1908: Melitta Benz gründet eigene Firma Der Kaffeefilter: Eine Erfindung aus Dresden
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16. Dezember 2020, 11:26 Uhr
Bevor Kaffeevollautomaten wie heute per Knopfdruck Latte Macchiato und Cappuccino machten, wurde Kaffee per Hand mit heißem Wasser aufgebrüht. Zurück blieb Kaffeesatz und ein bitterer Nachgeschmack. Damit wollte sich Melitta Bentz nicht zufrieden geben.
Ein Löschblatt brachte Melitta Bentz auf die Idee
Kaffeekrümmel zwischen den Zähnen - für Hausfrau Melitta Bentz aus Dresden unerträglich. Sie will Abhilfe schaffen - und greift 1908 zu Hammer und Nagel und durchlöchert damit den Boden eines Messingtopfs. Darauf legt sie zugeschnittenes Löschpapier aus den Schulheften ihrer Söhne. Den Topf stellt sie auf eine Kanne, gibt Kaffeepulver hinzu, heißes Wasser und schon tropft der Kaffee klar und ohne Satz in die Kanne. Der Kaffeefilter ist erfunden - und mit ihm geht die Idee für das Unternehmen "Melitta" einher.
Der Kaffeefilter muss sich verkaufen - auch dank Werbung
Melitta Bentz will ihre Erfindung schützen. Im Sommer 1908 lässt sie sich beim Kaiserlichen Patentamt zu Berlin den "Kaffeefilter mit nach unten gewölbtem, mit einem Abflussloch versehenen Boden und lose einliegendem Siebe" patentieren. Den Begriff "Filtertüte" lässt sich das Unternehmen als Warenzeichen registrieren. Bis heute dürfen nur Melitta-Produkte so heißen. Noch im selben Jahr gründet Melitta mit Mann und Kindern in Dresden ein Familienunternehmen. Bald stellen sich erste Erfolge ein. Der "Filtrierapparat" erhält auf der internationalen Hygieneausstellung von 1910 ihrer Heimatstadt goldene und silberne Medaillen.
Das stetig wachsende Unternehmen bezieht neue Räume und beginnt in den 1920er-Jahren mit der ersten eigenen Filtertütenproduktion. Dabei gelingt 1936 ein entscheidender Schritt: der nach unten schlitzförmig zulaufende Filterkörper. Passend dazu kommen die heute als Filtertüten bekannten Kaffeefilter mit dazu. Während heute nahezu jedes Kind weiß, wie man einen Kaffeefilter benutzt, musste den Konsumenten früher die korrekte Benutzung erklärt werden - mit einer 26-zeiligen Gebrauchsanweisung und jeder Menge Werbung.
Melitta Bentz Melitta Benz wurde am 31. Januar 1873 in Dresden geboren, unter dem Namen Amalie Auguste Melitta Liebscher. Sie heiratete Emil Hugo Bentz, die beiden bekamen zwei Söhne: Willy und Horst. Als sie 1908 den Kaffeefilter erfand, gründete sie noch im Dezember desselben Jahres ein Familienunternehmen mit ihrem Namen: Melitta. Das wurde am 15. Dezember mit einem Eigenkapital von nur 73 Pfennigen in das Handelsregister eingetragen. Bis zu ihrem Tod 1950 war Bentz das "soziale Gewissen" der Firma, die Mitarbeiter bekamen schon früh Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Das Familienunternehmen Melitta
Die ersten Mitarbeiter im Unternehmen Melitta sind ihr Ehemann Emil Hugo und die beiden Söhne. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs führt Melitta Bentz den Betrieb, da ihr Mann im Kriegseinsatz ist. Die Filterherstellung ruht, da das Papier knapp wird und die Regierung die Kaffee-Einfuhr sperrt. Melitta Bentz erwirtschaftet den Lebensunterhalt für die Familie mit dem Verkauf von Kartons.
Nach Kriegsende wächst die Firma schnell, der Export in die Tschechische Republik und die Schweiz lassen die Firma in Dresden an ihre räumlichen Grenzen stoßen. Bei einer Reise stößt das Ehepaar Bentz auf die Gebäude einer stillgelegten Schokoladenfabrik in Minden. 1929 wird die Firma umgesiedelt. Seither ist Minden der Sitz des Unternehmens. Später übernehmen die beiden Söhne das Unternehmen, 1963 wird die erste Niederlassung in den USA gegründet. Heute steht Melitta, der Vorname einer Dresdner Hausfrau, die einst einfach keine Krümel mehr in ihrem Kaffee haben wollte, für eine internationale Unternehmensgruppe.
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im TV: Geschichte Mitteldeutschlands - Das Magazin | Genuss ohne Krümel – Die Erfindung des Kaffeefilters in Dresden | 26.05.2015 | 21:15 Uhr