"Inseln – Gesang von ferner Nähe" Satz V - "Freude"
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13. Januar 2021, 15:00 Uhr
Satz V von "Inseln – Gesang von ferner Nähe" zitiert Ausschnitte aus dem Chorsatz der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven mit dem bekannten Schiller-Text „An die Freude“.
Erläuternder Text von Philipp Ahmann
Satz V zitiert Ausschnitte aus Beethovens 9. Sinfonie mit dem bekannten Schiller-Text „An die Freude“. Indem Michael Langemann einzelne Ausschnitte aus dem Chorsatz so montiert, dass man Beethovens Musik nur noch erahnt, wird das musikalische Zitat zur Metapher: für die Erinnerung an vergangene glückliche Zeiten, aber auch für die Hoffnung auf Freude in der Zukunft.
Der Fortissimo-Akkord „Freude“ am Beginn des Satzes zitiert Beethoven, aber die bekannte Melodie setzt sich nicht wie gewohnt fort: Die acht Chorgruppen singen nur einzelne Bausteine aus dem Chorsatz, verbunden mit Pianissimo-Echos des lauten Anfangs-Akkordes – ein Bild dafür, dass Freude derzeit nicht ausgelebt werden kann.
Dazu passt auch eine andere Stelle dieses Satzes: In plötzlichem Fortissimo erklingt ein Kanon zum Text „Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.“ Jede Stimme singt genau das, was Beethoven geschrieben hat, aber nicht gleichzeitig in der Stimmgruppe, sondern jeweils einzeln mit versetztem Einsatz. Jeder Sänger bewegt sich quasi in seinem eigenen Kanon. Das so entstehende Stimmengewirr verhindert ein Verstehen des Textes und illustriert die Unmöglichkeit, in Zeiten von Katastrophen einen idealen Zustand von Brüderlichkeit und Verbundenheit oder gar das Elysium zu erreichen.
Über dieses Thema berichtet das MDR FERNSEHEN: MDR um 11 | 18.9.2020 | 11:00 Uhr