Landesbischof Tobias Bilz und Bischof Heinrich Timmerevers auf dem Sachsensofa 4 min
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Kirchen in Sachsen Erste ökumenische Akademie deutschlandweit in Sachsen geplant

07. November 2024, 10:00 Uhr

Viel ist derzeit von Spaltungen in der Gesellschaft die Rede – dass das kein neues Phänomen ist, daran erinnerte der Reformationstag Ende Oktober. Schon vor gut 500 Jahren entzweiten sich Protestanten und Katholiken. Doch in den heutigen aufgeheizten Debatten wollen die Kirchen mit ihren Akademien für einen respektvollen Dialog sorgen. Jetzt denken sie in Sachsen darüber nach, ihre Kräfte zu bündeln und deutschlandweit die erste ökumenische Akademie zu gründen.

Der Kreuzgang am Freiberger Dom erzählt seine eigene Streit-Geschichte: Erst war er katholisch, dann wurde er evangelisch – der Konflikt dazwischen: die Reformation. Nun wurde hier wieder gestritten: Um die Corona-Pandemie, um das Impfen, um Eingriffe in Grundrechte.

Die Evangelische Akademie Sachsen hatte zu dieser Debatte eingeladen. An Stoff für solche Diskussionen ist gerade kein Mangel im Freistaat – aber an Geld. Besonders bei den beiden großen Kirchen. Das weiß auch der Bildungsdezernent der evangelischen Landeskirche Sachsens, Burkart Pilz:

"Wir müssen als Kirche an ganz vielen Stellen überlegen, wie wir uns konzentrieren können. Wir werden gebraucht, wir brauchen Formate, in denen wir mit Menschen ins Gespräch kommen. Und diese Konzentration ist etwas, das im Bistum genauso auf dem Tisch liegt wie bei uns als evangelische Landeskirche."

Massive Haushaltseinsparungen bei den Kirchen

Das katholische Bistum Dresden-Meißen muss ab dem übernächsten Jahr sogar ein Drittel seines Haushaltes einsparen. Seit einigen Monaten arbeitet deshalb eine katholisch-evangelische Arbeitsgruppe in Sachsen an einem Konzept für eine gemeinsame Akademie.

"In Zeiten, da wir immer mehr spüren, da triftet auch gesellschaftlich viel auseinander, ist das Zusammengehen von zwei Akademien, die bisher zwei getrennte Institutionen waren, ein starkes Zeichen“, erklärt Ulrike Irrgang, die kommissarische Direktorin der Katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen.

Ihr evangelischer Direktoren-Kollege Stephan Bickhardt meint dazu:

Ich träume davon, dass das Verbindende stärker ist als das Trennende. Wir merken, dass wir mit unserer Arbeit in den eigenen Grenzen bleibend nicht so viel erreichen, als wenn wir Grenzen überschreiten.

Stephan Bickhardt

Stephan Bickhardt, Herausgeber der "Radix-Blätter"
Stephan Bickhardt, Direktor der evangelischen Akademie Sachsen Bildrechte: © MDR/NFP, honorarfrei

Anfang 2026 könnte eine gemeinsame Akademie eröffnen, noch ist aber nichts beschlossen.

Gemeinsames Diskussionsformat "Sachsensofa"

In inhaltlichen Fragen sei man schon "sehr, sehr ähnlich unterwegs“, sagt die katholische Akademie-Direktorin Ulrike Irrgang. Sie meint damit auch das "Sachsensofa“, ein Diskussionsformat zu aktuellen Themen, mit dem beide Akademien schon seit zwei Jahren gemeinsam durch Sachsen ziehen.

Doch die Direktorin der katholischen Akademie sieht auch "Herausforderungen, die wir zu bewältigen haben, da die beiden Akademien durch ihre unterschiedlichen Geschichten unterschiedliche Strukturen etabliert und herausgebildet haben“.

Da gehe es dann um Personalstellen, um die Konstruktion einer gemeinsamen Trägerschaft - und um die Verteilung des weniger werdenden Geldes.

Die Debatte um die Corona-Politik in Freiberg war offen und fair. Dass solche Diskussionen künftig von einer gemeinsamen evangelisch-katholischen Akademie ausgerichtet werden könnte, das leuchtete Gästen des Abends sofort ein.

Der Dom St. Marien in Freiberg. Hier gastiert der MDR-Musiksommer.
Die Veranstaltung vom "Sachsensofa" fand im Freiberger Dom statt Bildrechte: MDR/Andreas Lander

Eine Besucherin der Veranstaltung brachte es auf den Punkt: "Ich bin selber evangelisch und habe viele Bekannte, die katholisch sind. Es ist traurig, dass das nicht endlich mal zusammengeht. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, und das muss ja nicht sein. Man sollte schon zusammen reden“.

Ihren 75. Geburtstag feierte die Evangelische Akademie Sachsen am Reformationstag mit einer Festveranstaltung in der Dresdner Dreikönigskirche – passend zu den Fusionsplänen der Akademien mit dem Thema: "Wie Ökumene die Kirche der Zukunft stärkt".

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Religion und Gesellschaft | 31. Oktober 2024 | 09:15 Uhr