Mittwoch, 26.04.2023: Kyrieeleison

In Dresden vor der Frauenkirche steht ein Denkmal von Martin Luther. Auf sein Wirken geht es zurück, dass der Gottesdienst in den evangelischen Kirchen seit rund 500 Jahren nicht mehr in Latein, sondern in der jeweiligen Landessprache gehalten wird. Alles Lateinische hat Luther übersetzt, damit die Menschen verstehen können, was sie sagen und was da passiert.

Harald Lamprecht, 2009 3 min
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gesprochen von Harald Lamprecht

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 26.04.2023 05:45Uhr 02:30 min

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Am Anfang des Gottesdienstes, kurz nach dem ersten Lied, da ist aber etwas in einer anderen alten Sprache erhalten geblieben. Das ist nicht Latein, sondern Griechisch. Es ist der griechische Ruf "Kyrie eleison": "Herr erbarme dich". Die Gemeinde antwortet gleich mit der deutschen Übersetzung. Dafür hat Luther gesorgt. Aber dieser Ruf im Rahmen der Eingangsliturgie hat eine alte Tradition. Er war in der Antike ein Huldigungsruf gegenüber dem Herrscher. So wurde der Kaiser mit diesem Ruf begrüßt. Der Titel "Kyrios" - also "Herr", wurde dann im Neuen Testament zur wichtigsten Hoheitsbezeichnung für Jesus Christus.

Dementsprechend wechselt es in der Liturgie: Gerahmt vom "Kyrie eleison" folgt ein "Christe eleison" - "Christus, erbarme dich". So steckt in diesem dreifachen alten Ruf sehr viel: Das Bekenntnis: Christus ist der Herr. Damit schließt es direkt an das vorangehende Lob Gottes an. Es steckt Klage und die Bitte darin, Christus möge all das, was unser Leben bedrückt und beschwert, ansehen und sich dieser Not annehmen. Als Drittes drückt dieser Ruf das Vertrauen aus, dass Christus helfen kann. Gott hat all denen Hilfe zugesagt, die ihn anrufen.

Dieses kurze alte Stück verbindet den evangelischen Gottesdienst nicht nur mit der ganzen Geschichte der Christenheit, sondern auch mit den anderen christlichen Traditionen. Die orthodoxen Kirchen des Ostens haben diesen Ruf genauso in ihrem Gottesdienst wie die katholischen Kirchen, wo er Bestandteil der Messe ist. Ich empfinde den Ruf des "Kyrie eleison" als ein sehr kraftvolles Gebet, das dazu einlädt, mit persönlichen Gedanken gefüllt zu werden.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Dr. Harald Lamprecht

Dr. Harald Lamprecht

geboren 1970 in Dresden | verheiratet, drei Kinder | 1990 Theologiestudium in Leipzig, Göttingen und Halle | 1996 Wiss. Mitarbeiter am Institut für Ökumenik, Konfessionskunde und Religionswissenschaft der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg | 1999 Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Geschäftsführer des Evangelischen Bundes, Landesverband Sachsen

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.