Weinbau im Elbland
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12. April 2011, 18:34 Uhr
Ausgehend von Mosel und Rhein dehnte sich der Weinbau immer weiter nach Osten aus. Vor reichlich 1.000 Jahren hatte er das Gebiet von Saale-Unstrut erreicht.
Erste Versuche mit Rebpflanzungen in Sachsen sind zum Beispiel bei Leipzig und Ostrau nachweisbar. Aber erst an den sonnigen Hängen des Elbtals mit ihren lockeren und warmen Böden fand die Rebe dann dauerhaft eine neue Heimat. Die Kirche, die Klöster und wohl auch fränkische Siedler haben den Weinbau nach Sachsen gebracht, denn die Kirche benötigte den Wein fürs Abendmahl und auch als Desinfektionsmittel in den kirchlichen Hospitälern.
Otto der Reiche legt den Grundstein
Der Sage nach soll Bischof Benno den Wein nach Sachsen gebracht haben. Allerdings wird in der urkundlichen Ersterwähnung nicht Benno, sondern Markgraf Otto der Reiche genannt. Einer im Staatsarchiv liegenden Urkunde nach hat Otto der Reiche 1161, also genau vor 850 Jahren, einen Weinberg an die Kapelle Sankt Egidien übereignet. 30 Jahre nach der urkundlichen Ersterwähnung erwarb das Kloster Altzella im Jahr 1195 das Dorf Zadel bei Meißen und betrieb dort Weinbau. Danach dehnte sich der Weinbau im Elbtal aus. So wurden 1272 erstmals Weinberge in Seußlitz und Diesbar urkundlich erwähnt.
5.000 Hektar Rebfläche im 15. Jahrhundert
Ab dem 14. Jahrhundert wurde der Wein auch außerhalb der Flusstäler von Elbe und Elster gepflanzt. So war beispielsweise Senftenberg im heutigen Bundesland Brandenburg damals eine blühende Weinstadt. Die Weingutanlage Hoflößnitz in Radebeul wurde 1401 durch Markgraf Wilhelm I. begründet. 1403 wurden die Weinberge in Pillnitz erstmals erwähnt, 1436 in Weinböhla und 1473 in Süptitz bei Torgau. Im 15. Jahrhundert zählte man über 4.000 Hektar Rebfläche in Sachsen, im 17. Jahrhundert waren es bereits 5.000 Hektar. Dies war die größte Ausdehnung des Weinbaus in Sachsen.
Streben nach Qualität und Ansehen
Ab dem 16. Jahrhundert gingen die Sachsen dazu über, Maßnahmen zur Anhebung von Qualität und Ansehen ihres Weins durchzuführen. So erarbeitete beispielsweise Kurfürst August die erste Weinbergsordnung, die von seinem Nachfolger Christian I. im Jahr 1588 für verbindlich erklärt wurde. Auch die Einführung des Terrassenweinbaus zu Beginn des 17. Jahrhunderts führte zu einer besseren Qualität der einheimischen Weine. Die ersten terrassierten Weinberge entstanden in Cossebaude und Zscheila.
Reblaus vernichtet nahezu alle Pflanzen
Einen Rückschlag mussten die sächsischen Weinbauern in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hinnehmen. Aufgrund von Misswuchs, Frost, Krieg, der Einschränkung der Zollgrenzen und das Aufkommen anderer Getränke gingen die Erträge stark zurück. Um diese Entwicklung zu stoppen, wurde 1799 die Sächsische Weinbaugesellschaft gegründet. Sie war die erste ihrer Art in Europa und gilt als Vorläufer des Weinbauverbandes Sachsen. Von besonderer Bedeutung waren unter anderem die wissenschaftlichen Arbeiten der Weinbaugesellschaft und die Gründung der ersten Europäischen Winzerschule auf dem Fürstenberg in Meißen. In den darauffolgenden Jahren erholte sich der Weinbau wieder, bis der Reblausbefall 1887 nahezu alle Reben zerstörte. Nach der Jahrhundertwende drohte der Weinbau in Sachsen fast ganz zum Erliegen zu kommen. 1907 wurden durch Reinhold Bahrmann die ersten Weinberge in Diesbar-Seußlitz mit veredelten Pflanzen wieder aufgerebt. Er machte damit anderen Winzern Mut, die ebenfalls einen neuen Versuch starteten. Wesentliche Verdienste um die Wiederbelebung des Weinbaus in Sachsen erwarb sich vor allem Landwirtschaftsrat Carl Pfeiffer. Anfang des 20. Jahrhunderts modernisierte Pfeiffer, der aus Oppenheim in Rheinhessen nach Sachsen kam, den Weinbau in Sachsen.
Viele private Weingüter nach der Wende
Mit der Gründung des "Kleinweinbauvereins" 1929 blühte der Weinbau schließlich wieder auf. Innerhalb kurzer Zeit stieg die Mitgliederzahl des Vereins auf einige Hundert. Teilweise schon verwilderte Weinbergsanlagen wurden mit reblausresistenten Unterlagsreben wieder bewirtschaftet. Die meisten Winzer hatten aber keine Möglichkeit, ihre Trauben selbst zu keltern und zu verkaufen. Die Weinhändler waren zudem am Aufkauf kleiner Mengen nicht interessiert. Einen Ausweg aus dieser Situation brachte die Bildung der Sächsischen Winzergenossenschaft am 9. Mai 1938. Sie entwickelte sich zum Fundament des Weinbaus in Sachsen. Auch die Steillagen wurden wieder bepflanzt. Nach der politischen Wende wurden viele private Weingüter gegründet. Die Qualität der Weine ist hoch – seit Jahren werden Sachsens Weine prämiert.
Quelle: Weinbauverband Sachsen
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: Sonne im Glas: 850 Jahre sächsischer Wein | 05.10.2011 | 20:15 Uhr