Donnerstag, 27.04.2023: Lesungen im Gottesdienst
Wie ist die Bibel entstanden? Die Bibel ist ja nicht einfach ein Buch. Sie ist genau genommen eine kleine Bibliothek. In ihr sind ganz verschiedene Bücher enthalten. Die Geschichtsbücher aus dem Alten Testament, die Psalmen, die Evangelien und eine ganze Reihe von Briefen im Neuen Testament. In die Bibel gekommen sind sie, weil in den verschiedenen christlichen Gemeinden bei den Zusammenkünften aus ihnen vorgelesen wurde.
Der Apostel Paulus hat zum Beispiel einen Brief an die christliche Gemeinde in Philippi geschrieben. Den fanden die Menschen dort so hilfreich, dass sie davon Abschriften an andere Gemeinden weitergegeben haben, wo sie dann ebenfalls im Gottesdienst vorgelesen wurden. Im 4. Jahrhundert wurde dann so eine Art Bestandsaufnahme vorgenommen: Welche Texte und welche Briefe werden denn in den verschiedenen Gemeinden im großen römischen Reich im Gottesdienst gelesen? Das Ergebnis war erstaunlich: Es gab eine ziemlich große Übereinstimmung. Darauf hat man sich dann geeinigt: Diese Schriften, die in den allermeisten Gemeinden in Gebrauch sind, die sind es wert, auch in Zukunft im Gottesdienst verwendet zu werden. So entstand aus der Praxis, im Gottesdienst aus diesen Texten zu lesen, unsere Bibel.
Was zur Bibel gehört, steht inzwischen fest. Geblieben ist der Brauch, Abschnitte aus diesen Schriften im Gottesdienst vorzulesen. In den meisten Gottesdiensten gibt es mindestens zwei biblische Lesungen: Die erste ist aus einem der Briefe des Neuen Testaments. Sie wird "Epistel" genannt, darin steckt das griechische Wort für "Brief". Die zweite Lesung ist ein Abschnitt aus einem der vier Evangelien, die vom Leben von Jesus erzählen. Die Predigt im Gottesdienst befasst sich in manchen Jahren mit dem Text der Epistellesung, in anderen Jahren mit dem Text aus dem Evangelium. In wieder anderen Jahren gibt es noch einen extra Predigttext - der wird dann auch im Gottesdienst vorgelesen. So kann man nur durch Zuhören im Gottesdienst eine Menge von der Bibel kennenlernen.
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