Von mittellosen Enthusiasten zu Schlossbesitzern
Mussten Sie sich an bestimmte Denkmalschutzbestimmungen halten?
Nein, Denkmalbestimmungen, nach denen wir uns richten sollten, gab es zu DDR-Zeiten nicht. Unser Anliegen war und ist, dass wir mit sehr viel Feingefühl an die Sanierung gehen. Diese Grundhaltung wurde bei der Denkmalpflege angenommen. Dort ist man uns heute noch wohlgesonnen.
(Notiz: 1997 wurde dem Verein die "Silberne Halbkugel" verliehen. Der Deutsche Preis für Denkmalschutz wird für außergewöhnlichen Einsatz verliehen.
Der jetzige Sanierungsstand umfasst die Fertigstellung der öffentlichen Bereiche und der Wohnbereiche, der Dächer, der Fassaden, der Fenster und Tore. Nur der Festsaal harrt noch seiner endgültigen Form. Denn hier gibt es fast vollständig erhaltene Wandfresken und einen umlaufenden Wappenfries. Derzeit diskutieren wir, wie man mit diesem Schatz am besten umgeht.
Dann kam die Wende und mit ihm die Erkenntnis, dass Sie gar keinen Mietvertrag mit der Gemeinde haben. Hatten Sie Angst vor dem Alteigentümer?
1989 klingelte der Sohn des letzten Eigentümers, Freiherr von Friesen-Miltitz, an der Tür und wollte gerne noch einmal den Ort seiner Kindheit sehen. Seine Eltern waren 1945 in einer Nacht-und-Nebelaktion verjagt worden. Wir waren natürlich stolz auf das, was wir inzwischen alles bewegt hatten, aber er war sehr enttäuscht. Weil nichts mehr vom Familieninventar vorhanden war, keine Teppiche, keine Gemälde, keine Möbel. Er hatte aber keine Ambitionen, das Objekt zurückzukaufen.
Da waren Sie doch sicher froh ….
Aber wir waren ja immer noch keine Eigentümer. Kurzzeitig sprang die Gemeinde auf Privatinvestoren aus dem Westen an, die das Schloss in ein schickes Hotel umbauen wollten. Das war der Auslöser für den Entschluss, als Verein selbst einen Kaufantrag zu stellen. Denn unser jahrelanges Engagement durfte nicht im Nichts enden. Also haben wir einen Nutzungsplan für das Schloss aufgestellt. Neben Arbeits- und Wohnbereichen sollten vor allem öffentliche Bereiche für eine kulturelle Nutzung geschaffen werden. Nach einer Weile durften wir Schloss Batzdorf für 100.000 DM kaufen.
Neben Konzerten und Ausstellungen ist das Schloss Batzdorf bekannt für seine Barockfestspiele. Die finden seit 1993 alljährlich im August statt.
Die Barockfestspiele entstanden in einer weinseligen Runde. Ein Bewohner des Schlosses ist Musiker und hat mit Kollegen Anfang der 1990er-Jahre kurzerhand beschlossen, die Batzdorfer Hofkapelle zu gründen. Und gleich noch "Barockfestspiele" dazu. Aus dem Nichts aber voller Enthusiasmus haben wir eine Inszenierung auf die Beine gestellt. Gleich das Eröffnungskonzert wurde sehr gut angenommen. Mittlerweile finden regelmäßig Veranstaltungen auf dem Schloss statt und sowohl die Festspiele als auch die Hofkapelle haben sich einen Namen gemacht.
Fühlen Sie sich als Schlossherrin?
Nein, das ist ein Begriff mit Beigeschmack. Wir fühlen uns eher als Schlossbewohner. Aber ich habe mich von Beginn an zuständig gefühlt und wichtige Impulse gegeben. Ich fühle mich daher eher als "Mutter" für das Haus.
Vielen Dank für das Gespräch.
Kunst und Kultur auf Schloss Batzdorf
Die Batzdorfer Hofkapelle gründete sich 1993. Sie begleitet die jährlich im August stattfindenden "Batzdorfer Barockfestspiele".
In der Schlosskapelle sind zu den Veranstaltungen aktuelle Ausstellungen ansässiger und externer Künstler zu sehen.
Seit 1994 finden außerdem die Pfingstspiele statt, seit 2014 als Theaterfestspiele.
Nur am Tag des offenen Denkmals werden Führungen durch das Schloss angeboten.