Darum geht's in der Serie
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„Pumping Beauty“, die erste deutsche Doku-Serie über Bodybuilderinnen, erzählt von zwei jungen Profis, die sich für ein bestimmtes Ideal aufpumpen, um als Beste und Schönste der Welt den Bodybuilding-Olymp zu erklimmen.
Das Ziel heißt „Ms. Olympia“, doch der Kampf um die Qualifikation für den Königswettbewerb der Szene wird hart. Nur eine kann die Vorrunde gewinnen und nur wer gewinnt, erhält direkt das Teilnahmeticket für Las Vegas. Gekämpft wird mit allen Mitteln. Zunächst natürlich mit Muskeln. Aber die müssen perfekt in Szene gesetzt werden und dazu zählen neben perfektem Teint und Make-Up auch der Augenaufschlag und das Lächeln, mit dem die Bodybuilderinnen die Jury um den Finger wickeln wollen.
Muskulös und weiblich
Während Körper gestählt und im Scheinwerferlicht inszeniert werden, geht es bei „Pumping Beauty“ aber um viel mehr als Muskelberge. Denn Muskelaufbau ist für Bahar und Lena eine Identitätsfrage: Wie sehen sie sich selbst? Wie können sie die Person sein, die sie sein wollen – unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen und zu welchem Preis?
Sie brechen mit Rollenbildern und entwickeln ihr eigenes Verständnis von Weiblichkeit und dem, was sie stark macht. Sie wollen trotz oder besser MIT Muskeln weiblich sein. Ihre Weiblichkeit zu verlieren, wäre „das Allerschlimmste, was passieren könnte“.
Für den Traum der perfekten Verwandlung ihres Körpers kreieren sich die beiden Bodybuilderinnen selbst und dieser Weg tut weh. Sowohl außen – gemeint ist der eigene Körper – als auch mit Blick auf ihr Innenleben, ihre Gefühlswelt. Der Körper wird getrieben, geschunden, gepflegt und verteufelt, er droht immer zu versagen. Er ist stark und weich. Sinnlich und verletzlich. Er markiert ein „Außen“ und kämpft im Innern mit Selbstzweifeln: Was, wenn der Fortschritt nicht genügt? Was, wenn sie sich nicht bereit fühlen, im knappen Bikini auf die Bühne zu stolzieren, um zu performen? Was, wenn die Konkurrenz einfach viel stärker ist?
Triumph – um jeden Preis
Begonnen haben Bahar und Lena mit dem Körperkult aus einer lebensprägenden Verletzung heraus – das eint sie. Heute kämpfen sie um Anerkennung und Berechtigung. Sie leben danach, was Coaches, Trainings- und Ernährungspläne ihnen diktieren – koste es, was es wolle, immer on the edge: on the edge zum körperlichen Versagen und gesundheitlichen Schäden, on the edge zur Kontrollsucht, on the edge zu verzerrten Auffassungen von Leistung und Perfektion. Einige Sportlerinnen und Sportler helfen sogar mit illegalen Substanzen nach. Die Frage, ob man das tut, wird in jeder Bodybuilder- und Bodybuilderinnen-Karriere irgendwann relevant, so groß ist der Druck. Alles für den Triumph eben. Und für diesen Triumph, dieses Gefühl der absoluten Befriedigung, das doch nie erreicht werden kann, gehen Bahar und Lena ihren eigenen Weg und halten dabei aus, dass sie von Menschen verlassen werden, weil sie nicht als „normal“ gelten.
„Pumping Beauty“ von Filmemacherin Vera Weber ist eine Produktion von Drive beta im Auftrag des MDR. Verantwortlicher Redakteur des MDR ist Hannes Beßler.