Tod am Rennsteig "Haus der Toten": sitzend von links: Berit Künnecke (Rolle: Sabine Limmer), Bernhard Conrad (Rolle: Jan Kawig) und Anne-Kathrin Gummich (Rolle: Marion Dörer), mittig stehend: Carolina Hellsgård (Regisseurin) und  Filmteam
mittig stehend: Carolina Hellsgård (Regisseurin) und Filmteam Bildrechte: MDR/ARD Degeto/Oliver Feist

Fragen an Regisseurin Carolina Hellsgård

„Haus der Toten" ist die zweite Folge der Reihe „Tod am Rennsteig“. Worauf haben Sie bei der Umsetzung des Drehbuchs Wert gelegt?

Der Autor Jens Köster hat eine äußerst spannende und atmosphärisch dichte Geschichte geschrieben, in der eine Familientragödie mit der Präsenz der Mafia in Thüringen verwoben wird. Bei weiteren Recherchen habe ich herausgefunden, wie aktiv die kalabrische Mafia, die 'Ndrangheta, tatsächlich ist. Seit der Wende hat sie gezielt in dieser Region investiert, während einige Politiker weggeschaut haben. Bei der Umsetzung haben wir großen Wert daraufgelegt, das Thema realistisch zu präsentieren. Nicht nur Restaurants, sondern auch ehemalige, leerstehende Villen, wie in Haus der Toten, wurden von der Mafia gekauft und als Mittel zur Geldwäsche genutzt.

Tod am Rennsteig "Haus der Toten" Annett Schuster (Kristin Suckow)  hilft der jungen Zeugin Rebecca  Senn (Mariella Aumann) sich an  den Tatabend zu erinnern.
Annett Schuster (Kristin Suckow) hilft der jungen Zeugin Rebecca Senn (Mariella Aumann) sich an den Tatabend zu erinnern. Bildrechte: MDR/ARD Degeto/Oliver Feist

Außerdem war es mir wichtig, die Unterschiede zwischen der OFA und der OK-Abteilung für organisierte Kriminalität hervorzuheben. Die OFA (Operative Fallanalyse) legt großen Wert auf die psychologischen Aspekte von Tätern und Opfern. Sie arbeitet vor allem mit Rekonstruktionen sowie Puppen und Modellen von Tatorten. Dafür steht ihnen ein sogenanntes Spielzimmer zur Verfügung. Besonders ist, dass die OFA aktiv versucht, sich in die Opfer hineinzuversetzen und deren Perspektive einzunehmen. Dies spiegelt sich auch in der Kriminalpsychologin Annett Schuster (von Kristin Suckow gespielt) wider, die eine emotionale Bindung zu dem Mädchen Rebecca aufbaut, um den Fall letztendlich zu lösen.

Welche besonderen Herausforderungen gab es – gerade in Bezug auf die Entwicklung einer Filmreihe, die noch am Anfang steht?

Mir ging es vor allem darum, authentische Figuren und eine Welt zu schaffen, die das Publikum fesseln und auch langfristig interessant bleiben. Besonders wichtig war mir die Balance zwischen Spannung und Emotionalität sowie ein leiser Humor, der zum Beispiel bei Jan Kawig (Bernhard Conrad) und Sabine (Berit Künnecke) oft mitschwingt. Außerdem wollte ich der Serie eine klare visuelle und erzählerische Handschrift verleihen.

Tod am Rennsteig "Haus der Toten" von links: Anne-Kathrin  Gummich (Rolle: Marion Dörer),  Susanne Vetter (Regie – Assistenz), Carolina Hellsgård  (Regisseurin)
Making Of: von links: Anne-Kathrin Gummich (Rolle: Marion Dörer), Susanne Vetter (Regie – Assistenz), Carolina Hellsgård (Regisseurin) Bildrechte: MDR/ARD Degeto/Oliver Feist

Sie haben schon eine Vielzahl an Folgen für diverse Krimireihen inszeniert. Was hat Sie motiviert, die Regie für „Haus der Toten“ zu übernehmen?

Was mich sofort an Haus der Toten" gereizt hat, war das großartige Schauspielensemble und die Art, wie die Figuren miteinander interagieren. Das Drehbuch legt großen Wert darauf, dass die Charaktere trotz unterschiedlicher Meinungen und Zweifel zusammenhalten, anstatt in die typischen Konfliktklischees zu verfallen. Diese Dynamik fand ich erfrischend und zugleich menschlich. Die Leiterin, Marion Dörner (gespielt von Anne-Kathrin Gummich) ist beispielsweise eine sehr nette und kollegiale Chefin, die offensichtlich an flache Hierarchien glaubt.

Besonders berührt hat mich jedoch das Schicksal des Mädchens Rebecca (gespielt von Mariella Aumann) – hier erkannte ich sofort das emotionale und visuelle Potenzial. Ich war überzeugt, dass Rebeccas Geschichte mir und dem Kameramann Patrick Orth die Möglichkeit bieten würde, ein kraftvolles visuelles Erlebnis zu schaffen, das teilweise assoziativ erzählt wird.

Welche Impulse wollten Sie der Geschichte mitgeben?

Obwohl die Geschichte stark auf zwischenmenschliche Beziehungen fokussiert ist, war es mir wichtig, eine Art Thriller zu erzählen. Mein Ziel war es, die Spannung durchgehend hochzuhalten und das Publikum einzuladen, diese Menschen auf ihrer Suche zu begleiten. Eine Suche, die sowohl äußerlich als auch innerlich stattfindet – ein Prozess, bei dem die Figuren nicht nur Antworten auf ihre Ermittlungsfragen finden, sondern auch sich selbst besser verstehen. Während sie ihre Herausforderungen bewältigen, wachsen sie über sich hinaus.

Tod am Rennsteig - Haus der Toten  Die Hauptermittler des OFA (V.l.: Bernhard Conrad, Kristin Suckow, Anne-Kathrin Gummich).
Die Hauptermittler des OFA (V.l.: Bernhard Conrad, Kristin Suckow, Anne-Kathrin Gummich). Bildrechte: MDR/ARD Degeto/Oliver Feist