Skinhead-Rock Hintergründe zur Skinhead-Bewegung
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05. Januar 2016, 09:32 Uhr
Die Geschichte der Skinhead-Bewegung geht zurück in die 1960er-Jahre und wurde wie viele andere Jugendsubkulturen in England geboren. Im Mittelpunkt der Szene stand ein rüder Working-Class-Kult:
Dem konsumorientierten "Way of Live" vieler Gleichaltriger und der von der Erwachsenengeneration gezeigten Anbiederung an die Mittel- und Oberschicht setzten die Skinheadgangs einen zur Schau getragenen Arbeiterkult entgegen: Die Jugendlichen veränderten ihr Aussehen, indem sie ihre Haare als Kontrast zu den langhaarigen Hippies kürzer schneiden und die sonst als Arbeitskleidung dienenden Jeans und Stiefel auch in der Freizeit tragen.
Die Skinheads patrouillierten als Straßengangs in einer bestimmten Gegend und immer wieder kam es zu brutalen Revierkämpfen. Auffällig war der demonstrativ zur Schau getragene Chauvinismus. Als ihre Gegner sehen die Skinheads der ersten Stunde "bosses", "officials", "Hippies", "Queers" (Schwule), "Juden" und "Pakistani". Der Erziehungswissenschaftler Prof. Dieter Baacke beschreibt die Skinheads als "fast die idealtypischen Vertreter des konservativen England". Sie sind "urbritisch", vertreten eine law-and-order-Gesinnung, wünschen keine gesellschaftlichen Veränderungen, sondern "a better deal of it". Die Lebensziele der Skinhead-Bewegung sind seit ihrem Bestehen konformistisch und bestehen in dem Wunsch zu heiraten, einen Job und ein Häuschen zu besitzen. Zu einer rechtsextremistischen Radikalisierung der Skinhead-Szene kommt es erst in den 1970er-Jahren. Besonders die rassistische, gegen die farbigen Einwanderer aus dem Commonwalth gerichtete Propaganda der rechtsextremen Nationalistischen Front fällt bei vielen Skinheads auf fruchtbaren Boden.
In Deutschland fasst die Skinhead-Szene Ende der 1970er-Jahre Fuß. Im Gegensatz zur Skinheadbewegung in Großbritannien ist in Deutschland weniger soziale Not die Triebfeder des sich etablierenden Kultes, sondern eine Protesthaltung gegen die Gesellschaft. Gerade in ostdeutschen Kleinstädten wird das Outfit der Skinheadbewegung zum tragenden Stilelement rechtsorientierter Jugendlicher, die sich in Opposition zur Demokratie nach der Wiedervereinigung sehen.
Skinhead-Musik
Es sind oft rechtsextremistische Skinheadbands in Deutschland, die der verstaubten Ideologie des längst untergegangenen NS-Terrorstaates eine neue Verpackung verleihen. Beispielhaft hierfür steht die CD "Ave et Victoria" der Berliner Band D.S.T. In ihren Liedern beschreiben sie sich als die "SS der Neuzeit", die Juden in Deutschland um ihren Frieden bringt. Wörtlich heißt es in einer Strophe: "Hier kommt der Deutschen Rache. Euer Tod ist beschlossene Sache."
Auch andere Bands gehen über die Glorifizierung des NS-Staates hinaus. Einige Gruppen verherrlichen sogar den Genozid an Juden im Nationalsozialismus, wie beispielsweise die nordrhein-westfälische Skinhead-Band "Weiße Wölfe". Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes zählt sie zu den bekanntesten Szenebands. Auf der CD "Weiße Wut" fordern sie die Verbrennung von "10.000 Juden für ein Freudenfeuer"….
Neben der Diffamierung von Juden ist ein zweites Merkmal vieler Skinheadbands eine dumpfe und menschenverachtende Fremdenfeindlichkeit. Beispielhaft hierfür steht die Thüringer Band "Reichssturm". Sie fordert zu Gewalt gegen griechische Gastronomen, schwarze Fußballspieler und türkische Arbeiter auf. Im Refrain eines Liedes heißt es: "Tritt einfach rein in so 'n dummes Schwein." Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes kommt es nach Konzerten solcher rechter Bands immer wieder zu rechtsextremen Gewalttaten.
Literaturtipps:
Dieter Baacke: Jugend und Jugendkulturen, Weinheim und München 1993, S. 81 f;
Landesamt für Verfassungsschutz, Skinheads: Durchblicke, Nr. 9, 199
Rainer Fromm: Schwarze Geister, Neue Nazis, München 2008, S. 244 ff.