5. April 2023 | Leipzig MDR mittendrin mit "Magie und Medizin"
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10. Mai 2023, 17:59 Uhr
Die ARTE-Dokumentation vom MDR über das älteste vollständig erhaltene Medizinhandbuch der Welt feierte am 5. April in Leipzig Premiere und begeisterte das Publikum in der Unibibilothek.
Die Universitätsbibliothek Leipzig verwahrt in ihren Tresoren viele Schätze. Einer davon wurde jetzt in ein besonderes Licht gesetzt. In dem Film "Magie & Medizin: Die Geheimnisse des Papyrus Ebers" erzählen die Leipziger Autoren Ulli Wendelmann und Denis Kliewer die abenteuerliche Geschichte der Entdeckung des außergewöhnlichen Medizinhandbuches und seiner Reise nach Leipzig.
Über 200 Zuschauer zur Premiere
Es war der perfekte Ort für die Erstausstrahlung des 90-Minuten-Abenteuers: Mehr als 200 Zuschauer sind in die Bibliotheca Albertina gekommen, um sich die neue ARTE-Produktion des MDR anzusehen und mit den Filmemachern und Protagonisten ins Gespräch zu kommen. Nach der Begrüßung durch die Direktorin der UB, Dr. Anne Lipp, MDR-Programmdirektorin Jana Brandt und Ulla Hocker, die Leiterin Programm und Kommunikation von ARTE Deutschland, konnten die Zuschauer ein aufregendes Abenteuer erleben, das seinen Anfang vor 3.500 Jahren nahm.
Rezepte gegen Haarausfall und Verdauungsprobleme
Der Papyrus Ebers ist das älteste vollständig erhaltene Medizinhandbuch der Welt. Auf 18,6 Metern wurden hier im alten Ägypten fast 900 heilkundliche Texte niedergeschrieben, unter anderem Rezepte gegen hängende Brüste, Haarausfall, Verdauungsprobleme und Husten. Dass dieses Handbuch jetzt in der Universitätsbibliothek Leipzig liegt, verdankt die Stadt dem Ägyptologen Georg Ebers, im Film dargestellt von Schauspieler Thomas Dehler. Ebers reiste 1873 von Leipzig nach Ägypten, um den ersten Reiseführer zu schreiben und den geheimnisvollen Papyrus zu suchen, der nicht nur sehr umfangreich, sondern auch extrem gut erhalten sein soll. Und nicht nur er will ihn finden. Ebers muss schnell sein und genug Geld auftreiben.
Abführzäpchen für den Pharao?
Die Geschichte nimmt das Publikum gefangen – auch aufgrund seiner wunderbaren Machart, den verschiedenen Stilebenen und inhaltlichen Facetten. Die Sandartistin Tatiana Petrovskaya lässt den historischen Hintergrund des alten Ägyptens auf fantasievolle Art durch kunstvolle Sandmalereien lebendig werden. Professor Tanja Pommerening forscht an der Universität Marburg nach der Bedeutung der altägyptischen Medizin für die heutige Pharmakologie. Wenn sie im Film mit den Studierenden die Rezepte nachkocht, verkostet und die Wirkungsweise erklärt, gibt es immer wieder Lacher im Publikum. Abführzäpfchen für den Pharao? Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, welch alte Tradition der heutigen Medizin zugrunde liegt.
Das Publikum fragt nach
Heike Rubbert möchte im MDR mittendrin-Publikumsdialog dann auch wissen, wie man die Rezepte heute anwenden kann. Doch an der pharmazeutischen Wirkung – gibt Prof. Tanja Pommerening ehrlich zu – forscht sie erst zwei Jahren. Da bedarf es noch einiger Studien, ehe man diese tatsächlich belegen kann, auch wenn die einzelnen Bestandteile positive Effekte vermuten lassen. Dass die Rezepte auch heute noch nachvollziehbar sind, hat sie seit 20 Jahren bewiesen.
Jörg Graf, Chefrestaurator der UB Leipzig, der ebenfalls vor der Kamera agiert hat, zeigt sich nach der Filmpremiere erleichtert: "Schön, dass auch gezeigt wurde, wie die Zusammenarbeit funktioniert und welche Tätigkeiten dazugehören. Die Professorin, die an Rezepten arbeitet. Man erfährt etwas über Papyruspflanzen, man erfährt etwas von kleinen Firmen hier in Leipzig wie dem Siebdrucker Dennis Blumenstein, der eine originalgetreue Replik des Papyrus Ebers hergestellt hat. Das alles findet hier in Leipzig statt – auf diesem großen Campus der Universität. Der Film ist auf jeden Fall informativ, sehenswert und charmant!"
Zu viel Stoff für einen Film
Die Autoren Ulli Wendelmann und Denis Kliewer haben vier Jahre an dem Film gearbeitet: "Die größte Herausforderung war, dass mit jedem Drehtag und jeder weiteren Recherche neue spannende Geschichten zutage traten. Wofür entscheidest Du Dich? Bleibst Du bei dem, was Du gerade erzählst oder nimmst Du noch etwas Anderes mit rein – die Entscheidungsprozesse waren nicht einfach und das wäre Stoff für einen zweiten und dritten Film. Sich zu entscheiden, die richtige Wahl zu treffen und fokussiert zu bleiben, dabei haben uns Ralf Fronz und Christine Färber als Redakteure beim MDR enorm geholfen!"
Und auch wenn Kunststudentin Leonie den Film mit 90 Minuten recht lang fand und sich ein noch ausführlicheres Filmgespräch gewünscht hätte, zeigte sich das Publikum durchweg von der Umsetzung und den Erkenntnissen fasziniert und begeistert. Dementsprechend lang ging der Austausch danach beim MDR mittendrin-Dialog zwischen Publikum und Machern weiter.