Christoph Busche (Drehbuch)
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„Unter Feuer“ ist das dritte Drehbuch, das Sie für den Dresden-Tatort geschrieben haben. Ist es ein Vorteil, die Figuren über einen längeren Zeitpunkt begleiten und zeichnen zu können?
Ja, das Dresdner Team hat eine großartige Dynamik und es macht Spaß, das zu bedienen. Mit der Zeit lernt man die Figuren immer besser kennen. In diesem Fall hat mich das komplizierte Vaterverhältnis von Leonie Winkler und die bislang nicht beleuchtete Geschichte um den Tod ihres Bruders gereizt. Solche Leerstellen in der Backstory einer Figur sind immer ein Geschenk, eine Chance, noch tiefer in eine Figur einzutauchen, sie noch besser zu verstehen.
„Unter Feuer“ spielt im Herbst. Es regnet häufig, die Polizeidienststelle ist in einer alten maroden Kirche untergebracht, in der es von der Decke tropft. Warum haben Sie sich für diese melancholisch-morbide Stimmung entschieden?
Bei aller Spannung gibt es eine gewisse Melancholie in dem Fall, das Wetter passt einfach gut dazu. Für die Polizeidienststelle wollte ich ein besonderes Motiv, das die improvisierten und schwierigen Arbeitsbedingungen der uniformierten Polizist:innen begreifbar macht, das ist ja auch ein Thema des Films. Und tatsächlich werden immer mehr Sakralbauten entwidmet und anderen Zwecken zugeführt, ich fand es interessant, das in diesem Film am Rande mitzuzählen
„Unter Feuer“ ist kein klassischer „Whodunit“-Krimi – und dennoch extrem spannend. Wie sind Sie vorgegangen?
„Unter Feuer" ist ein Polizeifilm, die Ermittlungen führen ins Innere der Polizei und daraus entsteht immer eine besondere Spannung. Die Ermittler:innen wenden sich ein Stück weit gegen die eigene Institution, gegen Freund:innen, Kolleg:innen, in diesem Fall gegen die eigene Familie. Sie wissen nicht, wem sie vertrauen können. Sie müssen sich fragen, was es bedeutet, Polizist:innen zu sein, in Grauzonen und Extremsituationen. Dadurch kommen auch die Ermittler:innen an Grenzen.
Kurzinfo zu Christoph Busche (Drehbuch)
Geboren 1980 in Heidelberg | nach „Das kalte Haus“ (2022) und „Rettung so nah“ (2022) ist „Unter Feuer“ sein dritter MDR-Tatort für das Dresdner Ermittler-Team | Filme/Fernsehen „Tödliche Schatten“ (2024), „Die Diplomatin - Vermisst in Rom (2023), „Amokspiel“ (2018), „Mitten in Deutschland: NSU - Die Ermittler: Nur für den Dienstgebrauch“ (2017, Deutscher Fernsehpreis, Bester Mehrteiler u. a.), „Bis sie wiederkommt“ (2010, Tankred Dorst-Drehbuchpreis) u. v. a. Aktuell: „Tod in der Bucht - Ein Kreta-Krimi“ (2024)
Christoph Busche hat Philosophie und Theaterwissenschaft in München und Venedig studiert. Nach dem Abschluss wurde er Stipendiat der XXI. Drehbuchwerkstatt München. Sein dort entwickeltes Drehbuch "Bis sie wiederkommt" wurde mit dem Tankred Dorst-Drehbuchpreis ausgezeichnet. „NSU - Mitten in Deutschland" erhielt den Grimme-Preis und den deutschen Fernsehpreis. Nach „Rettung so nah“ und „Das kalte Haus“ ist „Unter Feuer“ sein dritter Tatort für das Dresdner Ermittler-Team.