#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 15. Dezember

15. Dezember 2022, 05:00 Uhr

1908: "Melitta" in Dresden gegründet

Am 15. Dezember 1908 gründet das Ehepaar Melitta und Hugo Bentz mit einer Eintragung ins Dresdner Handelsregister ihr Familienunternehmen "Melitta" für Filtertüten. Ihr Startkapital beträgt 73 Reichspfennige.

In der damaligen Zeit, als Kaffee noch per Hand mit heißem Wasser aufgebrüht wird, störte sich die Dresdnerin Melitta Bentz an dem in der Tasse zurückbleibenden bitteren Kaffeesatz und sucht nach Alternativen: Sie durchlöcherte den Boden eines Messingtopfes und legte ein Löschpapier aus den Schulheften ihres Sohnes darauf. Den Topf stellte sie auf eine Kanne, gab Kaffeepulver hinzu und übergoss ihn mit heißem Wasser und kochte so klaren Kaffee. Ihre Erfindung ließ sie im Sommer 1908 beim Berliner Patentamt patentieren. Firmensitz ist ab da die Wohnung der Familie in der Marschallstraße 31 in Dresden. 1929 siedelt das Unternehmen ins westfälische Minden um, wo das Unternehmen noch heute ansässig ist.

1947: Londoner Konferenz endet

Am 15. Dezember 1947 endet die Londoner Außenministerkonferenz. Auf der Konferenz trafen sich ab dem 25. November 1947 die Außenminister der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs Frankreich, Großbritannien, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion in London. Es wurde die Zukunft Deutschlands diskutiert und Themen wie die Höhe der Reparationskosten, die wirtschaftliche Lage und die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze besprochen. Zum letzten Mal wird eine Einführung einer gesamtdeutschen Regierung für alle Besatzungszonen verhandelt. Die Siegermächte konnten sich jedoch nicht einigen und es kam zu einem Bruch zwischen den drei westlichen Staaten und der Sowjetunion.

Deshalb kommen die Außenminister Frankreichs, Großbritanniens und der Vereinigten Staaten sowie der Benelux Staaten im Februar 1948 auf der Londoner Sechsmächtekonferenz zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Die teilnehmenden Staaten streben eine gemeinsame Regierung und die Neugründung eines westdeutschen Staates an. Mit der Sowjetunion gibt es keine weitere Zusammenarbeit. Diese tritt im März 1948 aus der provisorischen Regierung, dem Alliierten Kontrollrat, aus und beendet die gemeinsame Viermächteverwaltung. Im Jahr 1949 werden schließlich zwei deutsche Staaten gegründet.

1961: Todesurteil Adolf Eichmann

Am 15. Dezember 1961 wird der frühere SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann vom Bezirksgericht Jerusalem zum Tode durch Erhängen verurteilt. Das Urteil wird im darauffolgenden Jahr in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1962 vollstreckt. In dem Prozess sagt Eichmann aus, er sei sehr genau gewesen und habe gemäß den Vorschriften und Befehlen gehandelt. Außerdem sei sein "persönlicher Umgangston nie schroff" gewesen.

Adolf Eichmann 3 min
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Eichmann und seine Dienststelle im Reichssicherheitshauptamt plante und organisierte den Transport der europäischen Juden in die Vernichtungslager und war an der Entwicklung von Vergasungsmethoden beteiligt. Er soll sogar etliche Vernichtungslager persönlich besucht und Vergasungen beobachtet haben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hält sich Eichmann zunächst in Norddeutschland versteckt und arbeitet bei einem Forstamt am Rand der Lüneburger Heide, bevor er sich Ende 1950 nach Argentinien absetzt. Dort lebt er unter dem Namen Ricardo Klement in der Nähe von Buenos Aires. Hier wird er im Mai 1960 von Mossad-Agenten entführt und nach Israel gebracht. Ein Jahr später beginnt der Prozess in Jerusalem.

1975: Ehepaar Guillaume verurteilt

Am 15. Dezember 1975 werden die DDR-Spione Christel und Günter Guillaume in der Bundesrepublik zu acht bzw. 13 Jahren Haft wegen Landesverrats verurteilt. Die Stasi schleuste die beiden 1956 als angebliche DDR-Flüchtlinge in die Bundesrepublik ein. Sie engagierten sich in der SPD und machten schnell Karriere. Ab 1972 arbeitete Günter Guillaume, eigentlich "Offizier im besonderen Einsatz" für die Abteilung für Auslandspionage der Stasi, als persönlicher Referent für Bundeskanzler Willy Brandt. Die von den Guillaumes übermittelten Informationen waren für die Stasi jedoch nicht von herausragender Bedeutung.

Im April 1974 wird Günter Guillaume als Stasi-Agent entlarvt und mit seiner Frau in ihrer Bonner Wohnung festgenommen. Der BND enttarnte das Ehepaar Guillaume zuvor anhand von Glückwünschen der Stasi aus den 1950er-Jahren. Die Ereignisse lösen einen Skandal, die sogenannte Guillaume-Affäre in der Bundesrepublik aus, die zum Rücktritt Willy Brandt im Mai 1974 führte. Im Austausch gegen bundesdeutsche Häftlinge, die wegen Spionage verurteilt waren, kehren die Guilaumes 1981 in die DDR zurück.

2000: Tschernobyl entgültig stillgelegt

Am 15. Dezember 2000 wird der letzte noch in Betrieb befindliche Reaktorblock III des Kernkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine stillgelegt. Bis dahin lieferte der Reaktor rund fünf Prozent des Stroms der Ukraine. Nach wiederauftretenden Störungen und auf Druck der Europäischen Union wird er abgeschaltet. Das Ereignis wird live übertragen. Außerdem werden Ersatzreaktoren im ukrainischen Rowno und Chmelnizk errichtet, die von der EU mitfinanziert werden.

Im April 1986 kommt es in Tschernobyl zu einem der bis heute größten Unfälle in einem Kernkraftwerk. Auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse wird Tschernobyl als "INES 7" eingestuft. Es ist damit das erste Ereignis in der höchsten Kategorie katastrophaler Reaktorunfälle.

Aktuelle Kamera - Kommentar zu Tschernobyl 4 min
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Von der Reaktorkatastrophe am 26. April 1986 erfahren die Bürger der DDR vor allem aus den Westmedien. Seitens der SED-Führung gibt es vorerst eine Informationssperre. Erst am 28. April 1986 bringt die "Aktuelle Kamera" eine Kurzmeldung zum Unglück: "Im Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine hat sich eine Havarie ereignet."

Laut WHO, UNO und der Internationalen Atomenergie-Organisation gibt es weltweit insgesamt rund 4.000 Todesopfer- vor allem durch Krebserkrankungen. Direkt der Katastrophe zugeschriebene Todesfälle, größtenteils infolge von akuter Strahlenkrankheit, gibt es weniger als 50.

2004: Urteil zum Jugendwerkhof Torgau

Am 15. Dezember 2004 urteilt das Berliner Kammergericht, dass die Anordnung zur Unterbringung im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau die Menschenrechte der betroffenen Jugendlichen grundsätzlich schwerwiegend verletzt habe. Die Einweisungen seien unabhängig von den Gründen für die Anordnung mit wesentlichen Grundsätzen einer freiheitlichen rechtsstaatlichen Ordnung unvereinbar.

Wer in der DDR in einen Jugendwerkhof eingewiesen wird, gilt in den Augen des SED-Staates als schwer erziehbar. Die Einrichtung in Torgau ist die letzte Station für Jugendlich, die aus Sicht des Regimes als besonders schwere Fälle gelten. Zwischen 1964 und 1989 werden hier 4.000 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren eingewiesen. Am 17. November 1989 wird der letzte Jugendliche aus Torgau entlassen.

2016: Waldesterben in Thüringen

Am 15. Dezember 2016 legt das Forstministerium in Erfurt den Waldzustandsbericht vor. Aus diesem geht hervor, dass es den Thüringer Wäldern so schlecht geht wie seit zwanzig Jahren nicht mehr. Das geht aus dem Waldzustandsbericht hervor, den das Forstministerium in Erfurt am 15. Dezember 2016 vorgelegt hat. Demnach ist nur noch jeder fünfte Baum in Thüringen gesund. Gründe dafür seien lange Trockenphasen, Schädlinge sowie Schadstoffe aus der Luft und der Klimawandel.

Markant verschlechtert habe sich unter anderem der Zustand von Kiefer und Buche. Die trockenen Sommer der Jahre 2015 und 2016 sowie schneearme Winter hätten zu einer Schwächung der Bäume und starker Blüte und Fruchtbildung geführt, so heißt es im Bericht.

Die Messungen zeigen die schlechtesten Werte seit 20 Jahren. Wir sehen das Ergebnis als Warnhinweis, den wir sehr ernst nehmen. Wir arbeiten mit vereinten Kräften daran, Thüringens Wälder gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen.

Birgit Keller Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft

Seit 1991 wird jährlich der Zustand der Waldbäume begutachtet. Für die Erhebung 2016 wurden stichprobenartig über 8.000 Bäume untersucht. Die Ergebnisse werden jedes Jahr im Waldzustandsbericht der Bundesländer veröffentlicht.