1960: Explosion in Steinkohlebergwerk Tod im Schacht: Zwickauer Grubenunglück
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22. Februar 2023, 05:00 Uhr
Am 22. Februar 1960 kam es zum folgenschwersten Grubenunglück in der Geschichte der DDR. Bei der Explosion im Zwickauer Steinkohlebergwerk kamen 123 Bergleute ums Leben.
Montag, 22. Februar 1960, 8:20 Uhr: Im Zwickauer Steinkohlebergwerk gibt es eine Explosion. 174 Bergmänner werden in 1.100 Meter Tiefe verschüttet. Die Rettungskräfte kämpfen sich in die Schächte, in denen es kaum noch Sauerstoff gibt, nur noch Qualm, Feuer, Hitze und die vage Hoffnung, die eingeschlossenen Kumpel lebend bergen zu können.
Schwerstes Grubenunglück der DDR: 123 Tote
Erst elf Stunden nach Ausbruch des Brandes geben die Nachrichtenagenturen der DDR das Unglück bekannt. Zu einem Zeitpunkt, als klar ist, dass es weder verschwiegen, noch bagatellisiert werden kann. Bis dahin hatten die Rettungsmannschaften 40 Bergleute lebend und 13 Männer tot geborgen.
Der damalige Ministerpräsident der DDR, Otto Grotewohl, versichert, dass alles Menschenmögliche getan würde. Ein Hilfsangebot aus dem Westen lehnt er jedoch ab. Die Suche nach den noch vermissten 74 Kumpel wird sechs Tage später aufgegeben. Dann kommt die Anweisung aus Berlin den Schacht zuzumauern um das Bergwerk zu retten. Die Vermissten werden für tot erklärt. Die schreckliche Bilanz: 123 Tote.
Trauer vereint Ost und West
Die Trauer um die Opfer vereint Deutschland mitten im Kalten Krieg: Bundestag und Zentralkomitee, die Bergbaureviere im Ruhrgebiet und im Erzgebirge setzen zur Staatstrauer die Fahnen auf Halbmast. Ost- und Westdeutschland stehen für eine gemeinsame Gedenkminute still. Danach geht man aber wieder zur politischen Tagesordnung über. Eine Regierungskommission soll die Ursachen der Katastrophe bis ins Letzte aufklären.
Wie kam es zu dem Grubenunglück von Zwickau?
Ein Erdbeben habe das Unglück verursacht, heißt es drei Wochen nach dem Unglück in einer offiziellen Regierungserklärung, die viel Kopfschütteln unter Fachleuten hervorruft. Ein Jahr nach der Explosion wird der zugemauerte Abschnitt unter Leitung der Staatssicherheit noch einmal geöffnet. Es werden weitere Tote geborgen und die Brandursache ermittelt. Das abschließende Gutachten stellt menschliches Versagen als Unglücksursache fest. Äußerst fahrlässige Sprengarbeiten haben eine Methan-Kohlenstaub-Explosion ausgelöst. Der Öffentlichkeit bleibt diese Erkenntnis bis zur Öffnung der Stasiakten unbekannt.
Über dieses Thema berichtete der MDR im TV: MDR | 18.02.2020 | 22:05 Uhr
Dieser Artikel wurde erstmals 2020 veröffentlicht.