#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 30. Juli
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30. Juli 2022, 05:00 Uhr
2003: Der letzte VW Käfer rollt in Mexiko vom Band
Am 30. Juli 2003 rollt im VW-Werk in Puebla, Mexiko, der letzte neue VW-Käfer vom Band. Die Produktion des Kultautos ist damit Geschichte. Bereits Ende der 1970er-Jahre endete die deutsche Produktion: Am 19. Januar 1978 wird im Werk Emden der letzte in Deutschland gebaute Käfer fertiggestellt.
Nicht nur der Käfer blickt auf eine bedeutsame Geschichte zurück, sondern auch der Volkswagen-Konzern. Autofahren für alle erschwinglich machen: Die Strahlkraft dieser Idee, in den USA von Henry Ford ersonnen und dort schon im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts umgesetzt, erkennen auch die Nationalsozialisten und instrumentalisieren sie für ihre Zwecke. Am 26. Mai 1938 legt Adolf Hitler den Grundstein für das Herz des heutigen Autogiganten Volkswagen: das Werk in Wolfsburg.
Das Versprechen der Nationalsozialisten, Autofahren für alle bezahlbar zu machen, entpuppt sich schon bald als Utopie. Der erste Volkswagen, der später liebevoll "Käfer" genannte Typ 1, läuft erst nach dem Zweiten Weltkrieg vom Band. Und für 990 Reichsmark, wie es die Nazis versprochen hatten, ist der Wagen nie zu haben. Ab 1938 übernimmt die NS-Organisation "Kraft durch Freude" die Aufgabe, sich um die Motorisierung der deutschen Bevölkerung zu kümmern. Das neue Programm heißt: "Mein KdF-Wagen". Das Freizeitwerk gibt sogenannte "Sparkarten" für einen eigens entwickelten und sehr günstigen "Volkswagen" aus. Doch bis Kriegsende verlassen nach Angaben von VW nur rund 600 zivile Fahrzeuge die Werkshallen - vor allem für staatliche Organisationen und Privilegierte, die dem Regime nahestanden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt man in Wolfsburg wieder zu produzieren. Dezember 1945 gilt als Start für die serielle Produktion des Käfers. Volkswagen entwickelt sich in den Folgejahren zum größten Autobauer der Welt. Der Konzern umfasst heute zwölf Marken - darunter die Stammmarke VW, aber auch Audi, Porsche und Škoda.
1991: DDR-Grenzsoldaten müssen sich für Schüsse verantworten
Das Berliner Kammergericht entscheidet, dass Schüsse von DDR-Grenzsoldaten auf Flüchtende grundsätzlich nicht "gerechtfertigt oder entschuldigt" waren. Also müssen sich ab 1991 die Grenzer für ihre Taten verantworten. Die Justiz verhängt bis 2004 gegen insgesamt 275 "Mauerschützen" Strafen und spricht 110 Personen frei.
Der erste Mauerschützenprozess beginnt im September 1991. Vor Gericht stehen vier Grenzsoldaten, die den Flüchtling Chris Gueffroy erschossen haben sollen. Gueffroy, der im Februar 1989 in die Bundesrepublik fliehen wollte, war der letzte Mauertote.
Für das Gericht ist die Frage zu klären, ob diese Soldaten berechtigt waren, den 'Grenzverletzer' notfalls zu erschießen. Soldaten und ihre Vorgsetzten berufen sich auf das sogenannte Grenzgesetz oder auf die Befehlslage insgesamt und meinen, nach dem Recht der DDR sei das alles in Ordnung gewesen.
Der Todesschütze von Gueffroy wird schließlich zu vier Jahren Haft verurteilt, die Mitangeklagten zu Bewährungsstrafen. Das Bundesverfassungsgericht hebt das Urteil gegen den Todesschützen aber wieder auf. Begründung: Das Strafmaß sei zu hoch gewesen, da der Schütze in der militärischen Hierarchie ganz unten gestanden und nur auf Befehl gehandelt habe.
1977: Tödliches RAF-Attentat auf den Bankier Jürgen Ponto
1977 erschießen RAF-Terroristen den Bankier Jürgen Ponto in seinem Haus in Oberursel bei Frankfurt. Das Attentat ermöglicht Susanne Albrecht, die Teil der RAF ist, aber deren Familie gleichzeitig mit Ponto befreundet ist. Am Morgen des 30. Juli klingelt Albrecht –mit einem Strauß Rosen in der Hand– bei den Pontos. Mit dabei sind Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar. Die drei Terroristen haben eigentlich geplant, Ponto zu entführen. Doch die "Aktion Daisy" schlägt fehl. Klar und Mohnhaupt feuern mehrere Schüsse auf Ponto ab, der sich der Entführung widersetzt, und verletzen ihn tödlich. Die RAF-Mitglieder flüchten daraufhin. Ponto erliegt nur eine Stunde später seinen Verletzungen. Seine Frau Ignes, die sich zur Tatzeit im Nebenzimmer aufhält, kann ihm nicht mehr helfen.
Die drei Täter und weitere Hintermänner werden später wegen Mordes, Beihilfe zum Mord, versuchter Geiselnahme und versuchten Menschenraubs verurteilt. Albrecht flüchtete zuvor in die DDR, wo sie von der Stasi gedeckt wird und unter falscher Identität weiterlebt. Sie wird 1990 gefasst.
Das Attentat auf Ponto ist Teil der "Offensive 77". Mit der Reihe an Anschlägen, Morde und Entführungen will die RAF inhaftierte Terroristen freipressen. Als Vorstandssprecher der Dresdner Bank und Berater von Bundeskanzler Helmut Schmidt gerät Ponto ins Visier der Terroristen, die ihn als "Hauptrepräsentant des kapitalistischen Systems" sehen.
1947: DRK-Suchdienst eingerichtet
Am Ende des Zweiten Weltkriegs sind Millionen Deutsche auf der Suche nach Angehörigen. Litfaßsäulen und Hauswände sind tapeziert mit Suchanzeigen. Besonders in Berlin herrscht Chaos. Die Besatzungsmächte können sich nicht auf einen zentralen Suchdienst einigen. Daher gibt es zwei: einen im amerikanischen Sektor, den anderen im sowjetischen. Doch das ist nicht effektiv und daher wird am 30. Juli 1947 in Berlin-Dahlem eine Suchdienst-Verbindungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gegründet. Von hier aus werden alle Fälle zentral koordieniert: Suchende können sich und die Namen ihrer Angehörigen registrieren lassen.
Drei Jahre später erscheint die "Suchdienst-Zeitung", die fast 30 Jahre lang monatlich erscheint. Mehr als 17 Millionen Menschen sind über den Suchdienst wieder zusammengebracht worden. Noch etwa 1,2 Millionen Verschollenen-Schicksale aus dem Zweiten Weltkrieg sind bisher ungeklärt.
1837: Dampfschifffahrt auf der Elbe nimmt den Betrieb auf
Am 30. Juli 1837 fährt das Dampfboot "Königin Maria" zum ersten Mal von Dresden nach Meißen. Mit dieser offiziellen Fahrt nimmt die "Elbdampfschiffahrts-Gesellschaft" ihren Betrieb auf. Um 1900 befördert die Flotte aus 37 Dampfern jährlich 3,6 Millionen Passagiere.
Das Unternehmen heißt zu DDR-Zeiten VEB Fahrgastschiffahrt Dresden. Nach der Wende verkauft die Treuhand das Unternehmen. Die heutige "Weiße Flotte Sachsen GmbH" besitzt neun detailgetreu sanierte historische Dampfschiffe. Damit unterhält das Unternehmen die heute größte historische Schaufelraddampferflotte.
Aufgrund stark sinkender Passagierzahlen durch die Corona-Krise muss das Unternehmen am 1. September 2020 Insolvenz anmelden. Neuer Investor wird die United Rivers AG. Das Schifffahrts-Unternehmen trägt seitdem den Namen "Weiße Flotte Sachsen GmbH".
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 02. Dezember 2020 | 16:00 Uhr