voll besetzter Saal mit Leinwand
Bei der Preview im Elisabeth-Gymnasium Halle Bildrechte: MDR/ Th. Ahrens

26.9.24 | Halle Schülerinnen und Schüler aus Halle und Gerlingen zur MDR-Preview im Elisabeth-Gymnasium

07. Oktober 2024, 17:29 Uhr

Wie wirken sich Vorurteile und Klischees über Ost- und Westdeutschland auf die Generation Z aus, die die deutsche Teilung nur aus Erzählungen kennt? Eine MDR-Dokumentation, die sich damit beschäftigt, wurde bei einer Preview im Elisabeth-Gymnasium Halle vorgestellt.

In der Doku "Generation Grenzenlos? Gen Z zwischen Ost und West" bieten sieben Frauen und Männer im Alter von 21 bis 28 Jahren einen Einblick in die Denkweise und den Alltag einer Generation, die in einer Zeit aufwächst, in der der Ost-West-Konflikt, politische Radikalisierung und gesellschaftliche Umbrüche aktueller denn je sind.

Live vor Ort und zugeschaltet

Während der Filmvorführung
Während der Filmvorführung Bildrechte: MDR/Th. Ahrens

Um mit jungen Menschen sowie anderen Interessierten zu dem Projekt in den Dialog zu treten, hatte MDR SACHSEN-ANHALT in Kooperation mit dem Elisabeth-Gymnasium Halle, das einen innerdeutschen Austausch mit einem Gymnasium in Baden-Württemberg pflegt, zu einer Preview eingeladen. Schon einen Tag vor der Veranstaltung trafen sich MDR-Projektleiter Richard Schönjahn und seine Kollegin Christin Rüdebusch mit je einer Gruppe Schülerinnen und Schüler aus Halle und (zugeschaltet) aus Gerlingen, um sich über das Thema auszutauschen. Ein MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE-Team war dabei. Auch als am Donnerstag das Redaktions- und Autoren-Team sowie auch Protagonistinnen in die Aula der Schule kamen, waren Gerlinger Schülerinnen und Schüler zugeschaltet.

Gäste über Mentimeter-Umfrage eingebunden

Moderiert wurde die Preview von Nine-Christine Müller, Host des Podcasts "Ostwärts. Gespräche über ostdeutsche Identitäten". Die Gäste wurden auch über Mentimeter-Umfragen in die Veranstaltung eingebunden und u.a. gefragt, welche Vorurteile über Ostdeutsche sie kennen.

Die Protagonistinnen Lilly, die in Lüneburg geboren wurde und jetzt in Halle (Saale) lebt, und Celine (führt im Erzgebirge ein eigenes Café mit Werkstatt für erzgebirgische Holzkunst, das sie von ihrem Vater geerbt hat) berichteten von den Dreharbeiten. "Eine tolle Erfahrung", so Lilly. Gespannt hatten beide erstmals Ausschnitte gesehen und waren "erleichtert", das Ergebnis der aufregenden und anstrengenden Dreharbeiten zu sehen.

Großes Lob für Protagonistinnen

Das Team der Produktionsfirma "Hoferichter & Jacobs", die das von MDR SACHSEN-ANHALT aus Mitteln für die digitale Transformation finanzierte Projekt umgesetzt hat, gab Einblicke in die Arbeit. Dass die Protagonistinnen und Protagonisten durchweg keine Medienprofis sind, habe man ihnen in den Drehsituationen nicht angemerkt, betonte Anton Zirk, einer der Autoren.

Die Zusammenarbeit mit ihnen sei besonders intensiv gewesen. "Es war auch für uns ein neuer Schritt, ein reines O-Ton Stück zu machen, was ohne Fragen auskommt, ohne Sprechertext. Das kann nur mit tollen Protagonisten/-innen funktionieren. Und das ist durch die Bank weg mit allen sieben so perfekt gewesen, dass es uns sehr sehr leicht gefallen ist, diese Arbeit auch zu machen." An die beiden anwesenden Protagonistinnen gewandt sagte er: "Am Ende: Der Film lebt ja nur von euch."

3 junge Menschen vor einem Screen
Interview für den MDR-Instagram-Kanal Bildrechte: MDR / Th. Ahrens

Welche Begegnung ist Marc Zimmer, Autor und auch Podcast-Host, besonders in Erinnerung geblieben? "Ich habe Maurice, den Handwerker, am häufigsten getroffen für diesen Film, weil er auch im Podcast noch eine größere Rolle spielt. Ich war mit ihm auf dem Dach, hab mit ihm an seiner Simson rumgeschraubt. Und wenn wir über das Thema Klischees sprechen, dann hatte ich vorher, als wir nach Protagonisten gesucht haben, ein anderes Bild von einem jungen Handwerker auf dem Land in Sachsen-Anhalt. Maurice hatte total tolle Ansichten, während er sich trotzdem bewusst war, dass er sich irgendwo zwischen Simson schrauben und auf dem Land leben in einem Ostklischee bewegt. Aber er konnte das auch reflektieren und irgendwie auch hinter sich lassen. Er war die Begegnung, die für mich am nachhaltigsten war."

Wir müssen aufpassen, dass wir mehr über die Gemeinsamkeiten reden

Landesfunkhausdirektor Tim Herden erklärte, was die Redaktion motiviert hat: "Uns interessieren verschiedene Perspektiven. Wir waren überrascht, wie viel das noch ein Thema in dieser Generation ist. Wir müssen aufpassen, dass wir mehr über die Gemeinsamkeiten reden, nicht über das, was trennt." Dr. Judith Marquardt, Beigeordnete für Kultur, Sport und Jugend der Stadt Halle, reagierte begeistert auf die Filme: "Ich freue mich über diese Perspektiven. Die Jugend ist unsere Zukunft. Deshalb ist dieses Thema hier auch Thema für unser geplantes Zukunftszentrum für Deutsche Einheit."

"Uns unterscheidet wie wir die Uhrzeit sagen"

Und was sagten die an der Preview teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, die ja noch etwas jünger sind, als in der Doku zu Wort kommende Gen Z, zur Ost-West-Thematik? "Die Klischees existieren schon immer noch ein bisschen, aber ich finde, man sollte davon wegkommen," sagte einer der Schüler. Teils waren die aufgezeigten Vorurteile und bestehenden Unterschiede für die Jugendlichen eher überraschend. Denn von den Klischees merken sie eigentlich gar nicht mehr so viel. "Mein bester Freund kommt aus NRW," so eine Schülerin nach der Veranstaltung. "Das Einzige, was uns beide unterscheidet, ist, dass wir die Uhrzeit anders sagen."
Moderatorin Nine-Christine Müller fasste zusammen: "Wir müssen manche Widersprüche aushalten. Dieser Austausch ist wichtig. Im Heute steckt auch viel vom Gestern."

Collage: junger Mann
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Produziert wurde die Doku im Auftrag von MDR SACHSEN-ANHALT. Alle drei Folgen der Doku-Serie gibt es ab jetzt in der ARD Mediathek. Dazu gibt es einen begleitenden Podcast in der ARD Audiothek.