Kultur und Geschichte erleben Ausflug nach Leipzig: Die spannendsten Orte in 1 Tag erkunden
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29. August 2024, 16:39 Uhr
Leipziger Messe, Johann Sebastian Bach, Friedliche Revolution, Leipziger Schule, Thomanerchor, Völkerschlacht – Leipzig ist international bekannt, hat eine große Geschichte und viel Kultur zu bieten, was sehenswert ist. Mit ihrem ganz besonderen Flair belegt die Stadt in Rankings immer wieder vordere Plätze. Wir haben für Sie eine Tour zusammengestellt, auf der Sie kompakt zugeschnitten auf einen Tag, einen perfekten Überblick bekommen und die Highlights der Stadt individuell entdecken können.
Ankommen und Tourstart
Die einzelnen Stationen der Route erreichen Sie zu Fuß bzw. mit Bahn oder Bus. Da immer wieder gebaut wird, bitte vor dem Start auf den Seiten der Leipziger Verkehrsbetriebe oder in den einschlägigen Apps informieren, ob die empfohlenen Bahnen und Busse wie angegeben fahren. Wer ein Deutschlandticket besitzt, kann alles frei nutzen. Ansonsten empfiehlt sich ein 24-Stunden-Ticket für das Stadtgebiet (Tarifzone 110). Los geht’s!
Hauptbahnhof
Wer mit dem Zug anreist, sollte ein Viertelstündchen einplanen, um den Leipziger Hauptbahnhof in seiner enormen Höhe und Breite auf sich wirken zu lassen. Unbedingt lohnenswert ist ein Blick in die beiden historischen Wartesäle, die über den Querbahnsteig zugänglich sind. Heute befinden sich in einem eine Buchhandlung und in dem anderen die Filiale einer bekannten US-amerikanischen Kaffeehaus-Kette.
Von der Straßenbahnhaltestelle an der Westseite des Bahnhofs erreicht man mit der Linie 9 in Richtung S-Bahnhof Connewitz den Startpunkt der Tour im Musikerviertel (Haltestelle Neues Rathaus).
Highlights im Zentrum – Musikerviertel
Ehemaliges Reichsgericht
Das monumentale ehemalige Reichsgericht am Simsonplatz, dessen Gestaltung an das Reichstagsgebäude in Berlin angelehnt ist, war von 1895 bis 1945 das höchste deutsche Gericht. Hier fanden u. a. 1907 der Hochverratsprozess gegen Karl Liebknecht und 1933 der Reichstagsbrandprozess statt. Jetzt ist es Sitz des Bundesverwaltungsgerichts. Wochentags kann man Kuppelhalle, Haupttreppe und Galerie kostenlos besichtigen. Vor dem Gebäude fließt heute wieder der Pleißemühlgraben, der zu DDR-Zeiten überbaut und aus dem Stadtbild verschwunden war.
Albertina
Links neben dem Gebäude führt die Beethovenstraße zur Albertina, der ebenso prächtigen Bibliothek der Universität Leipzig. Sie wurde ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts im Stil des Historismus erbaut. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, erstrahlt sie heute wieder in vollem Glanz. Auch hier lohnt ein Blick in die beeindruckende Eingangshalle.
Kunsthochschulen HGB und HMT
Von der Albertina geht es weiter auf der Beethovenstraße bis zur nächsten Kreuzung und dort rechts in die Grassistraße. Hier schließen sich zwei berühmte Leipziger Kunsthochschulen an: auf der linken Seite die Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy", auf der rechten Seite in der Wächterstraße die Hochschule für Grafik und Buchkunst. Die HGB steht für die renommierte Leipziger Schule mit Künstlern wie Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig, Werner Tübke, Arno Rink, Sighard Gille, Neo Rauch und Michael Triegel.
Highlights im Zentrum – Innenstadt
Neues Rathaus
Von der HGB geht es auf der Wächterstraße zurück zum Simsonplatz. Links an der großen Kreuzung auf dem Weg zum Martin-Luther-Ring hat man einen schönen Blick auf das 1905 eröffnete imposante Neue Rathaus. Der knapp 115 Meter hohe Turm prägt die Stadtsilhouette und ist eines der Wahrzeichen von Leipzig.
Thomaskirche und Leipzigs Flatiron Building
Nachdem man die Kreuzung überquert hat, führt der Weg auf der von Bäumen gesäumten rechten Seite des Martin-Luther-Rings weiter bis zur Thomaskirche, die durch Johann Sebastian Bach und den Thomanerchor weltweit bekannt ist. Unterwegs lohnt ein Blick auf das Trias-Hochhaus, das wie eine kleine Variante des Flatiron Buildings in New York aussieht. Vor der Thomaskirche führt rechts ein Weg zum Thomaskirchhof, wo sich der Eingang zur Kirche befindet. Sie ist täglich geöffnet.
Wer mag, kann in einem der gemütlichen Cafés im Thomaskirchhof eine erste Pause einlegen. Dann geht es schräg nach links über die Thomaswiese weiter in Richtung Markt. Auf dem Weg zieht links ein großes goldverziertes Jugendstilgebäude die Blicke an. Das ehemalige Kaufhaus Ebert ist heute eine Bankfiliale.
Markt und Museum der bildenden Künste
Hinter der Thomaswiese angekommen, hat man einen schönen Blick über das Markt-Ensemble: rechts das Alte Renaissance-Rathaus, links die historisch nachempfundene Nordseite des Marktes und dazwischen im Hintergrund der Glaskubus des Museums der bildenden Künste. Unter den Kolonnaden des Alten Rathauses kann man an hübschen kleinen Geschäften entlang schlendern.
Jetzt gibt es zwei Optionen: Für Kunstfans empfiehlt sich ein Besuch des Museums der bildenden Künste (MdbK). Ansonsten geht es direkt weiter: Etwa in der Mitte der Kolonnaden führt rechts ein Durchgang zum Naschmarkt mit der barocken Alten Handelsbörse, die heute ein Veranstaltungsort ist.
Mädlerpassage und Zeitgeschichtliches Forum
Gegenüber der Alten Börse liegt der Eingang zur Mädler-Passage, der bekanntesten der vielen Passagen in Leipzigs Innenstadt.
Auch hier gibt es zwei Optionen: Wer mehr über die jüngere deutsch-deutsche Geschichte und die Ereignisse von 1989/90 erfahren möchte, kann das Zeitgeschichtliche Forum besuchen, das gleich links neben der Passage liegt. Ansonsten geht es hinein in die Mädler-Passage.
Wenige Meter hinter dem Eingang befindet sich im Untergeschoss der durch Goethes Faust berühmt gewordene "Auerbachs Keller". Am Eingang stehen Faust, Mephisto und die drei Gesellen aus der Szene als Bronzeskulpturen. Der erste Teil der Passage mündet in eine Rotunde, weiter geht es nach links durch den zweiten Teil. An der Straße "Neumarkt" gelangt man wieder ins Freie.
Specks Hof und Riquethaus
Von hier aus führt die Tour nach links über Neumarkt und Reichsstraße zu Specks Hof. Bevor man rechter Hand die Passage betritt, lohnt ein Blick auf das Riquethaus mit seinen ostasiatisch inspirierten Verzierungen und den beiden Elefantenköpfen am Eingang. Das einstige Geschäfts- und Messehaus für Kaffee, Tee, Kakao und andere Spezialitäten aus Übersee ist heute ein beliebtes Kaffeehaus.
Specks Hof ist die älteste erhaltene Ladenpassage der Stadt und vermittelt einen lebhaften Eindruck der Zeit, als die Messen in prächtigen Messehäusern in der Innenstadt stattfanden, verbunden durch Lichthöfe und ein dichtes Passagensystem.
Nikolaikirche und Nikolaikirchhof
Specks Hof hat vier Ausgänge, der Rundgang führt einmal gerade hindurch zur Nikolaistraße, wo sich direkt gegenüber die Nikolaikirche erhebt. Hier fanden in den 80er-Jahren die Montagsgebete statt, aus denen sich 1989 die Montagsdemonstrationen entwickelten. Die Kirche ist auch architektonisch sehenswert mit ihrem klassizistisch gestalteten Innenraum und den markanten Säulen mit Palmenkapitellen. Eine Nachbildung steht auf dem Nikolaikirchhof links neben der Kirche und versinnbildlicht, dass hier der Protest in den öffentlichen Raum getragen wurde.
Zur nächsten Etappe der Tour geht es am Ende des Nikolaikirchhofs nach rechts zurück zum Einkaufsboulevard Grimmaische Straße, der links in den Augustusplatz mündet.
Highlights im Zentrum – Augustusplatz
Der Augustusplatz, benannt nach dem sächsischen König Friedrich August I., besticht durch seine Größe. Im Herbst 1989 fanden hier die großen Kundgebungen statt, die das Ende der DDR einläuteten. In seiner Gestalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte er mal zu den schönsten Plätzen Europas. Nach Bombardierung und sozialistischer Umgestaltung ist er heute eher Zeugnis, wie Architektur zur Machtdemonstration genutzt werden kann. Dennoch lohnt es zu verweilen:
Krochhochhaus und Oper
Auf dem nördlichen Teil der Westseite sind historische Gebäude von 1910/11 bzw. 1927/28 erhalten geblieben. Bemerkenswert ist das Schlagwerk der Uhr am Krochhochhaus: Es besteht aus drei großen Glocken und zwei mehr als 3 Meter hohen Glockenmännern. Auf der Nordseite steht das anstelle des Neuen Theaters aus dem 19. Jahrhundert in der 50er-Jahren erbaute Opernhaus im neoklassizistischen Stil.
Hauptpost, Europahaus und "Stalinbauten"
In den 60er-Jahren entstanden auf der Ostseite die neue Hauptpost (heute ein Geschäftshaus) und ein Hotel. Erhalten geblieben ist das Europahaus von 1928/29. Auf der Südseite schließt sich das berühmte Gewandhaus an. Dazwischen hat man freien Blick auf imposante Wohngebäude aus den 50er-Jahren im Stil des sozialistischen Klassizismus, dem sogenannten Zuckerbäckerstil.
Akustikwunder Gewandhaus
Das Gewandhaus wurde Ende der 70er-Jahre auf dem Standort des gesprengten alten Museums der bildenden Künste erbaut und 1981 eröffnet. Das Foyer ziert ein mehr als 700 Quadratmeter großes Deckengemälde von Sighard Gille. Die Akustik im Großen Saal gilt als außergewöhnlich und begeistert weltweit. Der neobarocke Mendebrunnen von 1886 ist original erhalten.
Augusteum und Paulinerkirche
Auf dem südlichen Teil der Westseite standen bis 1968 das nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel erbaute und im Krieg nur teilzerstörte Augusteum aus dem 19. Jahrhundert sowie die angrenzende und komplett erhaltene Universitätskirche St. Pauli. Auf Beschluss von Partei- und Staatsführung der DDR wurden sie gesprengt. An ihrer Stelle entstanden ein neues Universitätsgebäude mit einem monumentalen Karl-Marx-Relief an der Fassade und das 142 Meter hohe Universitätshochhaus in Form eines aufgeschlagenen Buches.
Nach 1990 scheiterten Pläne, Augusteum und Paulinerkirche wiederaufzubauen. Stattdessen entstand zwischen 2007 und 2012 ein Campusneubau, der die einstige Silhouette in Teilen aufgreift. Der "Uni-Riese" heißt heute City-Hochhaus und wird von verschiedenen Firmen genutzt, oben gibt es eine Aussichtsplattform und ein Restaurant. Das Karl-Marx-Relief steht heute auf dem Campus Jahnallee.
Zu den Must sees im Süden
Grassimuseum und Doppel-M
Vom Augustusplatz geht es weiter mit der Straßenbahn. Die Linie 15 in Richtung Meusdorf fährt gut 10 Minuten bis zur Haltestelle "Völkerschlachtdenkmal". Unterwegs kommt man zunächst am Grassi-Museum im Art-déco-Stil vorbei. Es beherbergt die Museen für Völkerkunde, Angewandte Kunst und Musikinstrumente. Etwas später sieht man auf der rechten Seite die Alte Messe mit dem bekannten großen Doppel-M am Eingang. Seit der Eröffnung der Neuen Messe im Norden 1996 wird sie nicht mehr genutzt.
Völkerschlachtdenkmal
An der Haltestelle angekommen, ist das Völkerschlachtdenkmal nicht zu übersehen. Das 1913 eröffnete Denkmal gilt als monumentalster Denkmalbau Europas. Es erinnert an die mehr als 100.000 Opfer der Völkerschlacht im Oktober 1813. Unbedingt lohnenswert ist, es auch von innen zu besichtigen und zu den Aussichtsplattformen hinaufzusteigen. Von der Krypta führt auch ein Aufzug zu Sängergalerie und mittlerem Außenrundgang, die Ruhmeshalle ist nur über eine Außentreppe zugänglich.
Südfriedhof
Unmittelbar neben dem Völkerschlachtdenkmal liegt der Südfriedhof – einer der größten und schönsten Parkfriedhöfe Deutschlands. Auf knapp 80 Hektar Fläche gibt es verträumte Wege mit Bänken und kleinen Pavillons, prächtige historische Grabmäler und man entdeckt viele große Namen. Das Hauptgebäude im Zentrum wurde der Benediktinerabtei Maria Laach nachempfunden und beherbergt mehrere Kapellen und ein Krematorium. Im Frühling blühen tausende Rhododendronsträucher. Zu Pfingsten begegnet man hier vielen schwarzromantischen Gästen des Wave-Gotik-Treffens (WGT).
Entspannen auf der "Karli"
Nach so vielen Schritten und Eindrücken heißt es nun erstmal ausruhen: Links an der Straße neben dem Völkerschlachtdenkmal fährt die Buslinie 76/74 in Richtung "Lindenauer Markt" zur Karl-Liebknecht-Straße (Haltestelle "Karl-Liebknecht-/Kurt-Eisner-Straße"). Die "Karli" bietet alles zum entspannt Schlendern und es sich gutgehen lassen: viel zum Schauen, originelle Läden und unzählige Cafés und Kneipen.
Auf der Fahrt zur Karli sieht man rechts die Russische Gedächtniskirche, die an die russischen Opfer der Völkerschlacht erinnert und links die Deutsche Nationalbibliothek.
Zurück oder weiter? – 3 Tipps, wer mehr möchte
Von der Karli fahren die Straßenbahnen der Linie 10 und 11 (Richtung Wahren oder Schkeuditz) zurück in die Innenstadt bzw. zum Hauptbahnhof. Falls noch Zeit und Kraft übrig sind, kann man die Tour verlängern. Dazu bitte in der Innenstadt an der Haltstelle "Wilhelm-Leuschner-Platz" aussteigen.
Möglichkeit 1: Parks und Auenwald
Von der Haltestelle "Wilhelm-Leuschner-Platz" geht es mit der Straßenbahn (Linie 2 Richtung Grünau-Süd oder Linie 8 Richtung Grünau-Nord) eine Station bis zur Haltestelle "Neues Rathaus". Dort beginnt der Johannapark, der in den Clara-(Zetkin-)Park übergeht. Hier gibt es ebenfalls Gastronomie für eine Stärkung. Hinter dem Elsterflutbecken beginnt der Auwald, der sich im April/Mai in ein Feenreich verwandelt, wenn tausende zarte Bärlauchblüten, den Boden wie ein Spitzenteppich bedecken.
Möglichkeit 2: Kunst-Hotspot Baumwollspinnerei
Von der Haltestelle "Wilhelm-Leuschner-Platz" geht es mit der Straßenbahnlinie 14/34 in 15 Minuten bis zur Endhaltestelle "S-Bahnhof Plagwitz". Dann zurück zur Karl-Heine-Straße und weiter stadtauswärts laufen, unter der Eisenbahnbrücke hindurch und links in die Spinnereistraße. Die als Fabrikstadt konzipierte ehemalige Baumwollspinnerei ist heute ein Areal für Kreative: Es gibt Galerien, Ateliers, Werkstätten, Spezialgeschäfte für Künstler*innenbedarf, Kulturorte und Gastronomie. Ein Highlight für Kunstfans sind die Spinnerei-Rundgänge im Frühjahr, Herbst und Winter.
Möglichkeit 3: Industriearchitektur und "Klein-Venedig"
Eher weniger bekannt, aber ein echtes Erlebnis sind Leipzigs Wasserwege, vor allem Weiße Elster und Karl-Heine-Kanal in den westlichen Stadtbezirken Schleußig und Plagwitz. Es gibt mehrere Bootsverleihe, wo man sowohl Motorboottouren buchen als auch Ruder- und Paddelboote ausleihen kann. Zentrumsnah und mit der Straßenbahn zu erreichen sind die Verleihe am Stadthafen und am Klingerweg. Vom Wasser aus hat man einmalige Blicke auf Gärten, prächtige Gründerzeitvillen und den spektakulären Gebäudekomplex der ehemaligen Buntgarnwerke, die heute ein Wohnquartier sind.
Zu den Bootsverleihen: Vom Wilhelm-Leuschner-Platz mit der Straßenbahn Linie 2 Richtung Grünau-Süd zur Haltestelle "Westplatz" (auch Linie 8 Richtung Grünau-Nord) oder Haltestelle "Klingerweg" (auch Linie 14/34 Richtung S-Bahnhof Plagwitz bis Haltestelle "Nonnenstraße").
Tipps für den Abend
Je nachdem, wo Sie den Nachmittag verbracht haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten für den Abend. Überall gibt es vielfältige Kulturorte. Interessante Gastronomie findet man: in der Innenstadt klassisch in Barfußgäßchen und Gottschedstraße und studentisch in der Kolonadenstraße, im Süden auf der Karl-Liebknecht-Straße bis zum Connewitzer Kreuz, im Westen auf der Karl-Heine-Straße hinterm Felsenkeller oder ganz alternativ im Leipziger Osten.
Weitere spannende Details und Bilder zu Geschichte, Sehens- und Wissenswertem von Leipzig finden Sie auf der Webseite Bildlexikon Leipzig.
Quellen: Eigenrecherche MDR KULTUR; Homepages der Gebäude und Einrichtungen; bildlexikon-leipzig.de / Redaktionelle Bearbeitung: Anneke Selle
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Der Osten - Entdecke wo du lebst | 14. Mai 2024 | 21:00 Uhr