Spurensuche in BildernJüdisches Leben in der Thüringischen Rhon
Mikwe von Berkach: Wie die Synagoge an der Mühlfelder Straße blieb das kleine Ritualbad als einer der wenigen sakralen Bauten der Südthüringer Landjuden erhalten, genutzt als Geräteschuppen. Wegen des nötigen Grundwassers steht sie in der Bachaue. U.a. diente sie Frauen zur rituellen Reinigung nach ihrer Regel (Nidda). Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Das thüringische Gleicherwiesen ist eines von vielen Dörfern und Kleinstädten links und rechts der Grenze zu Franken und Hessen, wo Juden bis zur Shoa mit ihren christlichen Nachbarn Tür an Tür lebten. Bis zur Pogromnacht vom 9. November 1938.Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Am 60. Jahrestag der Pogromnacht von 1938 ließ der Pfarrer des Kirchspiels Gleichamberg, Hans-Michael Buchholz, eine hölzerne Stele in der Form eines oben abgerundeten Grabsteins in der St. Nikolai-Kirche von Gleicherwiesen aufstellen. Er merkte, dass die Erinnerung langsam verloren geht. Eine Gedenktafel draußen am Platz der alten Synagoge schien ihm ein bisschen heikel, die Kirche andererseits genau der richtige Ort, da es einst "ein wunderbares Zusammenleben zwischen Christen und Juden und auch Atheisten gab, also ein ganz normales dörfliches Miteinander". Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Ortschronist Eckard Witter auf dem Jüdischen Friedhof von Gleicherwiesen, der außerhalb des Ortes am Weg nach Streufdorf liegt. Noch knapp 200 Gräber sind hier erhalten. An vielen Grabmalen aus Buntsandstein ist kaum noch die Schrift zu erkennen. Einige Platten aus Granit oder Basalt sind zerbrochen.Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Das Gras ist hochgewachsen. Nur ein, zwei Mal im Jahr wird es von der freiwilligen Feuerwehr gemäht. Manchmal hat Ortschronist Eckard Witter Nachfahren von Gleicherwieser Juden auf den Friedhof begleitet.Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Die Synagoge von Berkach: Erbaut im typischen fränkischen Fachwerkstil besitzt die Synagoge von Berkach ein einfaches Satteldach und Rundbogenfenster. Die allerdings zum Teil vermauert waren, als die Erfurter Denkmalpflegerin Monika Kahl den als Schmiede genutzten Sakralbau 1988 wiederentdeckte. Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Innen fand Monika Kahl trotz des schlechten Bauzustandes noch Reste der umlaufenden Frauenempore, die von hölzernen Säulen getragen wird. Auch Fragmente der grünweißen Schablonenmalerei legten die Restauratoren frei. Feierliche Wiedereinweihung der Synagoge war am 3. November 1991 – durch den hessischen Landesrabbiner Chaim Lipschitz und Oberkantor Estrongo Nachama aus Berlin. Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Gleich neben der Berkacher Synagoge steht die ehemaligen jüdischen Schule. Eine Tafel erinnert an den Kantor, Lehrer und Herausgeber der "Liturgischen Zeitschrift", Hermann Ehrlich, der dort auch wohnte. Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Ein Auszug von Ehrlichs Komposition zur Einweihung von Synagoge und Jüdischer Schule in Berkach 1854.Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Mikwe von Berkach: Wie die Synagoge an der Mühlfelder Straße blieb das kleine Ritualbad als einer der wenigen sakralen Bauten der Südthüringer Landjuden erhalten, genutzt als Geräteschuppen. Wegen des nötigen Grundwassers steht sie in der Bachaue. U.a. diente sie Frauen zur rituellen Reinigung nach ihrer Regel (Nidda). Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Am Oskar-Meyer-Platz, direkt vor der Burg mit dem Schutzgrabe steht auch das Denkmal für die Bibraer Juden. Eingeweiht wurde es im Mai 2007, im Beisein früherer jüdischer Bewohner wie Martin Meyer, geb. 1929, ein Neffe Oskar Meyers. Ihm gelang die Flucht in die USA. Mitinitiatorin war die im Sommer 2020 verstorbene Freifrau Elisabeth von Bibra. Ihr und auch Enkelin Larissa war die Verbindung ihrer Adelsfamilie zur jüdischen Geschichte immer bewusst. Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
"Verantwortung ist die Antwort auf aus der Vergangenheit für die Zukunft", steht auf der Gedenkstele in Römhild. die Lehrerin Kerstin Möhring erforschte zusammen mit Gymnasiasten aus Schleusingen das Leben von Juden im Landkreis Hildburghausen. Auf ihre Initiative geht die Stele zurück.Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Mikwe von Römhild in Privatbesitz, deswegen als solche nicht erforscht.Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
In Marisfeld bei Themar schmückt ein großer Davidstern den schieferverkleideten Giebel eines Hauses an der Hauptstraße. Um 1680 erteilte der Herzog Friedrich I. von Gotha dem ersten Juden die Erlaubnis, sich gegen Schutzgeld in Marisfeld anzusiedeln. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war jeder sechste Dorfbewohner Jude, in den 1840er-Jahren jeder vierte. Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Der Jüdische Friedhof von Marisfeld: In den 1920er-Jahren löste sich die Gemeinde auf, die Synagoge wurde verkauft.Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
1942 wurden die letzten überlebenden Juden von Marisfeld nach Theresienstadt deportiert.Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel
Stolpersteine in Themar für die Familie Levinstein: Moritz Levinstein war der Vorsteher der jüdischen Gemeinde und als Lehrer auch sehr anerkannt im Ort. In der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurde er verhaftet. In der Kleinstadt zwischen Hildburghausen und Meiningen sammelt ein Pfarrerpaar Erinnerungen an die vertriebenen und ermordeten Juden. Barbara und Arndt Morgenroth engagieren sich im Verein "Themar trifft Europa", der Kontakt zu Nachkommen hiesiger jüdischer Bürger pflegt.
Die Synagoge von Themar überstand die Pogromnacht: Nach 1945 wurde das Gbäude als Schule verwendet, später zu einem Wohnhaus umgebaut, das wiederum 2018 durch einen Brand schwer beschädigt wurde.Bildrechte: MDR / Wolfram Nagel