Eine MDR-Dokumentation über einen kleinen weltberühmten italienischen Ort, eine der einflussreichsten Mafiagruppen der Welt und die Spuren nach Deutschland.
Erfurt/Leipzig. Die kalabrische Mafiaorganisation `Ndrangheta ist eine der mächtigsten Verbrecherorganisationen der Welt. Sie kontrolliert weite Teile des Kokainhandels, besonders in Europa. Deutschland spielt für diese italienische Mafia-Gruppe dabei eine wichtige Rolle. Rund 1.000 mutmaßliche Mitglieder leben hier.
Viele von ihnen haben eines gemeinsam: sie stammen aus dem kalabrischen Dorf San Luca. Das Dorf am Fuße des Aspromonte Gebirges ist einer der wichtigsten Orte für die `Ndrangheta. "San Luca ist für uns ´Ndrangheta-Mitglieder wie ein Symbol, wir nennen sie 'die Mamma', die Mutter, die alle Söhne gesammelt hat", sagt der Mafia-Kronzeuge Angelo Salvatore Cortese, der aus der Organisation ausgestiegen ist und mit den Behörden zusammenarbeitet. Aber warum ist dieses Dorf für die mächtigste italienische Mafia so wichtig? Wie kann ein solcher Ort weltweit so stark die Geschicke der Organisation mitbestimmen? Und ist San Luca wirklich nur Mafia?
Diesen Fragen geht der Film "San Luca - Das Dorf und die Mafia" nach. Über Wochen war ein Rechercheteam des Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und der Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) in dem Ort und der Region Kalabrien unterwegs. Dabei sind die Reporterinnen und Reporter auf Menschen gestoßen, die ein sehr inniges aber auch ambivalentes Verhältnis zu ihrem Dorf haben. "Es gibt hier viele gute Menschen, die zu Unrecht als Kriminelle gelten. Aus diesem Grund ist es manchmal schwierig, aus San Luca zu kommen", sagt der örtliche Kommandant der Carabinieri, Michele Fiorentino. Für ihn und seine Männer wird der Alltag vor allem vom Überwachen der örtlichen mächtigen Mafia-Familien bestimmt.
Im Laufe der Recherche gewinnt das deutsche Reporterteam einen einzigartigen und bisher unbekannten Blick in das Leben im Dorf. Die Journalisten kommen mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch. Unter anderem mit einem Pfarrer, einer Rechtsanwältin, einem Barbesitzer, alten Herren die als sogenannte Gastarbeiter in Deutschland gearbeitet haben oder dem ehemaligen Bürgermeister. Gemeinsam mit ihnen gehen sie der Frage nach, was es heißt, in San Luca zu leben. Die örtlichen Carabineri gewähren erstmals einen tiefen Einblick in ihre tägliche Arbeit in San Luca. Es wird deutlich, dass diese existenziell wichtig ist für weltweite Ermittlungen gegen die `Ndrangheta, wie dem bisher größten Verfahren gegen diese Organisation, der Operation "Eureka". Das Team deckt dabei bisher neue Details zu den weltweiten Ermittlungen auf.
Daneben treffen die Journalisten auch Pantaleone Sergi. Er war in den siebziger und achtziger Jahren Reporter in Kalabrien und hat intensiv über die `Ndrangheta berichtet. Seine Tochter Anna Sergi hat somit früh von der Mafia erfahren. Heute ist die Professorin eine der wenigen international bekannten Kriminologinnen, die sich intensiv mit dem Wesen, der Soziologie der `Ndrangheta und der Region Kalabrien auseinandersetzt. "Die Beziehung, die die Menschen in Kalabrien zu ihrer Heimat pflegen, ist eine sehr toxische", sagt Sergi.
Der Film beleuchtet aber nicht nur das Dorf San Luca an sich, sondern auch die Verbindungen zwischen den dortigen Clans und den `Ndrangheta-Zellen im Ausland, besonders in Deutschland. Der Einfluss des "Mutterhauses" sei dabei enorm, so Oliver Huth, Anti-Mafia-Ermittler beim Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen. "Es wird berichtet, dass die Clans aus San Luca oder San Luca selber das Jerusalem der ´Ndrangheta darstellt", sagt Huth. Der Kampf gegen die Clans aus San Luca, so macht es der Film deutlich, wird die Ermittler weltweit noch auf Jahre beschäftigen.
Viele von ihnen haben eines gemeinsam: sie stammen aus dem kalabrischen Dorf San Luca. Das Dorf am Fuße des Aspromonte Gebirges ist einer der wichtigsten Orte für die `Ndrangheta. "San Luca ist für uns ´Ndrangheta-Mitglieder wie ein Symbol, wir nennen sie 'die Mamma', die Mutter, die alle Söhne gesammelt hat", sagt der Mafia-Kronzeuge Angelo Salvatore Cortese, der aus der Organisation ausgestiegen ist und mit den Behörden zusammenarbeitet. Aber warum ist dieses Dorf für die mächtigste italienische Mafia so wichtig? Wie kann ein solcher Ort weltweit so stark die Geschicke der Organisation mitbestimmen? Und ist San Luca wirklich nur Mafia?
Diesen Fragen geht der Film "San Luca - Das Dorf und die Mafia" nach. Über Wochen war ein Rechercheteam des Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und der Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) in dem Ort und der Region Kalabrien unterwegs. Dabei sind die Reporterinnen und Reporter auf Menschen gestoßen, die ein sehr inniges aber auch ambivalentes Verhältnis zu ihrem Dorf haben. "Es gibt hier viele gute Menschen, die zu Unrecht als Kriminelle gelten. Aus diesem Grund ist es manchmal schwierig, aus San Luca zu kommen", sagt der örtliche Kommandant der Carabinieri, Michele Fiorentino. Für ihn und seine Männer wird der Alltag vor allem vom Überwachen der örtlichen mächtigen Mafia-Familien bestimmt.
Im Laufe der Recherche gewinnt das deutsche Reporterteam einen einzigartigen und bisher unbekannten Blick in das Leben im Dorf. Die Journalisten kommen mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch. Unter anderem mit einem Pfarrer, einer Rechtsanwältin, einem Barbesitzer, alten Herren die als sogenannte Gastarbeiter in Deutschland gearbeitet haben oder dem ehemaligen Bürgermeister. Gemeinsam mit ihnen gehen sie der Frage nach, was es heißt, in San Luca zu leben. Die örtlichen Carabineri gewähren erstmals einen tiefen Einblick in ihre tägliche Arbeit in San Luca. Es wird deutlich, dass diese existenziell wichtig ist für weltweite Ermittlungen gegen die `Ndrangheta, wie dem bisher größten Verfahren gegen diese Organisation, der Operation "Eureka". Das Team deckt dabei bisher neue Details zu den weltweiten Ermittlungen auf.
Daneben treffen die Journalisten auch Pantaleone Sergi. Er war in den siebziger und achtziger Jahren Reporter in Kalabrien und hat intensiv über die `Ndrangheta berichtet. Seine Tochter Anna Sergi hat somit früh von der Mafia erfahren. Heute ist die Professorin eine der wenigen international bekannten Kriminologinnen, die sich intensiv mit dem Wesen, der Soziologie der `Ndrangheta und der Region Kalabrien auseinandersetzt. "Die Beziehung, die die Menschen in Kalabrien zu ihrer Heimat pflegen, ist eine sehr toxische", sagt Sergi.
Der Film beleuchtet aber nicht nur das Dorf San Luca an sich, sondern auch die Verbindungen zwischen den dortigen Clans und den `Ndrangheta-Zellen im Ausland, besonders in Deutschland. Der Einfluss des "Mutterhauses" sei dabei enorm, so Oliver Huth, Anti-Mafia-Ermittler beim Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen. "Es wird berichtet, dass die Clans aus San Luca oder San Luca selber das Jerusalem der ´Ndrangheta darstellt", sagt Huth. Der Kampf gegen die Clans aus San Luca, so macht es der Film deutlich, wird die Ermittler weltweit noch auf Jahre beschäftigen.
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