Karola Wille: Die ARD dient als multimedialer förderaler Medienverbund der gesamten Gesellschaft
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12. Januar 2016, 14:31 Uhr
MDR-Intendantin Karola Wille hat bei einem Pressegespräch in Leipzig ihre Leitgedanken für den ARD-Vorsitz vorgestellt. „Unser Vorsitz fällt in eine Zeit enormer Herausforderungen für die Gesellschaft, die Politik, die Medien - und besonders für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“, sagte Wille, deren Anstalt turnusmäßig am 1. Januar 2016 die Geschäftsführung des Senderverbundes übernommen hat.
Diese Herausforderungen seien aber auch eine große Chance für die ARD, deren Bedeutung für das Funktionieren der Demokratie in Deutschland nicht ab-, sondern zunehme. „Die ARD muss in diesen Zeiten erklären, was ist, Werte vermitteln, Meinungen widerspiegeln und einem offenen und freien Meinungs- und Willensbildungsprozess und damit auch dem sozialen Zusammenhalt und der Stabilität unseres Gemeinwesens dienen“, so Wille.
Unabdingbar seien dabei Glaubwürdigkeit, eine breite gesellschaftliche Akzeptanz und eine überzeugende Legitimation des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks. „Diese drei Felder sind untrennbar miteinander verbunden“, sagte die ARD-Vorsitzende, auch wenn diese Legitimation in Teilen der Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich sei: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss sich dieser Tatsache weiterhin stellen, sich damit auseinandersetzen, gegensteuern und aufklären.“ Dazu gehöre auch der ständige nachhaltige, kontinuierliche und wahrhaftige Dialog mit den Beitragszahlern.
„Um das Vertrauen in ein gemeinwohlorientiertes, unabhängiges und solidarisch finanziertes Mediensystem weiterhin zu festigen, brauchen wir die Abbildung der Lebenswirklichkeit der Menschen. Dazu müssen wir differenzierende Perspektiven einnehmen und uns ausdrücklich auch außerhalb von ‚Mainstreamkorridoren‘ und der gängigen politischen Agenda bewegen“, sagte Wille. Zum Qualitätsanspruch der ARD gehörten außerdem „umfassende Transparenz im wirtschaftlichen und journalistischen Handeln und eine Fehlerkultur, die von Offenheit und Kritikfähigkeit gegenüber den Beitragszahlern bestimmt ist“, so Wille. Denn dies sei auch Grundlage für aufklärenden Journalismus heutzutage.
Um die ganze Öffentlichkeit zu erreichen, muss die ARD auch die neuen digitalen Möglichkeiten noch stärker nutzen. „Wir hatten noch nie so große Chancen, Vielfalt herzustellen und damit der gesamten Gesellschaft zu dienen. Wir müssen dazu unsere Angebote im Radio, Fernsehen und Online durch Kooperation, Vernetzung und crossmediales Arbeiten weiter ausbauen zu einem integrierten, förderalen Medienverbund“, sagte Wille. „Auch das neue Jugendangebot von ARD und ZDF und andere Partnerschaften innerhalb des öffentlich-rechtlichen Systems sollen zu einem publizistisch starken öffentlich-rechtlichen Gesamtsystem beitragen. Wir wollen aber auch strategische Partnerschaften mit anderen Marktteilnehmern wie dem privaten Rundfunk oder den Verlagen weiter ausloten“, so die ARD-Vorsitzende.
In der schnelllebigen Medienwelt brauche die ARD ein Höchstmaß an Innovationsbereitschaft und Kreativität. Dies gelte gerade auch für die Zusammenarbeit mit der Kreativwirtschaft, sagte Wille: „Wir schaffen als ARD daher neue Rahmenbedingungen mit den Produzenten, um Innovation und Kreativität durch gezielte Anreize zu fördern.“