Hansa Fans auf der Südtribüne
Fans von Hansa Rostock auf der Südtribüne. Bildrechte: IMAGO / Andy Bünning

Fußball | 3. Liga 51 Verletzte in Rostock: Dynamo übt scharfe Kritik an Heimfans

25. Spieltag

23. Februar 2025, 11:51 Uhr

Die Randale beim Drittliga-Ostderby zwischen Hansa Rostock und Dynamo Dresden hallen nach. Nach einer Spielunterbrechung von einer halben Stunde schieben sich die Vereine gegenseitig den Schwarzen Peter zu.

Bei den schweren Krawallen beim Spiel der 3. Fußball-Liga zwischen dem FC Hansa Rostock und Dynamo Dresden (1:0) sind nach Angaben der Polizei Dutzende Menschen verletzt worden. Wie das Polizeipräsidium Rostock mitteilte, wurden insgesamt 13 Beamte verletzt sowie fünf Stadion-Mitarbeiter bei einem Angriff auf den Catering-Bereich der Gäste-Fans. Überdies mussten den Angaben zufolge am Samstag weitere 33 Personen durch Sanitäter im Stadion behandelt werden.

Böller explodiert 2 min
Bildrechte: IMAGO/Andy Bünning

Eskalation in der Halbzeitpause

Bei dem brisanten und als Risikospiel eingestuften Ost-Duell war die Situation in der Halbzeitpause eskaliert. Nachdem vor dem Spiel und während der Pause aus dem Rostocker Fan-Block Feuerwerkskörper gezielt auf Spieler und Dresdner Fans abgeschossen worden waren, zerstörten einige Dynamo-Anhänger eine Abtrennungsscheibe und versuchten, in den Hansa-Block zu kommen.

Rudelbildungen - Pause von 45 Minuten

Während die Teams und Offiziellen versuchten, die Gemüter bei den Anhängern zu beruhigen, kam es auf dem Feld zu mehreren Rudelbildungen. Schiedsrichter Tom Bauer schickte beide Mannschaften zurück in die Kabinen. Die Begegnung wurde erst nach einer Pause von 45 Minuten fortgesetzt. Die Polizei hatte die Situation auf den Rängen unter Kontrolle gebracht.

Gerangel v.l. Trainer Daniel Brinkmann Rostock , Damian Roßbach Rostock , Claudio Kammerknecht Dresden, ein Rostocker Sicherheitsmann, Lars Bünning Dresden, im Hintergrund Stefan Kutschke Dresden, Tony Menzel Dresden, Manager Amir Shapourzadeh Rostock , Andi Hoti Dresden
Gerangel vor der Bank von Hansa Rostock Bildrechte: IMAGO / Andy Bünning

1.300 Beamte im Einsatz

"Um gewalttätige Übergriffe zu verhindern, wurden in Zusammenarbeit zwischen Landes- und Bundespolizei unverzüglich Kräfte im betreffenden Bereich eingesetzt und die Situation unter Kontrolle gebracht", teilte die Polizei mit. Insgesamt seien rund 1.300 Beamte der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern und der Bundespolizei im Einsatz gewesen. Im ausverkauften Stadion waren 29.000 Zuschauer.

Polizisten steigen zwischen den Gästenblöcken auf die Ränge
Rund 1.300 Polizeibeamte waren während der Partie im Einsatz. Bildrechte: IMAGO/Andy Bünning

Straftaten bereits im Vorfeld

Neben den Ausschreitungen im Stadion sind nach Polizeiangaben bereits im Vorfeld des Spiels weitere Straftaten begangen worden. Dazu gehören Sachbeschädigungen, Nötigung im Straßenverkehr, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz sowie Verstoß gegen das Waffengesetz. Drei Tatverdächtige seien identifiziert worden. Zudem sei ein Strafverfahren wegen Raubes von Fan-Utensilien eingeleitet worden.

Dynamo übt scharfe Kritik an Rostock-Fans

Nach der Partie gab Dynamo Dresden in einer Pressemitteilung die Beschädigung einer Sektorentrennung zu, kritisierte darüber hinaus aber das Zünden von Pyrotechnik aus dem Hansa-Fanblock. Die Pyros seien "in großen Teilen gezielt in den Bereich der Dresdner Fans befördert" worden. Dabei seien mehrere Anhänger verletzt worden.

"Spieler mit Leuchtfackeln beschossen"

Kommunikations-Geschäftsführer David Fischer sagte: "Ein derartig aggressiver und gezielter Angriff auf unsere Fans ist in keiner Weise verständlich und für uns nicht hinnehmbar. Wenn Menschen gezielt andere Personen mit Feuerwerkskörpern attackieren und so schwere Verletzungen in Kauf nehmen, dann muss man von einem Versagen aller Sicherheitsorgane sprechen. Bereits im Vorfeld der Partie wurden hierbei Spieler unserer Mannschaft bei der Erwärmung mit Leuchtfackeln beschossen und so in Gefahr gebracht. Die Bilder in der Halbzeitpause übertrafen dies dann deutlich. Wir müssen diese Vorkommnisse schnellstmöglich mit dem F.C. Hansa auswerten, um klare Erkenntnisse zu erlangen."

Von der Südtribüne wird Pyrotechnik auf den Gästeblock geschossen
Von der Südtribüne wird Pyrotechnik in Richtung Gästeblock geworfen. Bildrechte: IMAGO / Fotostand

Rostock sieht Dynamo-Fans als Auslöser

Hansa Rostock schrieb auf seiner Homepage von "unschönen Szenen und inakzeptablen Begleiterscheinungen". Die Partie sei erst wieder mit Verspätung angepfiffen worden, "nachdem zum Ende der Halbzeitpause durch beide Fanlager wiederholt Pyrotechnik und Böller geworfen wurden". Zuvor seien "durch die Dresdner Fans eine Sicherheitsscheibe des Gästeblocks zerstört und damit die Sektorentrennung zum Heimbereich durchbrochen" worden. Weiter schreibt der Klub: "Ein Durchdringen über die 'Pufferzone' zur Südtribüne konnte durch den Einsatz der Polizei verhindert werden." Man kooperiere mit den Sicherheitsbehörden, erste Personen seien bereits identifiziert worden. Lägen weitere Erkenntnisse vor, werde man die Öffentlichkeit "umfassend informieren".

Mann 3 min
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Hansa sieht Dynamo-Fans als Auslöser, nennt Pyrobeschuss aber auch "völlig inakzeptabel"

Im NDR-Interview sagte Hansas Vorstandschef Jürgen Wehlend: "Das Sportliche tritt natürlich in den Hintergrund. Es kotzt einen an, solche Bilder zu sehen. Bis zur Halbzeit habe ich noch gedacht, es könnte gut ausgehen". Der gebürtige Dresdner, der von Januar 2021 bis September 2023 als kaufmännischer Geschäftsführer bei Dynamo Dresden arbeitete, kritisierte insbesondere die SGD-Anhänger: "Der Auslöser ging klar von den Gästefans aus, in dem Block ist kein Stein mehr auf dem anderen. Aber die Reaktion darauf ist natürlich auch unterirdisch". Wehlend sprach von "unentschuldbaren" Vorfällen: "Stellen Sie sich vor, so ein Feuerwerkskörper trifft jemanden oder es wird ein Kind verletzt. Dieser Pyrobeschuss ist völlig inakzeptabel."

Rostock kündigt Aufarbeitung am Montag an

Gerade weil Rostocker und Dresdener Fans nicht zum ersten Mal für solche Schlagzeilen sorgten und ihre Clubs entsprechend und Druck setzen, kündigte der Rostocker Vorstandsvorsitzende eine schnelle Aufarbeitung an. "Wir werden uns am Montagvormittag mit der Landespolizei treffen und dort eine Auswertung auch auf der Basis des Videomaterials vornehmen", sagte Wehlend der Deutschen Presse-Agentur.

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dpa/sid/spio

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 22. Februar 2025 | 14:00 Uhr

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