Das Staatliche Museum für Archäologie in Chemnitz (smac) in der  Auߟenansicht.
Eine Ikone der Moderne: das ehemalige Kaufhaus Schocken in Chemnitz, das heute das Staatliche Musuem für Archäologie beherbergt. Bildrechte: imago/epd

Kulturhauptstadt erkunden Die Stadt der Moderne: Sieben Architektur-Highlights in Chemnitz

22. Mai 2024, 04:00 Uhr

Das Stadtbild von Chemnitz ist geprägt von moderner Architektur aus der Zeit um 1900, der Zeit der DDR-Moderne und aus der jüngsten Vergangenheit. Von der herrschaftlichen Villa Esche, dem Stadtbad im Bauhausstil oder dem Congress Hotel mit angrenzender Stadthalle, hier sind sieben Bauwerke der Moderne, die man bei einem Besuch der Kulturhauptstadt 2025 nicht verpassen sollte.

Schwimmen mit Stil: Stadtbad

Eines der markantesten Bauwerke in Chemnitz ist das Stadtbad. Es gilt als Meisterwerk des Neuen Bauens und gehörte zur Zeit seiner Entstehung zu den modernsten Hallenbädern Europas. Entworfen hat es Architekt und Stadtbaudirektor Fred Otto zeitgemäß im Bauhausstil; fertiggestellt wurde es 1935. Neben 25- und 50-Meter-Bahnen gab es auch Schwitzbäder, die 1980 in finnische Saunen umgebaut wurden. Während das Gebäude von außen eher schlicht und sachlich scheint, besticht es im Inneren mit Eleganz und einem gläsernen Dachaufbau. Im Eingangsbereich gibt es bildkünstlerische Werke unter anderem von Bruno Ziegler.

Das Stadtbad gehört zu den wenigen Gebäuden im Chemnitzer Stadtzentrum, das den Zweiten Weltkrieg überstand. Es wurde bereits zu DDR-Zeiten von 1980 bis 1983 umfassend saniert und fortlaufend instandgehalten, sodass Badegäste auch heute noch in beeindruckender Architektur mit nostalgischem Charme ihre Bahnen ziehen können.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Adresse:
Stadtbad Chemnitz
Mühlenstraße 27
09111 Chemnitz

Öffnungszeiten:
Montag/Dienstag: 15 bis 22 Uhr
Mittwoch bis Freitag: 6 bis 22 Uhr
Samstag und Sonntag: 9 bis 16 Uhr
Die Sauna ist seit 16. Mai in Sommerpause und öffnet wieder am 15. September. 

Stadtbad Chemnitz von innen.
Das Stadtbad gehörte bei seiner Eröffnung 1935 zu den modernsten Hallenbäden in Europa – auch heute wird hier noch geschwommen. Bildrechte: picture alliance / ZB | Wolfgang Thieme

Denkmalgeschütztes Warenhaus: Kaufhaus Schocken

Die Warenhäuser der Kaufhauskette Schocken standen für die Moderne der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Schocken-Kaufhaus in Chemnitz gehörte zu den schönsten Deutschlands. Errichtet 1930 und geplant vom Architekten Erich Mendelsohn, besticht das Gebäude durch den tortenstückähnlichen Grundriss, die Stahl-Skelettbauweise sowie die für Bauten der Moderne typische Vorhangfassade.

Mehr als 70 Jahre wurde das heute denkmalgeschützte Gebäude als Kaufhaus genutzt. Heute beherbergt es das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz (smac). Neben der archäologischen Dauerausstellung sind hier auch Ausstellungen zum Architekten Erich Mendelsohn, dem Schocken-Warenhauskonzern und der Person Salman Schocken zu sehen.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

smac – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz im Kaufhaus Schocken
Stefan-Heym-Platz 1
09111 Chemnitz

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen: 10 bis 18 Uhr
Donnerstag: 10 bis 20 Uhr
Montags geschlossen

Eintritt:

  • Dauerausstellung: Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 5 Euro, Familienkarte 12 Euro

Kinder bis 16 Jahren sind frei

  • Sonderausstellung: Erwachsene 9 Euro, ermäßigt 6 Euro, Familienkarte 14 Euro

Kinder bis 16 Jahren sind frei

  • Kombiticket: Erwachsene 14 Euro, ermäßigt 8 Euro, Familienkarte 18 Euro


Barrierefreiheit:
Barrierefreier Eingang, barrierefreie Sanitärräume auf drei Etagen, drei Klapprollstühle und drei Rollatoren stehen zum Ausleihen zur Verfügung, Aufzüge vorhanden, leichte Klappstühle in der Ausstellung, kostenfreier Audioguide für Blinde und Sehgeschädigte. Der Weiße Stock e.V. in Chemnitz bietet für blinde und sehbehinderte Menschen Begleiter durch die Ausstellungen im smac an (mit Anmeldung), Assistenz- und Blindenhunde sind im Museum willkommen, fünf Videoguides mit Erklärungen in DGS vorhanden.

Kaufhaus Schocken, Staatliches Museum für Archaelogie (SMAC) in Chemnitz
2024 feiert das smac im ehemaligen Kaufhaus Schocken sein zehnjähriges Jubiläum. Bildrechte: IMAGO / Schöning

Ältestes Hochhaus: Camman-Hochhaus

Es ist das älteste Hochhaus der Stadt: Das Camman-Hochaus wurde 1926 für den Textil-Unternehmer Paul Camman als Verwaltungsgebäude seiner Weberei errichtet. Dessen wirtschaftlichen Erfolg und weltweit hohen Ansehen hat der Architekt Willy Schönefeld mit dem expressionistischen Industriehochhaus ein Denkmal gesetzt.

40 Meter ragt das Gebäude in den Himmel – zu seiner Zeit war es das höchste Hochhaus in Chemnitz. Der vertikale Rillenputz an der Fassade soll das versinnbildlichen, was hier einst gefertigt wurde: edle Luxusstoffe für wohlhabende Abnehmer. 1996 wurde das Hochhaus nach historischem Vorbild saniert. Heute beherbergt es Büros.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Camman-Hochhaus
Blankenauer Str. 76
09113 Chemnitz

Cammann Hochhaus Chemnitz
Das Verwaltungsgebäude der Weberei Camman war 1926 das erste Hochhaus in Chemnitz. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Peter Endig

Vom Kulturzentrum zu Wohnanlage: Kulturpalast Chemnitz

Am Rande von Chemnitz im Stadtteil Rabenstein steht der Kulturpalast. Der Monumentalbau mit seiner riesigen neoklassizistischen Fassade wurde 1950 nach dem Vorbild des Moskauer Bolschoi-Theaters errichtet und galt als Prototyp eines Stalinbaus. Mit Theater, Tanzsaal und Restaurant wurde er zunächst als Kulturpalast für die Bergarbeiter der Wismut genutzt. Mitte der 50er-Jahre verlor die Wismut Interesse, denn die Förderung des Urans wurde aufwendiger und kostspieliger. Sie schenkte den Palast schließlich der Stadt Karl-Marx-Stadt. So wurde er schließlich zum kulturellen Treffpunkt vieler Chemnitzer.

Ende der 60er-Jahre zog das DDR-Fernsehen ein und produzierte Sendungen wie zum Beispiel "Schätzen Sie mal", später wurden die Räume vom MDR genutzt. Nach Ende Nutzung als Diskothek in den 2000er-Jahren schloss der Palast im Jahr 2008 endgültig seine Pforten und das Gebäude drohte zu zerfallen. Seit zwei Jahren wird das Areal in eine Wohnanlage umgewandelt.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Kulturpalast Chemnitz
Pelzmühlenstraße 25
09117 Chemnitz

Kulturpalast Chemnitz
Der Kulturpalast in Chemnitz war der Prototyp eines Stalinbaus. Bildrechte: picture alliance / ZB | Hendrik Schmidt

Deutschlands erster Bau der Moderne: Die Villa Esche

Um 1900 war Chemnitz florierende Industriemetropole. Zu dieser Zeit entstanden nicht nur imposante Fabrikbauten, sondern auch zahlreiche beeindruckende Villen, die reiche Industrielle erbauen ließen. Einer von ihnen war der Textilfabrikant Herbert Eugen Esche. Er ließ sich 1902/1903 sein Haus auf einer Anhöhe im Stadtteil Kapellenberg errichten.

In der Gestaltung von Haus, Garten und wesentlichen Teilen der Innenraumgestaltung ließ er seinem Freund, dem belgischen Star-Architekten und Designer Henry van der Velde, völlig freie Hand. Daher gilt die Villa Esche heute nicht nur als erster Bau der Moderne in Deutschland, sondern auch als ein einmaliges Zeugnis für die Arbeit van de Veldes. Die Räumlichkeiten der Familie Esche mit Originalmobiliar können heute besichtigt werden.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Henry van de Velde Museum in der Villa Esche
Parkstraße 58
09120 Chemnitz

Öffnungszeiten:
Donnerstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Montag bis Mittwoch geschlossen

Eintritt:
Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 3 Euro
Frei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie für Studierende der TU Chemnitz

Barrierefreiheit:
Für Rollstuhlfahrer*innen bis zum zweiten Obergeschoss zugänglich. Da der Zugang über einen Rollstuhllift erfolgt, ist eine Voranmeldung ratsam. Ein Behindertenparkplatz befindet sich ca. 30 Meter vom Eingang entfernt.

Villa Esche in Chemnitz
Die Villa Esche gilt als erster Bau der Moderne in Deutschland. Bildrechte: Frank Krüger

Kunst in der Kultur-Immobilie: Museum Gunzenhauser

Wer Architektur und Kunst verbinden möchte, sollte sich das Museum Gunzenhauser am Falkeplatz nicht entgehen lassen: Das ehemalige Sparkassengebäude wurde Ende der 1920er-Jahre von Fred Otto errichtet. Es war eines der ersten Hochhäuser der Stadt und gilt als exemplarisches Gebäude des Neuen Bauens. Das Haus begeistert Architekturfans vor allem mit der durch ein Glasdach belichteten ehemaligen Kassenhalle. Auch die geradlinige, knallrote Kaskadentreppe, welche die vier Etagen des Kunstmuseums verbindet, ist ein Hingucker. 

Das Museum selbst ist Teil der Kunstsammlungen und im Besitz eines der weltweit größten Otto-Dix-Bestände. Die 380 Werke sind das Herzstück der Sammlung Alfred Gunzenhausers, die insgesamt mehr als 3.000 Werke von 270 Künstlerinnen und Künstlern umfasst. Schwerpunkt ist die klassische Moderne mit Einblicken in den Expressionismus und die Neue Sachlichkeit. Gezeigt werden Arbeiten unter anderem von Ernst Ludwig Kirchner, Paula Modersohn-Becker, Karl Schmidt-Rottluff und Gabriele Münter.

Mehr Informationen (zum Aufklappen)

Museum Gunzenhauser
Falkeplatz
09112 Chemnitz

Öffnungszeiten:
Dienstag sowie Donnerstag bis Sonntag und feiertags: 11 bis 18 Uhr
Mittwochs: 14 bis 21 Uhr

Eintritt:
Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Frei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie für Studierende der TU Chemnitz

Barrierefreiheit:
Zugang zu den öffentlichen Servicebereichen sowie zu allen Ausstellungsräumen barrierefrei. Mobile Sitzgelegenheiten stehen zur Verfügung, behindertengerechte Parkplätze direkt am Museum.

Museum Gunzenhauser
Exemplarisches Gebäude des Neuen Bauens und eines der frühen Hochhäuser von Chemnitz: das heutige Museum Gunzenhauser Bildrechte: imago/Schöning

Chemnitz' neue Mitte: Congress Hotel und Stadthalle

Das Congress Hotel ist mit einer Höhe von 97 Metern und 26 Geschossen das höchste Gebäude der Stadt. Erbaut wurde es von 1969 bis 1974 als Interhotel "Kongreß" nach einem Entwurf des Architekten Rudolf Weiser. Es bot Platz für mehr als 700 Übernachtungsgäste in 371 Zimmern auf 28 Etagen und war damit damals die viertgrößte derartige Einrichtung in der DDR.

Das Hotelhochhaus war Teil eines Komplexes, zudem auch die Stadthalle mit ihrer markanten Fassade gehört, sowie verschiedene gastronomische Einrichtungen und eine Parkanlage. Der Komplex sollte die neue Mitte der Stadt werden. Heute gehört das Hotel mit der angrenzenden Stadthalle zu den bedeutenden Zeugnissen der DDR-Moderne und steht unter Denkmalschutz.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

Congress Hotel Chemnitz
Brückenstraße 19
09111 Chemnitz

Dorint Kongresshotel mit angrenzender Stadthalle in Chemnitz
Ein Blickfang im Stadtzentrum: das Congress Hotel mit der angrenzendern Chemnitzer Stadthalle Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Mehr zur Kulturhauptstadt Chemnitz

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Der Osten – entdecke wo Du lebst: Unbekanntes Chemnitz | 26. Juni 2023 | 15:00 Uhr