Stadtbild von Chemnitz mit der Chemnitzer Oper und der St. Petri-Kirche bei schönem Sonnenuntergang.
Das Chemnitzer Opernhaus am Theaterplatz wird umrahmt vom König-Albert-Museum und derSt. Petri-Kirche bei schönem Sonnenuntergang. Bildrechte: IMAGO/Pond5

Kulturhauptstadt erkunden Architektur: Sechs beeindruckende Kulturbauten in Chemnitz

08. Juni 2024, 04:00 Uhr

Ob imposantes Opernhaus im Jugendstil, Stadthalle als Zeugnis der DDR-Moderne oder das mehr als 100 Jahre alte Kino Metropol, das auch heute noch Kinofilme zeigt – in Chemnitz gibt es ganz besondere Kulturbauten mit beeindruckender Architektur und Geschichte zu entdecken. Hier sind sechs Empfehlungen, die Sie bei einem Besuch in der Kulturhauptstadt 2025 nicht verpassen sollten.

Kulturelles Herz der Stadt: das Opernhaus

Das Opernhaus am Rande des Theaterplatzes im Zentrum ist die Hauptspielstätte der Musiktheatersparten der Theater Chemnitz. Das imposante Jugendstilgebäude wurde zwischen 1906 und 1909 vom damaligen Stadtbaurat Richard Möbius errichtet. Damals bot es mehr als 1.000 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz.

Wie viele Gebäude in Chemnitz wurde die Oper im Zweiten Weltkrieg zerstört. Vor allem Bühnen- und Zuschauerhaus brannten damals komplett aus, die Außenmauern hielten dem Feuer stand. Nach dem Krieg wurde das Gebäude deswegen weitestgehend in seiner früheren Gestalt wiederaufgebaut, sodass am 26. Mai 1951 erstmals wieder Gäste empfangen werden konnten.  

Zwischen 1988 und 1992 wurde das Haus kernsaniert. Die denkmalgeschützte Hülle blieb weiter erhalten, im Inneren wurden Akustik, Beleuchtung und Anordnung der Sitzplätze jedoch neu durchdacht. Seitdem zählt das Chemnitzer Opernhaus mit seinen heute rund 700 Sitzplätzen zu den modernsten Bühnen Deutschlands.

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Oper Chemnitz
Zieschestraße 28
09111 Chemnitz

Barrierefreiheit: barrierefreier Zugang über den Haupteingang, Rollstuhlplätze stehen im Parkett zur Verfügung. 

Passanten gehen vor der Oper über den Theaterplatz
Thront über den Theaterplatz im Zentrum der Stadt: das imposante Opernhaus Bildrechte: picture alliance/dpa/Jan Woitas

Moderner DDR-Bau: das Schauspielhaus

Im Chemnitzer Schauspielhaus haben Schauspieler wie Ulrich Mühe, Corinna Harfouch oder Michael Gwisdek ihre Karrieren begonnen. Der Neubau wurde 1980 eingeweiht, nachdem das alte Schauspielhaus 1976 – kurz vor der Premiere des umstrittenen Stückes "Tinka" von Volker Braun – aus unklarer Ursache abgebrannt war und abgerissen wurde. In den darauffolgenden vier Jahren entstand mit dem Neubau eine der modernsten Spielstätten der DDR. Die Architektur des Gebäudes ist geprägt vom Stil der späten 70er-Jahre der DDR. So dominieren hier vor allem einfache geometrische Formen.

Schauspielhaus Chemnitz
Geprägt vom Stil der späten 70er-Jahre der DDR: das Schauspielhaus Bildrechte: picture alliance / Martin Kloth/dpa-Zentralbild/dpa | Martin Kloth

Seit 2022 wird das Schauspielhaus umfassend saniert. Schauspiel und Figurentheater sind während der Arbeiten im Spinnbau im Stadtteil Altchemnitz untergebracht. Eigentlich sollten die Arbeiten 2024 abgeschlossen sein. Weil der Sanierungsbedarf jedoch größer ist als zunächst angenommen, werden Schauspiel und Figurentheater auch im Kulturhauptstadt-Jahr in ihrem "Ausweichquartier" bleiben müssen. Nach Angaben der Stadt sollen sie 2026 wieder in das Schauspielhaus zurückkehren können.

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Schauspielhaus Chemnitz
Zieschestraße 28
09111 Chemnitz

Wegen Sanierungsarbeiten bis 2026 geschlossen. Schauspiel und Puppentheater sind während dieser Zeit im Spinnbau in Altchemnitz untergebracht.

Ältestes Kino der Stadt: Kino Metropol

Film- und Kinofans können in Chemnitz Filme im historischen Kinosaal erleben. Das mehr als 100 Jahre alte Metropol-Theater wurde 1912/13 von Architekt Wenzel Bürger als Varieté-Theater, Hotel- und Restaurantbetrieb errichtet. Es sollte das glanzvolle Gegenstück zum damals gegenüberliegenden Central-Theater werden. Das viergeschossige Gebäude erinnert an Tempelbauten der Antike und weist Elemente des Barock, Klassizismus und Jugendstil auf. Es ist reich geschmückt mit Reliefs, Plastiken und unterschiedlichen Turmaufbauten. Diese Prächtigkeit wurde im Foyer mit Säulen und Marmorwänden, wertvollen Kronleuchtern und wuchtigen Treppenbalustraden fortgeführt.

Kino Metropol in Chemnitz
Eins als Theater gebaut, wurde das Metropol bereits wenige Jahre später zum Kino umgebaut. Bildrechte: IMAGO/HärtelPRESS

Mit dem Siegeszug des Films Ende der 20er-, Anfang der 30er-Jahre wurde das Haus in ein Lichtspieltheater umgebaut: aus dem Metropol-Theater wurde der Filmpalast-Metropol. Auch dieses Gebäude erlitt bei der Bombardierung der Innenstadt im Zweiten Weltkrieg starke Schäden, wurde aber vereinfacht wieder aufgebaut und 1947 als Metropol-Lichtspiele wiedereröffnet.

In den 80er-Jahren umfassend rekonstruiert, wurde das Kino nach der Wende mehrmals geschlossen und wechselte die Betreiber. 2005 übernahm es die Chemnitzerin Evelin Paulat als private Betreiberin und entwickelte das Haus zum Familienkino. Als sie 2016 in Rente ging, fand sie in der Berlinerin Maret Wolff ihre Nachfolgerin, die das Metropol in den vergangenen Jahren zum Programmkino entwickelte.

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Kino Metropol
Zwickauer Str. 11
09112 Chemnitz

Barrierefreiheit: teilweise rollstuhlgerechter Zugang

Menschen vor dem Kino Metropol in Chemnitz
Freut sich auch heute noch über zahlreiche Besucherinnen und Besucher: das Kino Metropol Bildrechte: IMAGO/HärtelPRESS

Kino mit DDR-Charme: Clubkino Siegmar

Das Clubkino Siegmar ist eins der wenigen DDR-Klubkinos, das die Wende überlebt hat. Hier findet man keine Sitzreihen vor, sondern um runde Cocktailtische angeordnete Plüschdrehsessel, in denen man es sich richtig bequem machen kann. Von dort aus lassen sich entspannt Arthaus- und Independentfilme verfolgen, die hier über die Leinwand flimmern, sobald sich die goldenen Vorhänge öffnen. 

Die Geschichte des denkmalgeschützten Jugendstil-Hauses mit Saalanbau geht aber über die DDR-Zeit hinaus. Errichtet wurde es um 1914/15 von der Puppenspielerfamilie Koppe. Sie selbst wohnten im Obergeschoss und nutzten das Erdgeschoss zunächst als Geschäft und Puppentheater. Auch Familie Koppe setzte in den 1920er-Jahren auf den Film und zeigte fortan Stummfilme. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Koppes enteignet und das Gebäude durch die Bombenangriffe zerstört.

Zunächst als Lichtspielhaus wiederaufgebaut, wurde es Anfang der Achtziger zum Klubkino umgewandelt. Die 580 Sitzplätze wurden – typisch für die Klubkinos – auf rund 100 reduziert und um Tische angeordnet. An der Rückwand wurde ein Tresen eingezogen, vor der Leinwand eine Bühne. Nach der Wende wurde das Kino zunächst von der Stadt betrieben, nach Debatten um Schließungspläne übernahm 1996 die Chemnitzer Filmwerkstatt das Kino und betreibt es bis heute.

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Clubkino Siegmar
Zwickauer Str. 425
09117 Chemnitz

Barrierefreiheit: teilweise rollstuhlgerechter Zugang; rollstuhlgerechtes WC

Besucher im Clubkino Siegmar in Chemnitz
Zu DDR-Zeiten wurde aus dem Lichtspielhaus ein gemütliches Klubkino, dessen Charme bist heute erhalten ist. Bildrechte: IMAGO

Chemnitz' neue Mitte: Stadthalle mit Congresshotel

Seit 50 Jahren prägen Stadthalle und das angrenzende Congresshotel das Stadtbild von Chemnitz. Erbaut von 1969 bis 1974 nach einem Entwurf des Architekten Rudolf Weiser sollte die Mehrzweckhalle nicht nur neues Kulturzentrum, sondern der gesamte Komplex die neue Mitte der Stadt werden – inklusive verschiedener gastronomischer Einrichtungen und einer Parkanlage.

Die eindrucksvolle Fassade der Stadthalle geht auf Bildhauer Hubert Schiefelbein zurück. Die genutzten Formsteine werden bei Einbruch der Dunkelheit beleuchtet. Beeindruckend sind auch die charakteristische Strukturdecke und die fünf großen, kunstgeschmiedeten Stahltüren, die ins Foyer führen. Neben beeindruckender Architektur finden sich in und um die Stadthalle zudem einige sehenswerte Kunstwerke, unter anderem von Wieland Förster, Gerd Jaeger oder Christa Sammler.

Heute gehören die Stadthalle mit ihrer markanten Fassade sowie das Hotelhochhaus, das mit einer Höhe von 97 Metern und 26 Geschossen das höchste Gebäude der Stadt ist, zu den bedeutenden Zeugnissen der DDR-Moderne und stehen unter Denkmalschutz.

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Stadthalle Chemnitz
Theaterstraße 3
09111 Chemnitz

Barrierefreiheit: barrierefreien Zugang (vom Parkhaus T3 aus) und behindertengerechte WCs vorhanden. Rollstuhlplätze stehen im Parkett zur Verfügung

Die Stadthalle von Chemnitz mit Hotelhochhaus dahinter
Ein Blickfang im Stadtzentrum: die Chemnitzer Stadthalle mit dem dahinterliegenden Congresshotel Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Vom Kulturzentrum zu Wohnanlage: Kulturpalast Chemnitz

Am Rande von Chemnitz im Stadtteil Rabenstein steht der Kulturpalast. Der Monumentalbau mit seiner riesigen neoklassizistischen Fassade wurde 1950 nach dem Vorbild des Moskauer Bolschoi-Theaters errichtet und galt als Prototyp eines Stalinbaus. Mit Theater, Tanzsaal und Restaurant wurde er zunächst als Kulturpalast für die Bergarbeiter der Wismut genutzt. Mitte der 50er-Jahre verlor die Wismut Interesse, denn die Förderung des Urans wurde aufwendiger und kostspieliger. Sie schenkte den Palast schließlich der Stadt Karl-Marx-Stadt. So wurde er zum kulturellen Treffpunkt vieler Chemnitzer.

Ende der 60er-Jahre zog das DDR-Fernsehen ein und produzierte Sendungen wie zum Beispiel "Schätzen Sie mal", später wurden die Räume vom MDR genutzt. Nach Ende der Nutzung als Diskothek in den 2000er-Jahren schloss der Palast im Jahr 2008 endgültig seine Pforten und das Gebäude drohte zu zerfallen. Seit zwei Jahren wird das Areal in eine Wohnanlage umgewandelt.

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Kulturpalast Chemnitz
Pelzmühlenstraße 25
09117 Chemnitz

Kulturpalast Chemnitz
Der Kulturpalast in Chemnitz war der Prototyp eines Stalinbaus. Bildrechte: picture alliance / ZB | Hendrik Schmidt

Mehr zur Kulturhauptstadt Chemnitz

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Der Osten – entdecke wo Du lebst: Unbekanntes Chemnitz | 26. Juni 2023 | 15:00 Uhr