Expertenrat Warum ist Streit unter Geschwistern wichtig?
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03. April 2024, 11:12 Uhr
Eltern kennen das: Kaum sind ein paar ruhige Minuten vergangen, bricht im Kinderzimmer schon wieder Streit aus. Da wird an Haaren gezogen, gekratzt und geschubst. Nicht selten steckt Eifersucht hinter den Streitereien - aber wo kommt sie her und was kann man dagegen tun? Familientherapeutin Diana Jentzsch weiß Rat.
Geschwisterkinder sind wahre Weltmeister im Streiten und Kämpfen. Immer wieder geraten sie aneinander - und das ist auch wichtig, sagt Familienberaterin Diana Jentzsch:
Man kann sich ja nicht aus dem Weg gehen, spätestens bei der nächsten Mahlzeit sitzt man wieder am selben Tisch. Das heißt, wir lernen auch, uns wieder zu vertragen.
Im Idealfall schult das Austragen der Konflikte die Kompetenz, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Der Kampf um Aufmerksamkeit
Die Streitthemen sind vielfältig, aber oft geht es um Eifersucht. Liebe und Anerkennung spielen auch eine große Rolle - gerade in Familien, in denen es mehrere Kinder gibt. Das älteste Geschwisterkind hat zum Beispiel oft sehr damit zu tun, dass es plötzlich die Aufmerksamkeit der Eltern und auch anderer Familienmitglieder teilen muss.
Wenn ein Baby geboren wird, dann steht das erst einmal im Mittelpunkt. Großeltern, Paten, Freunde und Nachbarn kommen zu Besuch, bestaunen das Neugeborene und das ältere Kind steht dann daneben, erlebt diese Freude der anderen, und wird dabei selbst unsichtbar. Dadurch kann in den großen Geschwisterkindern eine Einsamkeit entstehen, die mit der Zeit in Eifersucht umschlägt, erklärt Diana Jentzsch.
Gefühle ernst nehmen
Diana Jentzsch gibt Zuversicht und erklärt, dass es so weit nicht kommen muss:
Es wäre schön, wenn es mindestens einen Erwachsenen gibt, der das Kind in diesen Gefühlen [...] unterstützt, der das Kind ernst nimmt und vermittelt, dass diese Gefühle auch dazugehören.
So spüre das ältere Geschwisterkind, dass es nicht alleine ist, dass es verstanden wird und kann so auch einen anderen Umgang mit dem neuen Geschwisterkind finden.
Natürlich kann es trotzdem und auch aus ganz anderen Gründen - neben der Eifersucht - weiterhin zu Konflikten zwischen den Geschwistern kommen. Dabei gibt es je nach Konstellation ganz verschiedene Dynamiken und dementsprechend viele Wege für Eltern, mit den Streitigkeiten umzugehen.
Einmischen, vermitteln, dazwischen gehen - was ist richtig?
Dazwischen gehen bzw. vermitteln sollte man, wenn es körperlich wird bzw. wenn der Erwachsene merkt, dass sich der Streit zuspitzt. Dabei kann man seine Hilfe bzw. Unterstützung anbieten. Wichtig ist dabei, so Diana Jentzsch, dass der Erwachsene dann nicht wertet, sondern jedem Beteiligten zuhört. Streit unter Geschwistern sei "ganz normal". Auch gemeinsame Streit-Regeln aufzustellen sei eine Option.
Tipp der Expertin: Kinder orientieren sich auch beim Streiten an ihren Eltern. Daher sei es wichtig, den Kindern auch zu zeigen, wie man sich als Eltern wieder verträgt.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 02. April 2024 | 10:10 Uhr