Fußball | Landespokal Tapfer Leipzig empfängt Erzgebirge Aue im eigenen Stadion – keine Selbstverständlichkeit
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31. Oktober 2024, 12:38 Uhr
Es ist das Besondere am Landespokal: Dritt- und Regionalligisten müssen auf kleinen Sportplätzen antreten, um sich den Einzug in die nächste Runde zu verdienen. Was einst selbstverständlich war, wird aktuell aber immer mehr aufgeweicht.
Sachsenligist SV Tapfer 06 Leipzig darf sein Achtelfinalspiel im Landespokal gegen Drittligist FC Erzgebirge Aue im heimischen Stadion austragen. Das verkündete der Sächsische Fußball-Verband (SFV) nach Rücksprache mit den Sicherheitsorganen am Mittwoch (30. Oktober).
Gespielt wird die Partie am Sonntag, den 17. November, um 13 Uhr. Bis dahin will der Verein noch bauliche Vorgaben umsetzen, damit das Spiel auch wirklich an der Torgauer Straße ausgetragen werden kann. So soll ein Gästebereich für knapp 1.000 Fans geschaffen werden. Insgesamt soll die Kapazität für die Partie bei 1.600 Zuschauern liegen.
"Es ist schön, dass ein Lösung gefunden wurde, wenngleich der Aufwand für Tapfer nicht unerheblich sein wird. So bleibt in diesem Fall der typische Pokalcharakter erhalten und die Fans dürfen sich auf ein Fußball-Highlight freuen", erklärte Volkmar Beier, der beim SFV für den Spielbetrieb mitverantwortlich ist.
Tausch des Heimrechts immer häufiger
Tapfer bleibt damit ein Umzug oder gar ein Tausch des Heimrechts erspart. So ein Wechsel des Spielortes kommt immer häufiger in den ersten Pokalrunden vor, gerade, wenn beim höherklassigen Gegner große Fanmassen zu erwarten sind. Oft wird dann mit Sicherheitsproblemen bei dem eigentlich gastgebenden Klub argumentiert. Getreu dem Motto: "Wir haben sportlich keine Chance, aber dann bleibt wenigstens unsere Anlage heile."
So hatten alleine in der vorherigen Runde die beiden Leipziger Regionalligisten Lok und Chemie plötzlich Heimspiele. Der Zauber des Landespokals mit einer Überraschung im eigenen Stadion, wie es etwa Grimma gegen Eilenburg schaffte, geht damit aber flöten. Chemie setzte sich schließlich mit 3:0 gegen Weixdorf durch, Lok ballerte Rotation Dresden mit 12:0 aus dem Stadion. Und selbst der Tausch des Heimrechts konnte Auseinandersetzungen zwischen Chemie-Fans und Weixdorf-Anhängern nicht verhindern. Die BSG hatte zuvor auch schon in der zweite Runde gegen Blau-Gelb Mülsen im Alfred-Kunze-Sportpark gespielt. Dort feierten die mitgereisten Anhänger aus dem Landkreis Zwickau ihr klar unterlegenes Team ausgelassen im Gästeblock.
Auch Halle immer wieder betroffen
Ähnliches gibt es natürlich nicht nur in Sachsen, auch in Sachsen-Anhalt, Thüringen und darüber hinaus kommt es nach der Auslosung immer wieder zur Frage: Wo wird denn nun eigentlich gespielt?
Selbst im großen DFB-Pokal bleiben Diskussionen um den Spielort nicht aus. Teutonia Ottensen spielte in der ersten Runde 2022 nach etlichem hin und her in Leipzig, auch wenn die Hamburger formal Heimrecht hatten. Unbekannte beschädigten damals zuvor den Rasen im Paul-Greifzu-Stadion in Dessau, wo das Duell mit dem späteren Pokalsieger ausgetragen werden sollte. Und das, nachdem die Teutonia bereits eine Absage vom FC St. Pauli für die Ausrichtung der Partie in der Hansestadt erhielt.
Auch im TFV-Pokal war die Zweitrundenpartie in dieser Saison zwischen dem SV Rothenstein und Rot-Weiß Erfurt formal ein Heimspiel für den unterklassigen Verein, gespielt aber wurde im Steigerwaldstadion der Landeshauptstadt. Und das auch noch ohne Fans. Diese Entscheidung sei "unter Risiko- und Kostenabwägungen gefallen", hieß es damals.
Auch der Hallesche FC kann ein Lied von der Problematik singen. Die Fangruppierung "Saalefront" hat schließlich sogar einen offenen Brief an den Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) verfasst, mit der Bitte die "Faszination Landespokal" zu erhalten. Halle war bei drei Spielen in dieser Pokalsaison schon zwei Mal betroffen von anderen Spielstätten. In Runde zwei ging es gegen Lüttchendorf nach Sangerhausen, eine Runde später fand das Duell mit Germania Roßlau in Halle-Neustadt statt.
HFC-Anhänger mit Vorgeschichte
In der Vorwoche gab es schließlich ein Treffen zwischen dem FSA, dem HFC und dessen Fanvertretern. "Der Austausch darüber war offen und verständnisvoll, die verschiedenen Perspektiven und bisweilen Zwänge wurden besprochen und analysiert", teilt die Saalefront in einem Blogeintrag mit. Als Ergebnis wurde sich darauf verständigt, "dass die kleinen Vereine unterstützt werden müssen und das dies durch eine rechtzeitige enge Kommunikation erfolgen soll, die in der Lage ist, bestehende Unsicherheiten und Ängste, insbesondere über den Kostenauflauf (Organisation und Umsetzung des Spiels, Gewährleistung der Sicherheit u.ä.) abzubauen."
Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass sich etwa Fans vom Halleschen FC bei den kleinen Vereinen nicht immer astrein verhalten haben. Im April 2023 gab es in Weißenfels eine Spielunterbrechung, nachdem HFC-Anhänger einen "Sicherheitszaun" umgedrückt hatten und es so zu einem Handgemenge mit Weißenfelsern kam. Unbeteiligte Zuschauer mussten auf das Spielfeld fliehen, um sich in Sicherheit zu bringen. Das nun im Nachgang andere Vereine Sicherheitsbedenken haben, kommt also nicht von ungefähr.
Das Los des HFC darf für die Vereine keine Niete sein! Diese Aufgabe werden auch wir als HFC und HFC- Fanszene wahrnehmen und uns wenn notwendig an den Gesprächen beteiligen.
2019: Tapfer zieht es nach Probstheida
Bei Tapfer Leipzig gab es im Vorfeld ebenfalls Überlegungen, das Spiel an einem anderen Ort auszutragen. Eine davon war sicherlich wieder das Bruno-Plache-Stadion von Lok Leipzig. Bereits 2019 musste der Verein für ein Highlightspiel nach Probstheida umziehen. Gegen den FSV Zwickau ging es die knapp 5 Kilometer Luftlinie Richtung Süden. Dort verloren die 06er klar 0:13. Auch gegen Aue hat das Team aus dem Leipziger Stadtteil Sellerhausen lediglich minimale Außenseiterchancen. Sollte es also gegen die "Veilchen" auch eine Packung setzen, wäre man zumindest schon Zuhause.
rac
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SPORT IM OSTEN | 02. November 2024 | 16:00 Uhr
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