Friedrich I. Barbarossa: Der Friedensfürst
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11. August 2009, 23:05 Uhr
Barbarossa steht für die goldene Zeit des Mittelalters. Mit diplomatischem Geschick und entschlossenem Handeln beendete er eine Ära blutiger Kämpfe. So mehrte er seinen Ruf als Friedensfürst, seinen Feinden galt er gleichwohl als gnadenlos. Lesen Sie ein Porträt Barbarossas.
Vom König zum Kaiser
Friedrichs Herkunft prädestiniert ihn für die Rolle des Frieden stiftenden Königs. Als Sohn des Staufers Friedrich II. und der Welfin Judith stammt er von zwei verfeindeten, das Reich dominierenden Adelsgeschlechtern ab. Nach dem Tod seines Onkels Konrads III., der ihn anstatt seines eigenen Sohnes zum Nachfolger bestimmt, wird Friedrich in Aachen zum König gekrönt. Noch im selben Jahr - also 1155 - ruft Friedrich I. die sächsischen Großen zum Hoftag nach Merseburg, verkündet dort den "Reichslandfrieden" und setzt so der Willkür der unzähligen Adelsgeschlechter erste Grenzen. Den Erlass unterschreibt er bereits mit "Friedrich, von Gottes Gnaden römischer Kaiser"!
Anschließend kümmert er sich um eine ausgewogene Machtbalance unter den Fürsten im Reich. Ohne seinen Vetter Heinrich den Löwen hätte es Friedrich I. nie auf den Königsthron geschafft. Auch braucht er den mächtigen Herzog von Sachsen, um Italien, die Schatztruhe des Reiches, wiederzugewinnen. Ebenso muss Friedrich I. aber Heinrichs zahlreiche Feinde, die ostsächischen Fürsten, bedienen. Deswegen ernennt er den Wettiner Wichmann zum Magdeburger Erzbischof - ebenfalls ohne den Papst zu fragen - und schafft so ein Gleichgewicht.
1155 Krönung zum Kaiser
Friedrich I. bestimmt die Geschicke des Reiches über fast vier Jahrzehnte. Eine kleine Ewigkeit. 1152 wird der etwa 30-Jährige zum König gekrönt, bereits 1155 zum Kaiser. Gegen Ende seines Lebens ist das Reich geeint wie nie zuvor. Deswegen wird man sich fast 700 Jahre später - nach der Reichsgründung 1871 - wieder auf den Rotbart berufen. In Mitteldeutschland erinnert das Denkmal auf dem Kyffhäuser an ihn.
Dort befindet sich zu Friedrichs Zeiten eine Reichsburg, anfangs sein einzig sicherer Stützpunkt im Osten! Um das Land ringsherum tobt seit Jahrzehnten ein erbitterter Kampf zwischen den sächsischen Fürstengeschlechtern, der das Reich immer noch zu zerreißen droht. Die Reichsprovinz Sachsen erstreckt sich in jener Zeit immerhin von der Nordsee bis zum Erzgebirge.
Barbarossa in Italien
Doch Bündnisse wandeln sich, Freund- und Feindschaft liegen, wie im Falle Heinrichs des Löwen, nah bei einander. Hilft "der Löwe" ihm anfangs, mit militärischer Macht die Autorität der Krone in Italien wiederherzustellen, so verweigert er dem Kaiser später die Waffenhilfe gegen die immer wieder aufflammenden Unruhen jenseits der Alpen, weil Barbarossa ihm die reiche Kaiserstadt Goslar nicht als Gegenleistung geben will. Die Folgen sind verheerend. 1176 wird Barbarossa vernichtend von den Mailändern geschlagen. Bald schlägt Wichmanns große Stunde. Unter seiner Vermittlung kommt es 1177 zur Aussöhnung von Papst Alexander III. und dem Kaiser. Danach akzeptiert auch der von Mailand geführte Städtebund die kaiserliche Autorität und erhält im Gegenzug weitgehende Autonomie. So rettet Barbarossa das Reich vor dem Zerfall und mehrt seinen Ruf als Friedensfürst. Auf dem Reichstag von Erfurt 1181 rechnet er dann mit Heinrich dem Löwen ab. Dessen riesiger Besitz wird unter seinen alten Gegnern aufgeteilt.
Barbarossa und sein letzter Kampf
Sechs Jahre später bricht Barbarossa auf zu seinem letzten Kampf. Nachdem Sultan Saladin 1187 die Heilige Stadt erobert hat, ruft der Papst zum Kreuzzug auf. Der bald 70-jährige Kaiser schwört, sich an dem Rachefeldzug der Christenheit zu beteiligen. Auf dem Weg dorthin stirbt er am 10. Juni 1190 südöstlich der türkischen Stadt Antalya beim Bad im kalten Gebirgsfluss Saleph. Mit dem toten Barbarossa ziehen die Ritter weiter. 15 Kilometer vor Jerusalem kommt ihr Kreuzzug endgültig zum Stehen. Und so verliert sich auch die letzte Spur Barbarossas im Wüstensand.
Das nährte die Legendenbildung. Bald hieß es, Barbarossa schliefe im Kyffhäuser unter den Ruinen seiner alten Reichsburg, um in der Not wiederzukehren und das Reich zu einen. Die Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts entdeckte die Legende neu. So ließ Kaiser Wilhelm II. dem Rotbart auf dem Kyffhäuser ein Denkmal setzen.
Adela von Vohburg (1128-1187)
DIE ERSTE EHEFRAU. 1147 heiratet Herzog Friedrich von Schwaben Adela von Vohburg. Die Ehe bleibt auch nach fünf Jahren kinderlos. Als Friedrich deutscher König wird, ist Adela für ihn ein Hindernis. Um seine Machtposition auszubauen, lässt er sich scheiden und sucht nach einer Frau mit gewichtigerem politischen und territorialen Hintergrund. Offiziell wird aber das zu enge Verwandtschaftsverhältnis als Scheidungsgrund angegeben. Friedrich gestattet es seiner Ex-Frau, sich erneut zu verheiraten. Allerdings behält er auch nach der Scheidung das von ihr mit in die Ehe eingebrachte Egerland.
Beatrix von Burgund (ca. 1144-1184)
DIE ZWEITE EHEFRAU. Am 17. Juni 1156 heiratet Kaiser Barbarossa seine zweite Frau, die junge Beatrix. Lange war der geschiedene König auf Brautschau, um eine Partie zu finden, die seine Position auf dem Thron festigt. Schließlich fällt seine Wahl auf die verwaiste Beatrix von Burgund, deren territoriale Mitgift die Hausmacht des Staufers erheblich stärkt. Wie alt Beatrix bei ihrer Eheschließung ist, ist nicht ganz gewiss. Vermutlich zwischen 12 und 15. Aus der Verbindung gehen später zehn Kinder hervor.
Heinrich der Löwe (ca. 1130-1195)
GETREUER UND GEGNER. Heinrich, ein Welfe, und Friedrich sind Vettern. Lange Zeit steht Heinrich, wenn auch nicht uneigennützig, Friedrich bei seinen Feldzügen zur Seite und sichert sich so dessen Gunst. Folglich wird er von Friedrich mit Titeln und Ländereien belohnt. Erst als Heinrich 1176 für Barbarossa unannehmbare Forderungen stellt und sich schließlich weigert, den Kaiser in einem erneuten Kampf gegen die norditalienischen Städte zu unterstützen, beginnt sein Stern zu sinken. Heinrichs Gegner bekommen nun Oberwasser. Friedrich verhängt über ihn die Acht, entzieht ihm mit Gewalt seine Reichs- und Eigentümer. Seine Gegner, die Wettiner, Askanier und die Ludolfinger, profitieren davon. Heinrich muss ins Exil.
Wichmann von Magdeburg (1115-1192)
ERZBISHOF VON MAGDEBURG. Wichmann von Seeburg-Querfurt gehört zum Hause der Wettiner. Er schlägt eine erfolgreiche Laufbahn als Kleriker ein. 1152 wird er auf Drängen des neuen deutschen Königs Friedrich Erzbischof von Magdeburg. Durch diese eigenmächtige Handlung gerät Friedrich in einen Dauerkonflikt mit dem Papst. Allerdings wird Jahrzehnte später dieser Erzbischof von Magdeburg zur Aussöhnung zwischen Kaiser und Papst betragen.