Öl-Gemälde Caspar Davis Friedrich vom Großen Gehege bei Dresden.   4 min
Bildrechte: Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Karpinski
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Ab dem kommenden Samstag sind in Dresden Werke des bedeutenden Künstlers der Romantik zu sehen, der es auf ganz besondere Weise vermochte, religiösen Gefühlen Ausdruck zu geben.

MDR KULTUR - Das Radio Do 15.08.2024 19:27Uhr 03:53 min

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Jubiläumsjahr Caspar David Friedrich: Transzendenz und Naturfrömmigkeit - Über das Religiöse seiner Bilder

24. August 2024, 04:00 Uhr

Im Caspar-David-Friedrich-Jahr 2024 jetzt das große Finale: nach Ausstellungen im Hamburg und Berlin widmen ihm nun auch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine Ausstellung. Ab dem 24. August sind im Albertinum und im Kupferstich-Kabinett Werke des Künstlers der Romantik zu sehen, der es auf ganz besondere Weise vermochte, religiösen Gefühlen Ausdruck zu geben.

Es ist das geheimnisvolle Licht der Bilder, das viele Betrachter in seinen Bann zieht. Ein Licht, leuchtend und transparent, das nicht ganz von dieser Welt scheint. Ein Licht, bei dem etwas Anderes durchschimmert. Caspar David Friedrich sei ein "Maler der Transzendenz", findet Johann Hinrich Claussen, der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland.

"Der Theologe Ernst Troeltsch hat mal den schönen Satz gesagt: 'Das Jenseits ist die Kraft des Diesseits.' In dem Sinne ist Caspar David Friedrich ein Jenseits- oder Transzendenzmaler. Nicht indem er eine von der Welt abgehobene Anderwelt zeigt. Sondern diese Welt, so wie sie jetzt ist, bildlich so darstellt, dass etwas ganz Anderes in ihr sichtbar wird", so Clausen.

Friedrich stammte aus einfachen Verhältnissen

Caspar David Friedrich, geboren vor 250 Jahren, wächst neben dem Greifswalder Dom auf, den sein Vater, ein Seifensieder und Kerzenzieher, beliefert. Über seinen Zeichenlehrer kommt der angehende Künstler mit Ludwig Kosegarten in Kontakt, Inselpastor auf Rügen. Dessen Gedanken werden ihn später als Landschaftsmaler prägen:

"Kosegarten war berühmt für seine Strand- und Uferpredigten. Das war jetzt nicht nur einfach so eine Maßnahme, um die Leute zu locken. Sondern das verband sich mit einer neuen Form von Schöpfungsfrömmigkeit oder Naturfrömmigkeit. Das ist ein neues Phänomen, das natürlich auch für die Modernität von Caspar David Friedrich steht, die Welt, wie sie ist, als Schöpfung, als Natur, als Landschaft als einen Ort wahrzunehmen, in dem Gott sich offenbart“, erklärt Hinrich Clausen.

Doch es gibt auch frühe, schmerzliche Erfahrungen. Caspar Davids jüngerer Bruder ertrinkt bei dem Versuch, ihn, den Dreizehnjährigen, aus eiskaltem Wasser zu retten. Immer wieder tauchen später auf den Bildern des Malers Kreuze auf. Auch das erste Ölgemälde, das in Friedrichs Dresdner Atelier entsteht, zeigt ein Gipfelkreuz vor Abendhimmel und dunklen Tannen – den "Tetschener Altar". Für die damalige Kunstwelt: ein Skandal.

Museumsbesucher betrachten das Bild "Das Kreuz im Gebirge" aus dem Jahr 1807 von Caspar David Friedrich.
Das Bild "Das Kreuz im Gebirge", auch als Tetschener Altar" bekannt aus dem Jahr 1807 Bildrechte: picture-alliance/ dpa/dpaweb | Federico Gambarini

Das Kreuz, das Hauptsymbol des christlichen Andachtsbildes wird jetzt nicht mit der biblischen Geschichte dargestellt, sondern als Teil von Landschaft. Und da stellte sich die Frage konservativer Kunstbetrachter, wie das sein kann, dass plötzlich das Andachtsbild von der Landschaft beherrscht wird.

Johann Hinrich Claussen

Auch aus religiöser Sicht ist das Bild brisant: der Christus am Kreuz ist ein kalter, metallisch schimmernder Korpus – der sich vom Betrachter abwendet. Man könne darin auch eine symbolische Darstellung von absoluter Verlorenheit und Gottesferne sehen, so Clausen.

Maler der Schwermut und Einsamkeit

Wie kaum ein anderer bringt Caspar David Friedrich auch die dunklen religiösen Gefühle ins Bild: Wehmut, Einsamkeit, ja Todesnähe. Dagegen stellt er andere Motive: Einzelne oder Paare in stiller Betrachtung des Mondes, der Abenddämmerung. Und eben jene "beglückenden" Bilder der Landschaft, wie sie der Theologe Claussen nennt.

Wie sie dargestellt ist. Also mit diesem weiten Horizont, wo die Ebenen verschwimmen, mit diesen ganz feinen, virtuosen Farbflächen, wo das eine ins andere übergeht und dann weit ins Offene führt.

Johann Hinrich Claussen

Es sind Bilder, die darauf verweisen, dass da mehr sein könnte - jenseits des unmittelbar Erfahrbaren.

"Und diese Faszination von Caspar David Friedrich, der ja in seiner ganzen Art eben nicht in unsere Welt gehört, nicht in unsere Zeit passt, hängt vielleicht damit zusammen, dass da wirklich ein Drängen, ein Sehnen nach etwas, das wir vielleicht vermissen. Zugleich findet sich aber auch unsere eigene Religionsferne wieder“, meint der Kulturbeauftragte der EKD.

Gemälde, ein Mann steht auf einem hohen Felsen, vor ihm eine Landschaft mit Felsen und Nebelschwaden.
Caspar David Friedrichs berühmtes Bild "Der Wanderer über dem Nebelmeer" Bildrechte: picture-alliance/ dpa/dpaweb | Folkwang-Museum/Elke Walfo

Es ist eine höchst aktuelle Ambivalenz der Gefühle, die Caspar David Friedrich da vorweggenommen hat – vor mehr als 200 Jahren.

In der ARD Audiothek streamen:

Gemälde "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" von Caspar David Friedrich 28 min
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Wechselwirkung von Zeit und Kunst: Wie der Vulkanausbruch Tambora in Caspar David Friedrichs Bild "Frau vor untergehender Sonne" kommt und wie der romantische Maler den "Bambi"-Film von Walt Disney inspiriert.

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Warum malte Caspar David Friedrich sein erstes Ölbild "Hünengrab im Schnee" erst im Alter von 33 Jahren? Und: Wie der Maler versuchte, seine Angst vor Feuer in den Griff zu kriegen. Das Feuer war der Feind seiner Bilder.

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Buchenwälder in Sassnitz, das tosende Meer und die Kreidefelsen – es sind Lebenslandschaften für Friedrich. Doch die Landschaften in seinen Bildern sind keine Abbildung der Wirklichkeit, sondern eher deren Auflösung.

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Jede Zeit und jedes System biegen sich Friedrich so zurecht, wie es ihnen passt. Seiner Kunst ist das zum Glück egal. Gerade die Rätsel der Bilder "Frau am Fenster" und "Kreidefelsen auf Rügen" faszinieren bis heute.

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Friedrich umgarnte Goethe stets. Doch als dieser ein Bild in Auftrag geben will, verprellt der Maler den Dichterfürsten. Wegen der Magie des Himmels. Beim Anblick des Gemäldes "Abend" versteht man, was Friedrich meint.

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"Himmelmalen ist für ihn wie Gottesdienst", soll Friedrichs Frau gesagt haben. Das Wolkenmalen war damals gewagt – wegen Gotteslästerung. Und der Himmel in seinem Bild "Wanderer über dem Nebelmeer" erlebte eine Odyssee.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 06.09.2024 09:00Uhr 27:42 min

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Buchtipp: Florian Illies:
Zauber der Stille
Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeit
S.Fischer, 2023
ISBN-10 ‏ : ‎ 3103972520

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Caspar David Friedrich oder die Erfindung der Sehnsucht | 18. August 2024 | 09:15 Uhr

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