Zeugnis der Prämonstratensergeschichte Thüringes ist das Kloster Mildenfurth bei Greiz. Gegründet im Jahr 1193, strahlt die Klosteranlage mit ihren beeindruckenden romanischen und gotischen Elementen eine besondere Ruhe aus. Hier lebten über Jahrhunderte hinweg Mönche, die sich dem Glauben und der Arbeit widmeten. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert erlebte das Kloster tiefgreifende Veränderungen, bevor es 1529 aufgelöst wurde. Wenig später wurde es in ein Rennaissanceschloss umgebaut.

Kloster Mildenfurth aus der Vogelperspektive
Kloster Mildenfurth aus der Vogelperspektive Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Heute wird Mildenfurth als Ort für kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt und bietet mit seiner idyllischen Gartenanlage Raum für Besinnung und Erholung.

Das romanische Westportal von Kloster Mildenfurth – davor eine Skulptur mit dem Titel "Kreuzmensch"
Das romanische Westportal von Kloster Mildenfurth: Durch den "Kreuzmensch" und die "Bischöfe" erinnert der Künstler Volkmar Kühn an die ehemalige Klosterkirche, die im 16. Jahrhundert abgebrochen wurde. Bildrechte: MDR/Daniel Baumbach

Seit dem Tag des offenen Denkmals 2024 ist eine digitale Führung mittels Tablet und großen Multimediainstallationen in den Räumlichkeiten des Klosters möglich. Neben der Baugeschichte erfährt der Besucher vor allem Wissenswertes aus der vergangenen Lebenswelt der Klosterbewohner. Die Informationen stammen aus der ehemaligen Klosterbibliothek.

Weitere Informationen zu Adresse, Öffnungszeiten und Angeboten (zum Aufklappen)

Kloster und Schloss Mildenfurth
Am Kloster Mildenfurth 2
07980 Berga-Wünschendorf

Angebote:
Das Kloster Mildenfurth kann nur nach vorheriger Anmeldung über stiftung@thueringerschloesser.de besichtigt werden.
Eine Außenbesichtigung ist auf eigene Gefahr gestattet, wenn das Außentor der auch privat bewohnten Klosteranlage offen steht.

Digitale Führung nach Anmeldung unter stift@klostermildenfurth.de

Recherche: MDR KULTUR / Redaktionelle Bearbeitung: Viktoria Adler

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Thüringen Journal | 18. Juni 2024 | 19:00 Uhr

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