150. Geburtstag Große Visionen in Magdeburg: Der Architekt Albin Müller
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14. Dezember 2021, 10:28 Uhr
Architekt und Gestalter Albin Müller hätte am 13. Dezember 2021 seinen 150. Geburtstag gefeiert. Eigentlich hieß er Alwin Camillo Müller, doch er gab sich selbst den Künstlernamen Albin. 1871 im Erzgebirge geboren, kam er 1900 für sechs Jahre an die damalige Kunstgewerbe- und Handwerkerschule nach Magdeburg. Dort erinnert das Forum Gestaltung an den Architekten, der bedeutsame Spuren in der Stadt hinterlassen hat.
"Albin, wer?" fragen sich heute immer noch die meisten Magdeburgerinnen und Magdeburger, wenn man vom Architekten Albin Müller spricht. Erwähnt man das Pferdetor oder den Aussichtsturm an der Stadthalle im Rotehornpark, dann wissen die Leute durchaus, wovon man spricht. Norbert Pohlmann vom Forum Gestaltung erinnert sich, dass, obwohl sich Alwin Camillo Müller sogar einen Künstlernamen gegeben hat, der sich nicht so richtig ins städtische Gedächtnis einbrennen konnte. Dabei hat der Autodidakt aus dem Sächsischen gerade für Magdeburg durchaus Zukunftsweisendes geschaffen:
Ich möchte ihn nicht kunsthistorisch bedeutender machen als er ist, aber wenn heute kaum jemand Albin Müller kennt, dann liegt das auch daran, wie es über die Jahrzehnte rezipiert wurde. Nicht nur Albin Müller, sondern auch das, wofür Albin Müller steht.
"Das ist einmal die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule zu Magdeburg, eine Kunstschule die zu Anfang des Jahrhunderts, als er hier Lehrer wurde, einen enormen Ruf hatte. Diese Schule wurde 1963 kurzerhand geschlossen und die Rezeption dieser Tradition völlig verhindert, sodass das aus dem urbanen Gedächtnis der Stadt ausgelöscht war."
Albin Müllers Schaffen war umfangreich
Doch dem hat das Forum Gestaltung seit Jahren erfolgreich entgegengearbeitet: Es gab Ausstellungen, Vorträge, es ist eine umfangreiche Autobiografie mit vielen Fotos und Dokumenten entstanden und alles mit verblüffenden Erkenntnissen: Denn Albin Müller, der nur sechs Jahre an der Kunst- und Gewerbeschule gelehrt hat, hat nicht nur einige Wohnhäuser kreiert, die heute noch im Stadtbild zu finden sind, sondern er war – 20 Jahre später – auch der architektonische Kopf der Deutschen Theaterausstellung 1927. Ein extravagantes Event, mit weltweiter Anerkennung. In nur einem Jahr schuf Albin Müller dafür nicht nur das erwähnte Pferdetor und den Turm, sondern neben weiteren Ausstellungshallen und Lichtstelen auch den sogenannten Ehrenhof, von dem heute nichts mehr übrig ist.
Großes Engagement für Kunst und Kultur im Magdeburg der 20er Jahre
Die zeitgenössische Architekturkritik habe damals von einem gelungenen Marktplatz gesprochen, so Pohlmann: "Magdeburg schickte sich an 1927 ein fast neues Stadtzentrum zu bauen. Wenn man sich heute diesen Ehrenhof anschaut, auf Fotografien, wenn er bevölkert ist, dann hat man den Eindruck von einem bürgerlichen Engagement vor Ort für Kunst, für Kultur, für Theater."
Ja, in den zwanziger Jahren war Magdeburg in Sachen Kultur und Architektur noch ganz vorne an, nicht nur mit Bruno Taut, der die Häuser bunt anmalen ließ, sondern eben auch mit Albin Müller und seinen kreativen Ausstellungsbauten. 1904 errang Müller übrigens einen Grand Prix bei der Weltausstellung in St. Louis. All das spricht von Visionen, die mittlerweile auch seitens der Stadt entdeckt wurden. Teilweise zumindest sagt Pohlmann:
Denn daran mangelt es auch oftmals. Im architektonischen Sinne und finanziellen Sinne heraus, hat man ja kaum noch Visionen.
Magdeburger Metropolen-Charme dank Albin Müller
"Es ist damals ein Forum entstanden, das wirklich Kommunikation im Raum ermöglichte, ohne eingeengt zu sein. Selbst der Turm ist als Wahrzeichen, als Fingerzeig ausgeführt worden. Aber es ist nie der erhobener Zeigefinger, sondern mit der Lichtkonzeption zusammen eher der geglückte Versuch, wie ich finde, ein Fingerzeig zu sein und zu sagen: Kommt mal her, hier ist es interessant, hier ist Leben, hier passiert etwas. Das ist etwas, das jeder Stadt gut zu Gesicht steht."
Auch heute. Deswegen wurde der Turm auch restauriert und auf Initiative des Forum Gestaltungs als "Albinmüllerturm" umbenannt. Das berühmte Turmcafé wurde allerdings nicht reanimiert: Albin Müller hatte es mit Alabaster ausgestaltet und auch das Geschirr selbst kreiert. Doch immerhin kann man mit dem Fahrstuhl nach oben fahren und eine herrliche Aussicht auf Park, Elbe und den Dom genießen. Vor allem aber wird der Turm des Nachts neonfarben angestrahlt. Ein genialer Schachzug der Stadt – denn so hat man den Eindruck, als lebe man tatsächlich in einer Metropole.
Weitere Informationen Aus Anlass des 150. Geburtstags Albin Müllers findet am 13.12.21 ein Festvortrag von Sandra König der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle unter dem Titel „Ohne Zutat überlieferter Formen“ statt. Die Geburtstagsfeier beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 13. Dezember 2021 | 12:40 Uhr