Osterzgebirge Neuer Pilgerrundweg zwischen Rabenau und Dippoldiswalde
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24. März 2023, 04:00 Uhr
Jetzt im Frühling zieht es viele wieder hinaus in die Natur – den Blick und die Gedanken schweifen lassen, aufatmen und einfach loslaufen. Manche Menschen tun das ganz bewusst auf einer Pilgerreise. Dafür muss man manchmal gar nicht weit reisen – im Osterzgebirge zum Beispiel wurde ein neuer Pilgerweg eröffnet. Christen und Nicht-Gläubige haben ihn gemeinsam erarbeitet – und dabei alte Glaubensschätze mit neuem Leben gefüllt.
Den Jakobsweg sind Elke und Jürgen Raabe schon bis zu seinem Ende in Spanien gelaufen. Jetzt geht das Paar aus Rabenau gleich um die Ecke auf Pilgertour: in der Dippoldiswalder Heide.
Man wird frei im Kopf. Und man schöpft Kraft für die Zukunft oder nur für den nächsten Tag.
Gerade sind Elke Raabe und ihr Mann an Station 18 des neuen Pilgerwegs im Osterzgebirge angekommen: Ein Sandsteinfelsen mitten im Wald, der Sage nach soll hier einst ein Einsiedler namens Dippold gehaust haben.
Die Raabes gehören zu einer zehnköpfigen Gruppe, die sich den 41 Kilometer langen Rundweg zwischen Dippoldiswalde und Rabenau ausgedacht hat. Wobei - eigentlich haben sie nur verbunden, was seit Jahrhunderten schon besteht, manchmal vergessen ist oder im Verborgenen liegt: alte Wegkreuze, Kirchen und Ruinen.
Auch Annäherung an Themen wie Religion und Glauben
Der ehemalige Handwerker und die frühere Buchhalterin sind keine Kirchenmitglieder, dafür im Rabenauer Heimatverein. Die Arbeit am Pilgerweg war für beide auch eine Annäherung an das fremde Terrain des Glaubens. Ganz praktisch – die Wegweiser erzählen davon: "Wir stehen hier vor solch einem Schild, das wir an den Baum geschraubt haben. Es ist in den Farben des Pilgerns, der Pilgermuschel: blauer Grund mit gelbem Pfeil", erklärt Jürgen Raabe.
Stationen des Rundwegs: Kirchen, verwitterte Ruinen, Sühnekreuze und Betsäulen
Pfarrerin Annette Kalettka hat mitten in der Dippoldiswalder Heide die verwitterten Mauerreste der Barbarakapelle erreicht: Station 19 des Pilgerwegs. Die Seelsorgerin aus dem benachbarten Oelsa machte den ersten Schritt zu diesem geistlichen Rundweg – das war vor zwei Jahren. "Die Idee entstand während der Corona-Zeit, da gab es für mich die Möglichkeit, viel draußen zu sein. Und ich bin über bestimmte Wegmale gestolpert: Sühnekreuze, Betsäulen", erinnert sich die Pfarrerin.
Sie sind Zeugen einer längst vergessenen Zeit – viele von ihnen stammen aus der Epoche vor der Reformation. Sie erzählen von Tod und Sühne, von Wallfahrten und Heiligen. Die evangelische Pfarrerin begab sich auf die Spurensuche und sammelte bald zehn Mitstreiter und Mitstreiterinnen um sich. Christen und Kirchenferne, Heimatfreunde und auch Tourismus-Verantwortliche wie Doreen Kadner vom Rabenauer Fremdenverkehrsamt. Sie hofft auf einen Trend zum spirituellen Tourismus.
Ich denke schon, dass das ein kleines Wachstumsfeld ist. Und gerade jetzt nach den Corona-Jahren suchen die Menschen wieder nach den regionalen Dingen, die draußen in der Natur sind.
Pilgern heißt ja: Auf dem Weg sein. Und manchmal verläuft dieser Weg gar nicht so weit von der eigenen Haustür entfernt.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. März 2023 | 09:15 Uhr