Wie der Kaffee nach Europa kam
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25. Oktober 2021, 15:41 Uhr
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Der Ursprung
Der Brauch, ein heißes Gebräu aus gerösteten Kaffeebohnen zu trinken, soll aus Ostafrika, wahrscheinlich Äthiopien, stammen. Das bekannteste Gebiet für den Kaffeeanbau wird im Mittelalter der Jemen – mit seiner Handels- und Hafenstadt Mokka.
Der Einzug nach Europa
Von dort aus kommen die exotischen Bohnen im 17. Jahrhundert nach Europa. Christlich-eurpäische Händler lernen die Kaffeebohnen an den Karawanenstraßen kennen und bringen sie mit in ihre Heimat. Einmal angekommen, war der Siegeszug des Kaffees nicht mehr aufzuhalten. Vorerst war er als Getränk aber nur für bestimmte, sprich wohlhabende Kreise vorgesehen. Laut Historiker Ulf Morgenstern waren es zunächst nur eine begrenzte Gruppe städtischer Eliten und der Adel, die in den Genuss des schwarzen Getränkes kamen. Die ersten Kaffeetrinker waren übrigens vor allem Männer – bis es Kaffeekränzen für Damen gab, musste noch einige Zeit vergehen.
Kaffee war ein absolutes Luxusgut und das brachte in eine hochkultivierte Welt, wie es Europa in der frühen Neuzeit war, eine völlig neue kulturelle Dimension des Essens und Trinkens. Die Getränke vorher waren entweder reine Zweckgetränke, dass man Wasser getrunken hat oder Bier gegen den Durst. Oder es waren Luxusgetränke wie Wein oder Brände. Aber ein nichtalkoholisches Genussgetränk war völlig unbekannt.
Die Kaffeesachsen
Seit 1694 trinken auch die Leipziger ihren Kaffee. Schon bald auch in einem der ersten Kaffeehäuser Deutschlands, dem "Coffee Baum". Nach anfänglichen Vorbehalten avanciert Sachsen zum Kaffeeeland. Die Bürger sind begeistert von ihrem "Schälchen Heeßen". Die Nachfrage nach den Bohnen steigt, die europäischen Kolonialmächte starten im 18. Jahrhundert einen Wettlauf um die Anbaugebiete in Mittelamerika, Afrika, Indien und später Australien. Alle Versuche, den Kaffee auch in Europa anzubauen, scheitern.
Das Volksgetränk
Mitte des 19. Jahrhundert wird der Kaffee zu einem Volks- und Massengetränk. Dazu hat es zwei Entwicklungen bedurft: Die eine ist die Massenproduktion von Kaffee auf Plantagen in Südamerika. Die andere ist eine Kaufkraft bei einfacheren Bevölkerungsgruppen. Das ist für den Kaffee in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Fall, als die Industrialisierung einen relativen Wohlstand bei breiten Arbeiterschichten hervorruft. Um 1850 ist der Kaffe in Deutschland, ebenso wie in Europa, ein Massengetränk. In den einfachen Bevölkerungsschichten wird der Kaffee teilweise aus größeren Geschirrgefäßen getrunken und den ganzen Tag über warm gehalten, neu aufgegossen und darin Brot getunkt. So wurde er zu einer energiespendenden Suppe, die man den ganzen Tag zu sich nehmen konnte. Kaffee hilft dem Arbeiter, der arbeiten wollte, aber auch seinem Arbeitgeber, dem Fabrikherren, der ein Interesse an wachen Arbeitern hatte.
Der Ersatzkaffee
Kaffee schenkt Nüchternheit und Konzentration und durchdringt alle Schichten. Doch die Volksvorliebe für exotische Kaffeebohnen stürzt enheimische Gerste- und Malzproduzenten in eine Existenzkrise. Um sie zu schützen, beschränkt der preußische Staat den Import und Verkauf von Bohnenkaffee und besteuert diesen stark. In den Familien ist bis in die 1950-er Jahre der Ersatzkaffe der Standardkaffee. Nur dann sonntags oder zu besonderen Anlässen wird Bohnenkaffee getrunken. Einheimische Produzenten freut es – wie zum Beispiel die Großeinkaufgenossenschaft Malzkaffee aus Chemnitz. Um den Konsum anzukurbeln, wirbt sie 1925 damit, am Besten auch allen Kindern Getreidekaffee aufzutischen.
Der Kaffeefilter
Der Kaffee zog in die bürgerliche Besuchskultur ein und war um 1900 ein fester Bestandteil in den Haushalten aller Schichten. Der von Melitta Benz erfundene Kaffeefilter verändert dabei die Welt des Kaffeegenusses. Plötzlich hatte jeder die Möglichkeit, kaffeesatzfreien Genuss zu produzieren, auch die Hause. Dabei hat am Anfang vermutlich auch die mögliche feine Dosierung des teuren Kaffeemehls eine Rolle gespielt.