Eine Frage der Ehre und des diplomatischen Geschicks
Barbarossa barmt um Getreue
Mitteldeutschland und auch die Reichsburg Kyffhausen rücken ins Zentrum europäischer Politik. Im Sommer 1174 wird die Festung und die zu ihren Füßen gelegene Kaiserpfalz Tilleda zum Sammelpunkt deutscher Ritter. Von der Reichsburg Kyffhausen zieht Barbarossas Heer über das Elsass und die Alpen erneut nach Italien. Allerdings fällt es Friedrich schwer, überhaupt noch deutsche Fürsten für die Teilnahme an seiner Heerfahrt zu gewinnen. Von den großen sächsischen Fürsten begleitet einzig Erzbischof Wichmann den Zug des Kaisers. Besonders schmerzlich trifft Barbarossa die Absage seines bislang treuesten Waffengefährten, Heinrichs des Löwen. Sogar mit einem Kniefall soll Barbarossa versucht haben, seinen Vetter doch noch zur Teilnahme zu bewegen. Die Absage wird sich für Heinrich später bitter rächen ...
Der untreue Heinrich wird verbannt
Barbarossa erkennt die Zeichen der Zeit, auf Dauer sind die Italiener nicht mit Waffengewalt im Reichsverband zu halten. Eine neue Strategie muss her. Jetzt schlägt Wichmanns große Stunde, der Papst Alexander III. 1177 zur Aussöhnung mit Barbarossa bewegt. Nun akzeptiert auch der von Mailand geführte Städtebund die kaiserliche Autorität und erhält im Gegenzug weitgehende Autonomie. Mit diplomatischem Geschick hat Barbarossa das Reich vor dem Zerfall gerettet und seinen Ruf als Friedensfürst gemehrt. Danach rechnet Barbarossa 1181 auf dem Reichstag in Erfurt mit Heinrich dem Löwen ab. Seine Besitztümer werden aufgeteilt, er muss in die Verbannung.
Legenden umwobenes Ende auf dem Kreuzzug
Sechs Jahre später wird im fernen Jerusalem das Schlusskapitel der Barbarossavita eingeleitet. Am 2. Oktober 1187 erobert Sultan Saladin die Heilige Stadt. Vier Wochen später ruft der Papst mit der Bulle "Audita tremendi" zum Dritten Kreuzzug auf.
Barbarossa schwört, sich am großen Rachefeldzug der Christenheit zu beteiligen. In Altenburg, im Herzen seines neugeschaffenen Reichslandes, bereitet sich der nun bald 70-jährige Kaiser auf den Waffengang vor. 1189 reitet er das letzte Mal am Kyffhäuser vorbei. Am 10. Juni 1190 stirbt er auf dem Weg nach Jerusalem, beim Bad in einem kalten Gebirgsfluss südöstlich von Antalya. Mit dem toten Barbarossa ziehen die Ritter weiter. Die Spur seines Leichnams verliert sich im Wüstensand Palästinas.
Die Ungewissheit, was mit seinen leiblichen Überresten passiert ist, war ein ganz wichtiger Punkt, dass sich die Legendenbildung überhaupt an ihn knüpfen konnte. Schon sehr früh ging die Sage um, er wäre gar nicht gestorben, ... , sondern er wäre nur entrückt und würde an unbekannter Stelle darauf warten, wiederzukommen und sein Reich wiederzuerrichten.
Barbarossa hatte alles daran gesetzt, als Friedensfürst und gottgefälliger Kaiser in die Geschichte einzugehen. Und er gab dem mitteldeutschen Raum entscheidende Impulse, als er die verstreuten königlichen Besitzungen zu einem Krongebiet vereinte. Kaum verwunderlich also, dass er ausgerechnet hier zur Sagengestalt aufstieg.
Mitteldeutschland um 1150 Mitteldeutschland ist um 1150 ein Teil Ostsachsens, und Ostsachsen wiederum ist ein Teil des großen Raumes Sachsen, der damals von der Nordsee bis zum Erzgebirge reicht.
Warum zieht der deutsche König nach Rom, um sich die Kaiserkrone zu holen?
Das deutsche Königreich besteht zur Zeit Barbarossas aus den Herzogtümern Franken, Schwaben, Bayern, Sachsen und Lothringen.
Barbarossa besitzt drei Kronen, die deutsche, durch seine Heirat mit Beatrix die Krone des Königreiches Burgund und die Krone des Königreiches Italien, womit nur Oberitalien gemeint ist.
Seit Otto I. 962 in Rom zum Kaiser gekrönt worden war, war die Kaiserkrone an die deutsche Königswürde gebunden. So hatte auch Barbarossa Anspruch darauf.
So zieht er nach Rom, um sich die Kaiserkrone zu holen, weniger aus Gründen des realen als des ideellen Machtzuwachses, denn der
zum Kaiser gesalbte galt auch als der Verteidiger der Kirche und genoss damit eine Vormachtstellung unter den anderen Fürsten und Königen des Abendlandes.
Die Kaisersage
Bereits seinen Zeitgenossen im 12. Jahrhundert galt Kaiser Friedrich I. als Erneuerer des Reiches und so verwundert es nicht, dass die Sage von der Wiederkehr von Friedrich II. auf seinen Großvater Barbarossa umgemünzt wurde.
Dass sich diese Sage speziell auch an den Kyffhäuser knüpfte, lag an der besonderen
politischen Situation dieser Lande im 13. Jahrhundert: Es tobte ein blutiger Erbfolgekrieg, der den Wunsch nach einem starken Kaiser beförderte.
Dass Barbarossa auch als Antipode des Papstes auftrat, machte ihn für die Reformatoren interessant.
Seine Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert hängt mit der erstarkenden Nationalbewegung zusammen.
Im Vorfeld der Revolution 1848/49 wird die Sage mit freiheitlichen, demokratischen Zügen aufgeladen, dann schläft Barbarossa und die Sage mit ihm ein, bis es 1871 zur Reichseinigung kommt.
Dann bricht eine regelrechte Euphorie aus, auf Festen, in Gedichten, Schauspielen wird Barbarossa gefeiert. Und Kaiser Wilhelm I. gibt sich als der wiedererstandene Barbarossa aus, er trägt den Beinamen Barbablanca.
Unter Wilhelm II. wird dann der Mythos genutzt, um diesem neuen Reich, das noch ohne Legitimation und Tradition da steht, eine Verankerung in der Geschichte zu geben. Wilhelm II. lässt das Denkmal auf dem Kyffhäuser errichten.