Gänsebraten und Co. Weihnachtsessen in Thüringen: Selbst kochen oder ins Restaurant gehen?

24. Dezember 2022, 12:51 Uhr

Ob Weihnachtsgans "To Go" oder im Wirtshaus vor Ort: Bei vielen Thüringern bleibt die Weihnachtsküche kalt. Gleichzeitig mussten viele Gastronomen in diesem Jahr lange auf Reservierungen warten.

Gänsebraten und Klöße - das ist das Lieblingsweihnachtsessen der Thüringer. Das Festessen macht aber viel Arbeit und manche Küche sieht danach aus wie ein Schlachtfeld.

Dirk Ellinger schiebt gleich zwei Gänse in den häuslichen Backofen, und das schon am Heiligabend. Ellinger ist Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Thüringen. Er hat das Kochen von der Pike auf gelernt: "Ich mache das gern, weiß aber, dass andere den Aufwand, die Zeit und auch die mittlerweile sehr hohen Energiekosten scheuen und viele Thüringer gern Weihnachten essen gehen. Die Gäste wollen in die Gastronomie, sie wollen sich an den gedeckten Tisch setzen und sich verwöhnen lassen. Uns freut das natürlich," sagt er.

Die Verunsicherung war groß. Auch deshalb liefen die Vorbuchungen schlecht.

Dirk Ellinger Dehoga Thüringen

Rund 5.000 gastronomische Betriebe gibt es in Thüringen. Die meisten bieten Weihnachtsessen an. Deutlich später sei in diesem Jahr allerdings reserviert worden, sagt Ellinger: "Die Verunsicherung war in den Unternehmen im Oktober sehr groß. Wie geht es weiter mit der Energiekrise, was wird es kosten, wie müssen die Preise kalkuliert werden? All das hat die Gastronomen und die Kunden beschäftigt. Deshalb liefen die Vorbuchungen schlecht. Als die Politik dann entschieden hatte, dass es die Energiepreisbremse geben wird, lief das Geschäft an - sowohl bei den betrieblichen Weihnachtsfeiern als auch beim privaten Weihnachtsessen."

Gastronomen nicht voll ausgebucht

Gerade zu Weihnachten brummt in der Gastronomie normalerweise der Laden. Allerdings, so räumt auch Ellinger ein, gibt es dieses Jahr noch in dem ein oder anderen Haus freie Plätze. Das habe es zuvor nicht gegeben. Zahlen hat Ellinger nicht - aber einige Gastronomen gäben an, dass sie über Weihnachten nicht alle ausgebucht seien.

So gäbe es im Thüringer Wald noch freie Plätze in Hotels und Pensionen. Die Leute würden immer kurzfristiger buchen und je nach Wetterlage von heute auf morgen entscheiden, ob sie noch verreisen und sich ein paar freie Tage und ein Weihnachtsessen außer Haus gönnen. 

Unterschiedliche Traditionen zu Weihnachten

Fragt man die Thüringer, dann entsteht ein kunterbuntes Bild. Da gibt es die, die Spaß daran haben ihr ganz persönliches "perfektes Dinner" zu zaubern. Andere bleiben seit Jahren ihrem Lieblingsrestaurant treu und sorgen dort auch in diesem Jahr für Umsatz. 30 Euro kostet in vielen Häusern die Gänsekeule. Andere Thüringer zieht es hingegen in ein chinesisches oder italienisches Restaurant - weil sich das irgendwann mal so ergeben habe und nun Familientradition sei.

Zudem gibt es auch noch diejenigen, die sich das Profi-Menü mit Entenbrust, Hirschgulasch und Klößen nach Hause holen. Dieser Service hatte viele Gastronomen über die Corona-Zeit gerettet und die Gäste fanden das durchaus toll: Konnten sie doch ihren Festtagstisch nach eigenem Gusto decken, den Lieblings-Rotwein aus dem Keller holen und hatten dennoch keinen Einkaufs- und Küchenstress. Das haben einige Gaststätten beibehalten - und bieten nun Essen im Restaurant und "To Go" an. 

Weimarer Gasthaus zufrieden mit Auslastung

Im "Sächsischen Hof" in Weimar steht Paul Trommler hinterm Tresen. Der 25-Jährige führt das Gasthaus in dritter Generation. "Normalerweise reservieren die ersten Gäste ihren Weihnachtstisch schon im Februar. Teilweise waren wir da sogar schon ausgebucht. In diesem Jahr hat sich das alles nach hinten verschoben auf Oktober, November."

Dann aber rollten die Reservierungen wie eine Lawine an, das Telefon stand nicht mehr still. "Erstmals haben wir uns für einen dritten Durchgang entschieden. 11 Uhr, 13 Uhr und dann noch einmal 17 Uhr." Den Zwischen-Durchgang haben vor allem Stammgäste und Freunde gebucht. Das Gasthaus habe niemanden wegschicken wollen.

Das familiengeführte Restaurant ist nicht nur zu Weihnachten komplett ausgebucht. Das ganze Jahr über sei das Geschäft gelaufen, sagt der Wirt: "Es war ein gutes Jahr. In Weimar waren wieder viele Touristen unterwegs und das zeigt sich jetzt auch in der Weihnachtszeit. Ich bin zufrieden.“ Sagt es, bindet sich die Schürze um und zapft frisches Bier für die Gäste.

Es war ein gutes Jahr. In Weimar waren wieder viele Touristen unterwegs und das zeigt sich jetzt auch in der Weihnachtszeit.

Paul Trommler Wirt aus Weimar

Dass er selbst kein ruhiges Weihnachten hat und arbeiten muss, kennt er nicht anders. Trommler ist in der Gaststätte sozusagen groß geworden. Nur Heiligabend hat das Restaurant geschlossen und da wird in der Familie gefeiert. "Weihnachten machen wir nun mal das meiste Geschäft." Es hätten zwar in diesem Jahr auch kurzfristig viele wegen Krankheit ihren Tisch wieder abgesagt, die Lücke aber konnte er mit "Nachrückern" füllen.

Auch das Restaurant im Hotel am Schloss in Apolda ist ausgebucht. Es habe bei den Bestellungen keinen Abbruch gegeben, sagte ein Mitarbeiter.

Im Dorint-Hotel in Weimar ist allerdings der Heiligabend eingebrochen. Vor Corona wurde in allen Räumen mit bis zu 220 Gästen gefeiert und gespeist. Aber, sagt Hotelmanager Stefan Seiler, die Bustouristen fehlen. Noch kommen sie nicht wie in Vor-Corona-Zeiten. Deshalb wird das Gala-Dinner nur im großen Saal serviert.

Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag gibt es wie immer Brunch. "Da mussten wir den Ticketpreis um zehn Prozent auf 43 Euro pro Person anheben", räumt Seiler ein. Das aber hat die Gäste nicht abgeschreckt. "Wir sind ausgebucht", freut sich der Hotelmanager.

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 24. Dezember 2022 | 11:00 Uhr

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