Fußball | 2. Bundesliga FCM-Präsidiumsmitglied Sowislo - "Nicht nur über Heimfluch reden"
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27. Januar 2025, 15:10 Uhr
Die Rückrunde in der 2. Bundesliga und der 1. FC Magdeburg mischt mit am oberen Ende der Tabelle. Aber die Verantwortlichen halten sich noch sehr zurück, wenn es um das Thema Aufstieg geht. Präsidiumsmitglied Marius Sowislo lobt sogar die 2. Liga in höchsten Tönen. Der sportliche Erfolg des FCM bringe den Menschen in Magdeburg in der schwierigen Phase nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt zumindest ein kleines bisschen Hoffnung.
Der letzte Spieltag war für den 1. FC Magdeburg ein sehr spezieller. Für die Zweitliga-Fußballer war es das erste Pflichtspiel nach dem fürchterlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Das Sportliche trat beim 1:1 gegen Eintracht Braunschweig ein wenig in den Hintergrund, auch wenn sich der FCM am Ende über zwei verlorene Punkte ärgern musste und zumindest für ein paar Stunden Tabellenführer der 2. Bundesliga war.
Mit einem Sondertrikot, einer Schweigeminute und einer Banneraktion gedachte der FCM in der Partie den Opfern des Anschlages. "Es war uns wichtig, dass wir da ein Zeichen setzen und den Menschen symbolisch zeigen, dass wir als Verein für die Region und das Bundesland ein Anker sind", erklärte das aktuelle Präsidiumsmitglied Marius Sowislo im "SpiO"-Talk am Montag (27. Januar 2025). Die Trikots werden nun versteigert, das Geld kommt den Hinterbliebenen und Geschädigten des Anschlages zugutekommen. Dabei ist Sowislo klar: "Kein Geld der Welt wird die Wunden schließen können. Es ist ein kleiner Beitrag, dass wieder Zuversicht entsteht."
Magdeburger Vereine stehen zusammen
Am Tag des Anschlags (20. Dezember) hatte der 1. FC Magdeburg ein Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf. Kurz nach dem Anpfiff machten die ersten Meldungen im Stadion die Runde, auch Sowislo, der das Spiel mit seiner Familie am Fernseher verfolgte, erhielt umgehend zahlreiche Nachrichten und Anrufe auf sein Handy. "Viele Freund haben mich gefragt, ob es mir gut geht und ob ich in Magdeburg bin. Da hat man gesehen, welche Ängste drumherum vorhanden waren", schildert er die ersten Augenblicke nach Bekanntwerden der Tat. Die Situation mit der Vielzahl an Meldungen sei "extrem schwierig" gewesen.
Auch wenn die eigene psychische Belastung schon schwer war, hatte man sich beim FCM recht schnell dazu entschieden, helfen zu wollen. "Neben der sportlichen Verantwortung, die der 1. FC Magdeburg hat, ging es auch darum, der sozialen Verantwortung gerecht zu werden", so Sowislo. Gemeinsam mit anderen Vereinen habe man schnell handeln und helfen können. "Wenn man alleine den Sport betrachtet, sieht man in herausfordernden Zeiten, welche immense Kraft und Gemeinschaft er bieten kann. Und das unabhängig von Vereinsfarben oder Rivalitäten."
Der Heimfluch des FCM
Auf dem Rasen läuft beim FCM aktuell ebenfalls viel rund, wenn auch mit kleinen Mäkeln. Die letzte Niederlage liegt sechs Spiele zurück, die "zwei verlorenen Punkte" gegen Braunschweig täten dennoch "weh", erklärte Sowislo. Vor allem weil die Mannschaft nun schon fast ein Jahr auf einen Erfolg vor den eigenen Fans wartet. Nur weil der FCM als schlechtestes Heimteam (7 Punkte) zugleich das beste Auswärtsteam ist (25 Punkte) steht man in der Tabelle überhaupt auf dem dritten Rang.
"Niemand will diesen Heimsieg mehr als die Mannschaft. Aber wir sollten nicht nur über den Heimfluch reden. Wenn man sich die gesamte Entwicklung des 1. FC Magdeburg anschaute, können wir sehr zufrieden sein. Wir sind in einer Situation, wo wir, in der viel Vereine gerne mit uns tauschen würden", so der langjährige FCM-Kapitän. Vielleicht bedürfe es nur etwas mehr Lockerheit. Wenn das Team so weiterspielt, sei es aber nur eine Frage der Zeit, bis in der heimischen Arena wieder ein Sieg bejubelt werden darf, so Sowislo weiter.
Ist das Titz-Team ein Aufstiegsaspirant?
Und was ist nun mit dem Aufstieg? So wirklich will Sowislo darauf nicht antworten und umschifft die Frage. Aktuell genießt man beim 1. FC Magdeburg einfach die Situation. Der Verein stehe in vielen Bereichen deutlich besser da, als noch in den Vorjahren, dennoch warte weiterhin viel Arbeit etwa in den Bereichen Trainingsgelegenheiten und Infrastruktur. "Wir haben noch einen weiten Weg, um dahin zu kommen, wo wir hinwollen."
Schnellschüsse werde es daher nicht geben. Das habe schon das Festhalten an Titz in den schwierigen Momenten der letzten Saisons gezeigt. "Wir brauchen Zeit und werden nichts über Knie brechen, nur um für eine kurze Phase Erfolg zu haben." Die Verantwortung für den gesamten Verein und damit auch für den Nachwuchs und den Frauenfußball sei zu groß. Daher stehe Nachhaltigkeit weiter ganz oben auf dem Zettel.
Sowislo baut also keinerlei Druck auf, fast klingt es so, als würde man beim FCM nichts mit dem Aufstieg zu tun haben wollen und lieber im Bundesliga-Unterhaus bleiben wollen. "Hier ist es spannend, es ist dynamisch und die Fans lieben den Fußball. Ich glaube, viele schauen lieber die zweite als die erste Liga. Und das auch völlig zurecht", fügt er mit einem Schmunzeln hinzu. Gegen einen Aufstieg wehren würde man sich aber nicht. Und es wäre ein weiteres Zeichen dafür, was man mit Zusammenhalt in einer Stadt wie Magdeburg alles erreichen kann.
rac
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 27. Januar 2025 | 17:45 Uhr
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