
Präsidentschaftswahlen | Ukraine Fünf Jahre nach Euromaidan
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29. März 2019, 14:42 Uhr
Die Ukraine steht kurz vor der Präsidentschaftswahl. Im Herbst wählt das Land dann ein neues Parlament - fünf Jahre nach der Revolution: Was hat sich verändert? Wir haben uns vor kurzem in Kiew umgehört und einen jungen Politiker begleitet, der 2014 antrat, alles anders zu machen.
Vor der Revolution in der Ukraine 2013/14 war er Journalist, danach entschied er sich in die Politik zu gehen: Serhij Leschtschenko. HEUTE IM OSTEN hat den jungen Reformer zum Auftakt des ukrainischen Präsidentschafts-Wahlkampfes in Kiew getroffen.
Er hat eine eigene wöchentliche Polit-Talkshow beim privaten Fernseh-Sender TV24: "Das ist der beste Weg, mit den Menschen zu kommunizieren. Weil Social-Media in der Ukraine noch keinen großen Einfluss hat, ist Fernsehen so wichtig", so der 39-Jährige. Die Themen der Sendung beschäftigen sich mit der Präsidentschaftswahl und den Reformen im Land.
Leschtschenko selbst tritt erst bei der Parlamentswahl im Herbst an. Er engagiert sich besonders gegen Korruption. Sein größter Erfolg: Parteien, die bei der Wahl mehr als zwei Prozent der Stimmen bekommen, werden künftig finanziell vom Staat unterstützt. Das macht sie unabhängiger von Oligarchen – eine der Hauptursachen für politische Korruption.
Leschtschenko zufolge habe es in den letzten fünf Jahren mehr Reformen gegeben, als in den letzten 25 Jahren. "Trotzdem müssen wir unsere Anstrengungen verdoppeln. Reformen dürfen nicht Jahrzehnte oder Generationen überdauern", so der Politiker. Über den bisherigen Erfolg der Politik seit der Revolution, darüber ist man sich auf Kiews Straßen uneinig:
Die Ukrainer sind skeptisch - gegenüber der Politik und den Veränderungen. Denn die Bevölkerung hat mit ganz alltäglichen Problemen zu kämpfen, wie den steigenden Gas-, Strom- und Lebensmittelpreisen. Die Währung ist im Keller, im Osten des Landes fallen täglich Schüsse.
Der Politikwissenschaftler und Ukraine-Kenner Andreas Umland erklärt die schlechte Stimmung im Land: "Das Land ist im Krieg, in einer tiefen Krise, die sozialen Fragen spielen eine sehr große Rolle. Bei den Umfragen erscheint auch immer wieder die Beilegung des Konflikts und das Ende des Krieges, als die wichtigste oder eine der wichtigsten Fragen."
Krieg, Korruption und Soziales: Nicht alles wird der Politiker Leschtschenko anpacken können. Sein Schwerpunkt bleibt: der Kampf gegen Korruption.
(me)
Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im: TV | 29.03.2019 | 17:45 Uhr