Sippenhaft Das Schicksal von Thomas Raufeisen

10. Januar 2011, 16:51 Uhr

Mit 19 Jahren wurde Thomas Raufeisen zu drei Jahren Haft in Bautzen verurteilt. Dieses Urteil war letztlich ein Akt der Sippenhaft: Denn nur sein Vater hatte eine "spezielle Verbindung" zur Stasi.

Armin Raufeisen arbeitete beim Energieversorger "PreußenElektra" in Hannover. Insgeheim war sein Auftraggeber aber seit 1956 die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) in Ost-Berlin. Nach dem Überlaufen des Stasioffiziers Werner Stiller in den Westen im Januar 1979 lud Raufeisen seine Frau und die beiden Söhne in den Wagen, angeblich um den kranken Großvater im Osten auf Usedom zu besuchen. Die Fahrt endete aber auf der Transitstrecke nach Berlin. Armin gab sich den beiden Söhnen Michael und Thomas als DDR-Spion zu erkennen, der auf der Flucht vor den westdeutschen Diensten sei.

Die Familie will wieder in den Westen

Thomas Raufeisen 4 min
Bildrechte: Schicksal DDR vom 26.10.2004
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Thomas Raufeisen, Sohn eines Stasi-Spions in der Bundesrepublik, wurde in Sippenhaft genommen und musste unschuldig drei Jahre Haft im Stasigefängnis Bautzen verbüßen.

Di 26.10.2004 22:00Uhr 03:38 min

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Die Hauptverwaltung Aufklärung kümmerte sich um den "Kundschafter" Raufeisen, machte ihn und seine Frau zu DDR-Bürgern, nur der 18-jährige Sohn Michael verweigerte sich. Den Stasi-Aufpassern sagte er: "Ich bin Bundesbürger. Das ist eine Entführung, was ihr hier betreibt." So durfte er schließlich in den Westen ausreisen. Thomas, erst 16, hatte keine Wahl, er musste auf Geheiß des Vaters den DDR-Pass annehmen. Als Armin Raufeisen aber merkte, dass sein Sohn Thomas und mit der Zeit auch seine Frau nicht in der DDR bleiben wollten, versuchte er von der Stasi die Erlaubnis zu erhalten, nach Österreich auszureisen. Vergeblich. Daraufhin schmiedete er Fluchtpläne, die durch das misstrauisch gewordene Ministerium für Staatssicherheit aufflogen und ihm samt Ehefrau und Sohn ein Verfahren wegen Agententätigkeit und versuchter Republikflucht einbrachte.

Der Vater verstarb in der Haft

Armin Raufeisen wurde 1982 zu lebenslänglicher Haft verurteilt und nach Bautzen II geschickt, seine Frau erhielt sieben, Sohn Thomas drei Jahre. Einmal im Monat durften sie sich kurz sehen und sich einen Brief schreiben. Thomas hoffte die ganze Zeit, vom Westen freigekauft zu werden. Vergebens.

Ich frage mich manchmal, warum ich nicht freigekauft wurde, warum da nichts ging. Ich hatte ja nichts Besonderes an mir. Außer den Vater.

Thomas Raufeisen

1984, nach Verbüßung der vollen Haftstrafe und einigen Wochen, die er noch in der DDR verbringen musste, durfte er in den Westen ausreisen.

Vater Armin verstarb in der Haft bei einer Operation, die Mutter stellte deshalb einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung. Die Antwort des Generalstaatsanwalts der DDR vom 20.4.1988: "Davon ausgehend, dass sie rechtskräftig wegen Spionage und anderer schwerer Straftaten verurteilt wurden, erübrigt es sich, auf die diesbezüglichen Fragen nochmals einzugehen." Weiter hieß es: "Die Beisetzung der Urne ihres Mannes wurde entsprechend ihrer jeweils geäußerten Wünsche realisiert."