Reportage | MDR Fernsehen und in der Mediathek Projekt:Traumhochzeit
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06. September 2024, 04:00 Uhr
Während eine Hochzeit früher viel bescheidener ablief, wird sie heute oft zum Event. Viele Paare investieren in ihren "schönsten Tag" eine Menge Geld, planen akribisch über Monate. Immer mehr Hochzeitsplaner helfen ihnen dabei und sorgen für glamouröse Auftritte. Doch welche Hoffnungen und welche Träume stecken dahinter? Anja Krußig begleitet für die Reportage ein Paar aus Sachsen-Anhalt bis zum Traualtar.
Maria und Tobias liegen voll im Trend: Sie wollen heiraten und zwar richtig. Das junge Paar aus Sachsen Anhalt will eine Traumhochzeit feiern, ein Tag wie im Märchen. Dafür planen und sparen sie seit anderthalb Jahren. Tausende Follower sehen den beiden übers Internet dabei zu. Dass ihre private Liebe zum öffentlichen Ereignis wird, macht ihnen nichts aus, im Gegenteil, die Likes spornen sie an, ihren großen Tag in Szene zu setzen. Monatelang sucht Maria nach ihrem Traumkleid.
Geschäft mit der Hochzeit boomt
Keiner muss mehr heiraten, aber immer mehr haben Lust darauf. Die Sehnsucht nach einer stabilen Bindung wächst und der Hochzeitsmarkt floriert. Wer kann, gestaltet seine Hochzeit aufwendig, glanzvoll und individuell. So wird für viele Paare der schönste Tag im Leben zum perfektionistischen Kraftakt.
Die brillante Dekoration, umwerfende Brautkleider, einmalige Eheringe, abgefahrene Location – es wimmelt von Angeboten. Da ist es kein Wunder, wenn die Romantik im Planungsstress auf der Strecke bleibt. Kristin Dorst, Hochzeitsplanerin, kann ein Lied davon singen:
Wenn man alles perfekt haben will, ist die Gefahr groß, dass man enttäuscht wird.
Eigentlich sollte die Kirche von diesem Hochzeitsboom profitieren, ist sie doch Spezialistin für feierliche Rituale. Aber die herkömmliche Hochzeitszeremonie ist im Wandel. Ausgefallen soll es heute sein und so sehen sich Pfarrerinnen und Pfarrer mit ungewöhnlichen Wünschen konfrontiert.
Die Brautpaare sind mit ihren Wünschen individueller geworden und da macht das Wort "Designerhochzeit" auch unter Pfarrerinnen und Pfarrern die Runde.
Maria und Tobias beispielsweise wollen im reformiert-evangelischen Dom zu Halle heiraten und ihr Hund soll an der Trauung teilnehmen. Dom-Pfarrerin Dr. Jutta Noetzel ist bei allem Verständnis wichtig, dass der kirchliche Raum nicht zur Kulisse verkommt. Doch ihre Erfahrung ist auch, dass sich die meisten Paare ganz auf die Liturgie einlassen können.
Ich erleben selten, dass Paare sich wünschen: das machen wir anders. Nein, eigentlich gar nicht. Ich erlebe eine große Offenheit sich etwas erklären oder nahebringen zu lassen und sich dann auch davon tragen zu lassen.
Inszenierung: "Heiraten wie die Stars!"
Ausgefallene Orte sind begehrt wie nie. Hochzeitsplaner greifen diesen Trend gern auf und suchen originelle, schräge Locations. "Heiraten wie die Stars!" lautet das Motto. Wissenschaftler bestätigen, dass die Standartvariante heute nicht mehr genügt. Die Paare wollen sich individuell ausdrücken.
Es ist heute für ein Paar nicht mehr notwendig aus gesellschaftlichen Konventionen zu heiraten und insofern wird eben die Heiratet ganz stark zu einem biografischen Ereignis. Und das ist natürlich etwas, wo sich dann eben die ganz gewichtige Frage stellt: Und wie inszenieren wir dieses biografische Ereignis?
Der Film begleitet Maria und Tobias von den akribischen Vorbereitungen bis zu ihrem großen Tag. Ihre Geschichte wird ergänzt durch die Berichte von Brautausstattern und Eventplanern. Theologen und Soziologen reflektieren, was das "Projekt Traumhochzeit" über uns und unsere Zeit aussagt.
Reportage aus dem Jahr 2021
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Nah dran | 05. September 2024 | 22:40 Uhr