Eine Straßenbahn der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) fährt am Morgen vor der Altstadtkulisse mit der Frauenkirche (l) und der Kuppel der Kunstakedmie mit dem Engel «Fama» über die Albertbrücke.
Heute prägt die Kirche wieder das Stadtbild Dresdens. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Weihe am 30. Oktober 2005 Die Frauenkirche in Dresden: Der Weg zum Wiederaufbau

29. Oktober 2020, 17:32 Uhr

In der DDR wollte man die Frauenkirche nicht wieder aufbauen. In den 1960er-Jahren bekam die Ruine als Mahnmal eine neue Bedeutung. Nicht ungeteilt war die Hoffnung auf einen Wiederaufbau, die mit dem "Ruf aus Dresden" 1990 neu genährt wurde. Im Mai 1994 begann der Wiederaufbau der Frauenkirche tatsächlich. Der Grundstein für die neue Frauenkirche wurde am 27. Mai gelegt. Am 30. Oktober 2005 wurde das Gotteshaus wieder geweiht und seiner Bestimmung übergeben. Ein Rückblick:

Als Dresden nach dem Zweiten Weltkrieg aus Trümmern neu erstehen sollte, gehörte für viele der Aufbau der Frauenkirche einfach dazu. Einer der den Weg dafür ebnen wollte, war der damalige sächsische Chefkonservator Hans Nadler. Unter großen Mühen bargen er und seine Leute nach dem Krieg 856 Steine des zerstörten Gotteshauses, die sie sorgfältig vermaßen und inventarisierten.

Ihre Bemühungen wurden behindert

Doch immer wieder wurden ihnen selbst Steine in den Weg gelegt. Ohne jegliche Rücksprache mit den Denkmalschützern wurden zum Beispiel in den Nachkriegsjahren zwei Drittel der erfassten Quader zur Befestigung des Elbufers verwendet. Einige wenige davon konnten wieder zur Ruine zurückgeholt werden. Unter Walter Ulbricht wurde an mehreren Stellen der Stadt die Trümmern historischer Gebäude entfernt, so etwa die Überreste der Sophienkirche. Um die Ruine Frauenkirche vor dem gleichen Schicksal zu bewahren, pflanzten Nadler und seine Kollegen dort rote Rosen. Diese einfache Maßnahme hatte Erfolg. Der leuchtende Blumenkranz schützte den Ort vor der endgültigen Auslöschung.

Antikriegsdenkmal und Treffpunkt der Friedensbewegung

Später wandelte sich die Bedeutung der Ruine. 1966 wurde sie von der DDR-Führung zum Mahnmal erklärt. Eindrucksvoller als jedes Monument vermochte der dunkle Trümmerhaufen, aus dessen Mitte nur noch zwei Mauerstümpfe empor ragten, vor den Schrecken des Krieges zu warnen. Das machte diesen Ort zu einem Antikriegsdenkmal, das besonders auf die Nachkriegsgeneration eine starke Wirkung ausübte.

Anfang der 1980er-Jahre wurden die Überreste der Frauenkirche zum Gedenkort der christlichen Friedensbewegung in der DDR. Deren Mitglieder trafen sich hier an jedem 13. Februar, um des Krieges zu gedenken. Vom Staat wurden diese Treffen zwar nicht gebilligt, konnten aber auch nicht verhindert werden.

Der "Ruf aus Dresden"

Christvesper in der Dresdner Frauenkirche
Christvesper in der Dresdner Frauenkirche Bildrechte: IMAGO

Mit der Wende bekam die Hoffnung auf einen Wiederaufbau neue Nahrung. Es gründete sich die "Bürgerinitiative für den Aufbau der Frauenkirche", der neben Denkmalpfleger Hans Nadler auch zahlreiche Prominente wie der Trompeter Ludwig Güttler oder der Wissenschaftler Manfred von Ardenne angehörten. Mit ihrem "Ruf aus Dresden" warb die Initiative am 13. Februar 1990 weltweit um Hilfe für den Wiederaufbau der Kirche als "europäisches Haus des Friedens" und löste damit ein ungeahntes Echo und eine enorme Spendenbereitschaft aus. Damit hat der Neubau auch etwas mit der Originalkirche des George Bähr gemein, die größtenteils aus den Spenden Dresdner Bürger finanziert wurde.

Für und Wider

Nicht alle waren jedoch von der Wiederaufbaustimmung ergriffen. Gerade weil die Ruine in der Zwischenzeit zu jenem unvergleichlichen Mahnmal gegen den Krieg geworden war, wurden auch Stimmen laut, die sich gegen die Pläne der Bürgerinitiative aussprachen. Eine davon gehörte dem ehemaligen Probst der Kathedrale von Coventry, Paul Oestreicher. Der anglikanische Priester unterstützte lange Jahre die christliche Friedensbewegung und wollte wie sie die warnende Wirkung der Kirchenruine erhalten wissen.

Doch auch an der Ruine nagte der Zahn der Zeit. Ihr Verfall sei nur unter großen Anstrengungen aufzuhalten, lautete darum eines der wesentlichsten Argumente der Befürworter, die sich am Ende durchsetzen sollten. Mit der Zeit wurden zahlreiche Gegner zu Förderern des Wiederaufbaus. Manche überzeugte die Verwendung der dunklen Trümmersteine, die die Kriegswarnung auch in dem Neubau fortleben ließ, andere, wie etwa Paul Oestreicher, ließen sich schließlich von der Freude der anderen über den Wiederaufbau mitreißen.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im Radio: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 26.10.2020 | 21:45 Uhr in "Aufgefallen"