Im Gespräch mit Regisseur Ole Zapatka

Was hat Sie an den beiden Geschichten interessiert?

Wolfsland "Schwarzer Spiegel": Butsch (Götz Schubert, li.) und Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld, 2.v.l.) unterbrechen das Görlitzer Ensemble bei den Proben.
Wolfsland "Schwarzer Spiegel": Butsch (Götz Schubert, li.) und Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld, 2.v.l.) unterbrechen das Görlitzer Ensemble bei den Proben. Bildrechte: MDR/Molina Film/Maor Weisburd

„Wolfsland - In der Schlinge“ ist das Ende der Trilogie um das "dreckige Dutzend“ mit einer diabolischen Mafiadame und einer ständigen Unsicherheit, wer mit wem arbeitet und wer wen hintergeht. Die Auflösung dieser Geschichte war sehr spannend. „Schwarzer Spiegel“ ist ein eher sentimentales Stück über sexuellen Missbrauch und über Machtmissbrauch, zu dem auch noch skurrile Elemente wie zwei Doppelgänger von Butsch und Viola Delbrück dazukommen. Mehrere interessante Ebenen, auch kein klassisches „Who-done-it?“. Mir war wichtig, das Missbrauchsopfer und sein Schicksal nicht nur als Auslöser der Handlung zu behandeln. Hanna ist auch ein tagtägliches Beispiel für die entsprechenden Ausnutzungsmechanismen ihn unserer Gesellschaft. Ich wollte sie ernst nehmen und sie auf ihrer Reise ins Dunkle begleiten.

Visuell sind beide Filme sehr unterschiedlich. Welches Konzept steckte dahinter?

Während der Dreharbeiten: Ole Zapatka (Regie, li.), Timo Moritz (Kamera, mi.) und Team
Während der Dreharbeiten: Ole Zapatka (Regie, li.), Timo Moritz (Kamera, mi.) und Team Bildrechte: MDR/Molina Film/AVM

Bei „In der Schlinge“ haben wir uns an den Vorgängern der Trilogie um das „dreckige Dutzend“ orientiert: sich anschleichende Kamera, merkwürdige Winkel, Weitwinkeloptik, der Hauch Wahnsinn, der den Figuren entspringt. Ein Gefühl von „Etwas stimmt nicht“. Beim „Schwarzen Spiegel“ ging es um eine Nahbarkeit zu den Figuren. Handkamera, harte Wechsel aus Totalen und Nahaufnahmen. Ein eher ruppiges Herantasten. Auch aufgrund der Größe des Ensembles haben wir uns hier für eine handgemachte Kameraführung entschieden.

Wie sind Sie auf die Besetzung der Gastrollen gekommen, was brachten Stephan Kampwirth und die drei jungen Frauen für ihre Rollen mit?

Die Episodenrollen bringen durch die Bank das mit, was wir brauchten. Das gewisse Etwas, die Spur Wahnsinn, das „Irgendwie daneben sein“. Man traut ihnen ihre Taten, Unsicherheiten und Fehler absolut zu. Caster Marc Schötteldreier hat hier tolle Arbeit geleistet. Mit Anouk Elias habe ich vorher genau besprochen, wie wir den Missbrauch im Film bebildern und andeuten wollen. Für uns kamen da manche Stilmittel und Herangehensweisen nicht in Frage, die man schon oft in Filmen gesehen hat. Eine gute Inspiration lieferte u.a. der Film „She said“ von Maria Schrader. Generell bin ich schon etwas – sarkastisch formuliert – „gelangweilt“ von den vielen Krimis, Thrillern und Serien, in denen meist junge Frauen entführt, gequält und gedemütigt werden. Ich frage mich, was das über unsere Gesellschaft aussagt … Jedenfalls haben wir eine gewisse Zurschaustellung vermieden und trotzdem einen spannenden und bewegenden Film geschaffen, so hoffe ich.

Vier „Wolfsland"-Folgen haben Sie inszeniert. Worin besteht für Sie der Reiz dieses Formats und entwickelt man eine besondere Nähe zu den Schauspielern, ihren Figuren und zum Team?

Dreharbeiten zu Wolfsland:  Götz Schubert (mi.) und Regisseur Ole Zapatka (re.) mit Team
Dreharbeiten zu Wolfsland: Götz Schubert (mi.) und Regisseur Ole Zapatka (re.) mit Team Bildrechte: MDR/Molina Film/Maor Weisburd

Der Reiz bei „Wolfsland“ besteht für mich vor allem aus den abwechslungsreichen, auf eine positive Art merkwürdigen Drehbüchern von Sönke Lars Neuwöhner und Sven Poser und den faszinierenden Figuren. Nach vier Filmen fühle ich mich den Charakteren sehr nah, die Zusammenarbeit mit den Darstellern war durchweg positiv und von gegenseitigem Respekt und Wohlwollen geprägt. Ich werde meine Schäfchen sehr vermissen!