Tod und Schrecken für die Revolution Tscheka: Die sowjetische Geheimpolizei
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27. Dezember 2017, 11:28 Uhr
Die gefürchtete sowjetische Geheimpolizei Tscheka richtete Tausende "Feinde des Kommunismus" gnadenlos hin. Unter den Opfern waren auch viele deutsche Kommunisten. Am 20. Dezember 1917 wurde sie gegründet.
1931 machten sich die Brüder Ewald und Erich Ripperger aus dem Thüringer Wald ins Land ihrer Träume auf – die Sowjetunion. Als überzeugte Kommunisten wollten sie dort den neuen Staat mit aufbauen. Industriearbeiter waren begehrt, so dass die beiden schnell Arbeit fanden und die gesamte Familie nachholten. Doch dann ereilte sie Stalins Terror. Dem älteren Bruder Ewald wurden Verbindungen nach Deutschland vorgeworfen. Er wurde zum Tode verurteilt und im Mai 1938 erschossen.
Dieses Schicksal erlitten viele deutsche Kommunisten in der Sowjetunion. Über 40.000 Menschen sollen den "Säuberungsaktionen" der Geheimpolizei zum Opfer gefallen sein. Ihnen wurde vorgeworfen, die Sowjetunion zu unterwandern und für Hitler-Deutschland zu spionieren. Im Rahmen der sogenannten "Deutschen Operation" wurden sie ab Mitte 1937 systematisch verfolgt.
Schurken, keine Heiligen
Die Arbeit einer Geheimpolizei könne nur von Heiligen oder von Schurken verrichtet werden, aber die Heiligen liefen davon und es blieben nur die Schurken übrig – das soll Felix Dserschinski (auch unter der polnischen Schreibweise Feliks Dzierzynski bekannt) zu Lenin gesagt haben, als er sich wohl ausnahmsweise einmal betrunken hatte. Der Anführer der kommunistischen Bolschewiki hatte seinen Gefolgsmann Dserschinski nach der Oktoberrevolution 1917 als Chef der neuen politischen Polizei, der Tscheka, eingesetzt. Sie sollte die neuen Machtstrukturen festigen.
Tod und Schrecken für die Revolution
Tscheka ist eine Abkürzung für die "Außerordentliche Allrussische Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage". Am 20. Dezember 1917 begann sie ihr unheilvolles Werk. Unter dem überzeugten Bolschewisten Dserschinski sollte sie zum "Schwert der Revolution" werden und nahm zunächst vor allem zaristische Beamte, Geistliche und die wohlhabende Mittelschicht ins Visier. Aber auch in der einfachen Bevölkerung wurden potentielle Gegner der neuen Ordnung gnadenlos verfolgt – ebenso in anarchistischen Kreisen und auch in der Roten Armee, die im Bürgerkrieg der Weißen Armee gegenüberstand.
Die Tscheka griff von Beginn an gnadenlos durch – es kam zu Massenverhaftungen, brutalen Folterverhören und willkürlichen Hinrichtungen. In besonders grausamen Fällen wurden die Opfer bei lebendigem Leib gehäutet, aufgespießt oder gesteinigt, wie der Historiker Bruce W. Lincoln in seinem Buch "Red Victory: A History Of The Russian Civil War, 1918-1921" beschreibt. Die Verbrechen der Tschekisten entwickelten sich schnell zum "Roten Terror", der Tausende zu Tode oder in Lagerhaft bringt.
Genaue Opferzahlen sind nicht überliefert, aber Schätzungen gehen allein von mindestens einer Viertelmillion Ermordeter bis 1922 aus. Bis zur Gründung der Sowjetunion entwickelte sich der Schreckensapparat der Tscheka von zunächst nur ein paar Dutzend Mitarbeitern in Petrograd zu einem todbringenden Netz, das den gesamten nunmehr sowjetischen Machtbereich umfasste – mit Zehntausenden Mitarbeitern, die auch in den entlegenen Regionen jegliches Aufbegehren grausam unterdrückten.
Terror als Werkzeug der Macht
Mit Beginn der Sowjetzeit wurde die Tscheka vom Nachfolgedienst GPU abgelöst. Unter Stalin erlebte die Geheimpolizei einen weiteren Aufstieg. Sie half ihm dabei, alle potentiellen Abweichler von seinem Kurs auszuschalten. Seinen Höhepunkt fand der Terror in den Jahren 1936 bis 1938 als sogenannter "Großer Terror", durch den Stalin in der gesamten Gesellschaft unbarmherzig selektieren ließ. Seine politische Polizei arbeitete mittlerweile als Teil des Innenministeriums NKWD. Unter dieser Bezeichnung wurde sie noch berüchtigter als die Tscheka.
Das Ende des Terrors und seine Aufarbeitung
Nach dem Ende des "Großen Terrors", der Stalin endgültig zum unumschränkten Alleinherrscher machte, stellte das NKWD noch einige Jahre lang die Geheimpolizei der Sowjetunion und war dadurch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auch im besetzten Ostdeutschland im Einsatz – in erster Linie gegen mutmaßliche NS-Täter.
Nach dem Tod Stalins schränkte dessen Nachfolger Nikita Chruschtschow die Befugnisse der politischen Polizei Mitte der 1950er-Jahre merklich ein, bis sie eher denen eines Staatssicherheitsdienstes entsprachen. Auch der Name änderte sich erneut: Die Geheimpolizei war Teil des berühmt-berüchtigten KGB, heute ist der russische Nachfolger als FSB bekannt.
1992 wurde der "Rote Terror" der Tscheka und ihrer Nachfolgedienste in Russland offiziell als Unrecht anerkannt. Bereits ein Jahr zuvor war die 1958 errichtete Bronzestatue Dserschinkis vor der Moskauer Geheimdienstzentrale Lubjanka entfernt und in einen Skulpturenpark verbracht worden – seitdem gab es mehrere Initiativen, sie wieder zurückzuführen, die aber allesamt scheiterten.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: MDR Zeitreise | 24.01.2017 | 21:15 Uhr