Dr. Stefan Hördler vor Glaswand 3 min
Bildrechte: Thomas Krüger / Spiegel TV

MDR und SPIEGEL TV Filmvorführung und Diskussion zur NS-Tätergeschichte

20. Januar 2025, 05:00 Uhr

Ein Fotoalbum gibt neue Einblicke, bisher nie gezeigte Aufnahmen. Schauplatz ist das KZ-Lichtenburg, ein Ort in Sachsen-Anhalt. Es prägte die Lebensläufe tausender SS-Männer. Im Vorfeld des Holocaust-Gedenktages, der 2025 zum 80. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung an die Opfer des NS-Vernichtungssystems erinnert, stellen SPIEGEL TV und MDR ihr ARD-History-Projekt zu diesem „Vergessenen Fotoalbum“ am 21. Januar 2025 im Berliner Filmpalast Delphi vor – bestehend aus Doku und dem Podcast „NS-Cliquen – Von Menschen und Mördern“. Angela Merkel, Bundeskanzlerin a. D., wird im Anschluss mit Schülerinnen und Schülern diskutieren.

Worum geht es in der Doku?

Der Historiker Dr. Stefan Hördler hat bei seinen Recherchen vor Jahren ein Foto-Album entdeckt: "SS-Erinnerungen" steht auf dem Einband. Darin finden sich mehr als 200 Fotos, fast ausschließlich mit Männern. Das Album war viele Jahrzehnte verschollen. Die Fotos wurden noch nie veröffentlicht. Stefan Hördler analysiert seit mehr als 15 Jahren Fotos der NS-Zeit und tritt als Gutachter in Straf-Prozessen gegen NS-Täter auf. Er hat eine besondere Begabung, denn er ist in der Lage, sich Hunderte Gesichter zu merken. Eine Fähigkeit, die ihm bei der Entschlüsselung des Albums hilft: Die Bilder sind nicht beschriftet oder datiert, es gibt keine Ortsangaben. Wer sind die Männer darauf? Was ist ihre Geschichte? Einige erkennt er sofort: spätere Mordspezialisten, KZ-Kommandanten, Schutzhaftlagerführer. Es sind Männer, die in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind, doch ohne die das KZ-System nicht möglich gewesen wäre. In diesem Album sieht man sie lächelnd, Fußball spielend, stolz posierend, in der Zeit vor ihren Taten.

Worum geht es im Podcast?

Der Podcast "NS-Cliquen: Von Menschen und Mördern" beschäftigt sich – ähnlich wie die Dokus - mit den Akteuren, die Teil des Massenmords der Nationalsozialisten waren; diesen mit organisiert, mit gesteuert, unterstützt, gefördert, rationalisiert und professionalisiert haben. Dr. Stefan Hördler und die Journalistin Leonie Schöler gehen den Fragen auf den Grund: Müssen wir nicht – um wirklich aus der Geschichte lernen zu können – begreifen, wer die Mörder waren und wie viele kleine Schritte notwendig waren, um das große System am Laufen zu halten? Wie fanden sich Cliquen und Netzwerke? Wie verteilte sich Schuld und wer profitierte davon?

In acht Folgen stellt der Podcast Menschen vor, die der breiten Öffentlichkeit unbekannt sind, die aber einen erheblichen Anteil am System hatten. Es geht um Raub und Bereicherung, um Frauen, die im KZ Angestellte des öffentlichen Dienstes waren, Lehrer als Unterstützer des Mord-Apparates, freiwillige Helfer, gegenseitige Protektion und das Zuschanzen von Posten.

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