Biografie Dennis Russell Davies
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17. April 2024, 14:19 Uhr
Der in Ohio geborene Dennis Russell Davies ist seit den 1980er Jahren vorrangig im deutschsprachigen Raum tätig und übernahm im September 2020 das Amt des Chefdirigenten beim MDR-Sinfonieorchester.
Dennis Russell Davies wurde 1944 in Ohio geboren und studierte Klavier und Dirigieren an der New Yorker Juilliard School. Er begann seine Laufbahn 1972 als Chefdirigent des Saint Paul Chamber Orchestra und gründete 1977 das American Composers Orchestra New York.
Seit den 1980er Jahren ist er vorrangig im deutschsprachigen Raum tätig. Er war zunächst GMD am Staatstheater Stuttgart, übernahm dann die Position des GMD der Stadt Bonn. Als Chefdirigent leitete er das Radio-Symphonieorchester Wien und das Stuttgarter Kammerorchester und hatte von 1997 bis 2009 eine Professur für Dirigieren am Salzburger Mozarteum inne. Von 2002 bis 2017 war er Opernchef und Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz und von 2009 bis 2016 Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel. Seit Beginn der Spielzeit 2018/19 ist er Künstlerischer Leiter und Chefdirigent der Filharmonie Brno und im September 2020 übernahm er das Amt des Chefdirigenten beim MDR-Sinfonieorchester.
Im Laufe seiner Karriere hat er die renommiertesten Orchester Nordamerikas und Europas dirigiert und gastierte mit einem vielfältigen Opernrepertoire an den großen Opernhäusern und bei internationalen Festspielen. Davies hat sich immer schon für die zeitgenössische Musik eingesetzt und gleichzeitig dem breiten sinfonischen Repertoire intensive Aufmerksamkeit geschenkt.
Er prägte "seine" Orchester nachhaltig, u. a. durch eine Öffnung zur Moderne und zu neuen Publikumsschichten wie etwa durch Konzerte mit Till Brönner, Dave Brubeck und Keith Jarrett, aber auch durch die beständige Arbeit am sinfonischen Kernrepertoire.
Davies engagierte sich bereits in den 70er und 80er Jahren für Komponisten wie Glass, Copland, Berio, Cage, Henze, Bernstein, Kantscheli, Pärt, Trojahn, Larcher, Chen Yi, Laurie Anderson u. a. m. Durch die vielen Kompositionsaufträge, die er weltweit in fünf Jahrzehnten auf den Weg brachte, hat er die Musikgeschichte des 20. und des 21. Jahrhunderts mitgeschrieben. Wie den Zeitgenossen widmete er sich dem großen sinfonischen Repertoire wie Schostakowitsch, Beethoven, Mahler ebenso wie Anton Bruckner. Zu seiner umfangreichen Diskographie gehören u. a. die Gesamtaufnahme der 107 Sinfonien von Haydn, alle Sinfonien von Glass und Honegger, die großen Ballettmusiken von Strawinsky sowohl in der Orchesterfassung als auch in der für Klavier vierhändig. Er ist ebenfalls als Pianist und Kammermusiker aktiv und spielt seit 2003 höchst erfolgreich im Duo mit seiner Frau Maki Namekawa.
Wir alle – Musiker, Sänger und Publikum – reagieren auf die Stimmen der Komponisten, die seit Jahrhunderten zu uns in einer Sprache sprechen, die wir glücklicherweise verstehen können und an der wir uns erfreuen. Viele dieser Komponisten haben Krisen und persönliche Tragödien durchleben müssen, die wir uns kaum vorstellen können; sie bieten uns jedoch eine Botschaft der Hoffnung und des Trosts. Wir, Ausführende und Publikum gleichermaßen, haben die Gelegenheit, ja, die Verantwortung dafür, diese Stimmen unseres musikalischen Erbes lebendig zu halten und dynamisch fortzuentwickeln. Und dies könnte unser Beitrag dazu sein, die Gesellschaft zu heilen und nachhaltig zu stützen.