Dienstags direkt | 28.11.2023 | 20-23 Uhr Von Reparaturbonus bis Kreislaufwirtschaft - wie wir wertvolle Ressourcen erhalten
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28. November 2023, 23:41 Uhr
Bringt uns der neue Reparaturbonus in Sachsen dazu, umzudenken? Erst mal versuchen, ob ein defektes Gerät zu retten ist, bevor es auf der Deponie landet. Wie weit sind wir auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft bereits vorangekommen? Darüber haben wir bei Dienstags direkt diskutiert.
Vom Recht auf Reparatur
Schon lange fordern Aktionsbündnisse von der Industrie Produkte so zu entwickeln, dass Reparieren so einfach wie möglich wird. Vor fünf Jahren hat sich z.B. aus einem bestehenden Netzwerk der Verein "Runder Tisch Reparatur" gegründet. Er organisiert Treffen Gleichgesinnter und betreibt Öffentlichkeitsarbeit. Offenbar zeigen derartige Appelle an die Politik Wirkung. Im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung steht: Lebensdauer und Reparierbarkeit sollten erkennbare Produktmerkmale werden.
Vom Keller auf die Müllhalde
Aufräumen hat schon in Kindertagen wenig Spaß gemacht und auch später packt einen nicht immer die Aufräumwut. Und so sammelt sich in Kellern, auf Böden oder in Geräteschuppen über die Jahre so manches an, was nicht mehr gebraucht wird. Flohmärkte oder Kleinanzeigenportale im Netz verhelfen manch ausgemustertem Gegenstand zu einem zweiten Leben.
Auch viele kommunale Entsorger, wie die Leipziger Stadtreinigung, starten Tauschmärkte oder ähnliche Aktionen. Es geht darum, Ressourcen zu bewahren. Beim Recyceln wird längst nicht alles gerettet. Dazu kommt, dass unsachgemäße Entsorgung oft zu Umweltgefahren entstehen, z.B. durch fest verbaute Akkus oder enthaltene Chemikalien.
Vom Spaß am Reparieren
Jens Rennefahrt, Geschäftsführer der Firma HSC, ist ein Wiederholungstäter. Als 2022 in Leipzig ein Pilotprojekt zum Reparaturbonus lief, war er mit seinen Leuten dabei und genoss die hohe Nachfrage. Mehrmals täglich war der Bonus ein Thema. Auch bei den anderen beteiligten Betrieben war es ähnlich und so war nach weniger als einer Woche das zunächst auf 10.000 Euro begrenzte Budget aufgebraucht. Das sächsische Umweltministerium legte nochmal eine gut doppelt so hohe Summe drauf und wollte im Gegenzug von den Kundinnen und Kunden wissen, welche Rolle der staatliche Zuschuss bei der Reparaturentscheidung gespielt hat. Die Erfahrung des Leipziger Modells floss nun in den Bonus für ganz Sachsen ein. Und der wurde von Anfang an finanziell üppiger ausgestattet: Für 2023 und 2024 stehen jeweils 1,25 Millionen Euro zur Verfügung.
Auf der Internetseite der Sächsischen Aufbaubank kann man sich über das Prozedere informieren. Dort sind auch die teilnehmenden Firmen aufgelistet und die Geräte, für die der Bonus beantragt werden kann.
Gäste:
- Elke Franz | Kaufmännische Betriebsleiterin der Stadtreinigung Leipzig
Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, Rohstoffe durch entsprechende Prozesse möglichst lange im Kreislauf zu behalten und so Abfall zu vermeiden.
Der Weg aus der Wegwerfgesellschaft führt zwingend zu einer Reparaturgesellschaft.
- Jens Rennefahrt | Geschäftsführer HSC HomeElektronik Service Center GmbH
Unsere Jugend fordert von uns ein stärkeres Engagement und ein Umdenken bei den Themen Umwelt- und Naturschutz. Wir leisten dazu aktiv unseren Beitrag, denn reparieren ist gut für die Umwelt. Eine Reparatur von Elektrogeräten ist fast immer nachhaltiger als ein Neukauf.
Interview-Partner:
Wolfram Günther | Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft
Charlotte Kraul | foodsharing.de (Statement: "Nicht nur Technik ist zu schade zum Wegwerfen.")
Prof. Tshilidzi Marwala | UN-Untergeneralsekretär
Redaktion & Moderation:
Leitung: Ines Meinhardt