Demonstranten auf dem Erfurter Domplatz um Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine mit einer Kerze.
Bis zu 500 Menschen versammelten sich am Freitag zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine auf dem Erfurter Domplatz. Bildrechte: MDR/Lukas Schliepkorte

Erster Jahrestag Thüringen erinnert an den russischen Überfall auf die Ukraine

24. Februar 2023, 21:46 Uhr

Zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine haben sich am Freitag Hunderte Menschen auf dem Erfurter Domplatz versammelt. Geflüchtete berichteten von ihrem Schicksal. Politiker warben für Solidarität. Am 24. Februar 2022 hatte Russland die Ukraine überfallen. Viele Menschen flüchteten vor dem Krieg und verließen ihre Heimat.

Auf dem Domplatz in Erfurt haben anlässlich des ersten Jahrestages der russischen Invasion in der Ukraine am Freitagabend Menschen für Frieden gebetet, gesungen und der Opfer des Krieges gedacht. Die Kundgebung wurde vom Verein "Ukrainische Landsleute in Thüringen" organisiert. Unter den Rednern waren Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), Landtagsvizepräsidentin Madeleine Henfling (Grüne), der CDU-Bundestagsabgeordnete Christian Hirte und Innenminister Georg Maier (SPD). Nach Polizeiangaben trotzten in Spitzenzeiten bis zu 500 Menschen Dauerregen und winterlichen Temperaturen vor dem Erfurter Dom.

Erfurter Dom wird blau-gelb angestrahlt.
Am Freitagabend erstrahlte die Kirche St. Serveri in den ukrainischen Nationalfarben blau und gelb. Bildrechte: MDR/Lukas Schliepkorte

Auf der Flucht vor dem Krieg

Neben einer musikalischen Darbietung der Europahymne von der Ukrainerin Maria Shaieva erzählte Nina Kondrikova von ihrer Flucht und von traumatischen Ereignissen, denen viele durch den Angriffskrieg ausgesetzt seien. Sie kam aus dem ukrainischen Dnipro nach Thüringen. Die Sprecherin des Vereins "Ukrainische Landsleute in Thüringen", Ilona Mamiyeva, dankte für die Unterstützung für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen.

Vor dem Krieg gegen die Ukraine war der Verein ein Begegnungsort. Um die ukrainische Kultur in Thüringen zu pflegen, aber auch für den deutsch-ukrainischen Austausch. Seit dem Angriff Russlands änderte sich vieles. In kürzester Zeit entstanden Hilfsstrukturen für von dem Krieg betroffene Menschen. Der Verein unterstützt sie mit Hilfsgütern und hilft Geflüchteten nach ihrer Ankunft in Deutschland.

Ein Mann mit Weste des Vereins "Ukrainische Landsleute in Thüringen" auf einer Kundgebung in Erfurt.
Der Verein "Ukrainische Landsleute in Thüringen" ist ein Anlaufpunkt für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer. Bildrechte: MDR/Lukas Schliepkorte

Ramelow wirbt für Ukraine

Ministerpräsident Bodo Ramelow rügte in seiner Rede den russischen Angriffskrieg und solidarisierte sich mit der Ukraine. Er verwies auf Boris Romantschenko, einen Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald, der zu Beginn des Krieges im ukrainischen Charkiw getötet wurde. Putin habe dadurch geschafft, was Hitler nicht geschafft hatte, so der Linken-Politiker.

Zudem kritisierte der Ministerpräsident jene, die die Schuld Russlands für den Krieg relativierten. "Ich wundere mich manchmal über meine Landsleute", sagte Ramelow auf dem Domplatz. Er könne nicht nachvollziehen, wie manche Menschen in Deutschland die Ukraine auffordern könnten, sich Russland zu ergeben. Der Angegriffene müsse jede Unterstützung erhalten, die er brauche, damit er den Angriff abwehren könne. Ramelow hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder für eine starke deutsche Unterstützung der Ukraine - auch mit Waffen - ausgesprochen. Dafür war er nicht zuletzt aus den Reihen seiner eigenen Partei wiederholt scharf kritisiert worden.

Bodo Ramelow spricht auf dem Erfurter Domplatz zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Bodo Ramelow sprach sich am Freitag auf dem Erfurter Domplatz für die Unterstützung der Ukraine aus. Bildrechte: MDR/Lukas Schliepkorte

Hirte auch für Friedensgespräche

Der ehemalige Ostbeauftragte der Bundesregierung, Christian Hirte, nannte Putin einen "aggressiven Imperialisten", für den die Ukraine als "Brudervolk", das sich eigenständig dem Westen nähere, eine Gefahr darstelle. Zusätzlich zu einer militärischen Unterstützung der Ukraine müsse es aber auch Gespräche geben, um den Krieg zu beenden.

Christian Hirte spricht auf dem Erfurter Domplatz zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Christian Hirte spricht auf dem Erfurter Domplatz zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine. Bildrechte: MDR/Lukas Schliepkorte

Georg Maier und Madeleine Henfling verurteilen gleichermaßen Petitionen, in denen ohne eine Strategie aufzuzeigen Friedensverhandlungen gefordert werden. Maier sagte, es sei nicht in Frage zu stellen, dass die Ukraine sich selbst verteidige. Henfling sagte, Putin allein könne den Krieg sofort beenden.

Mühlhausen erinnert an Kriegsbeginn

Auch in Mühlhausen haben am Freitag rund 100 Ukrainerinnen und Ukrainer an den Kriegsbeginn vor einem Jahr erinnert. Für die Opfer in der Heimat gab es eine Gedenkminute, außerdem zündeten die Teilnehmer Kerzen an. Zu Beginn sangen die Frauen und Männer die ukrainische Nationalhymne und nannten die Namen ihrer Heimatstädte. Während des Gedenkens berichteten Ukrainerinnen, wie sie den Beginn des Krieges erlebten. Mit dem Ruf "Slava Ukraini" (Ruhm der Ukraine) endete das Gedenken.

Gedenken in Mühlhausen an den ersten Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine.
In Mühlhausen versammelten sich am Freitag rund 100 Menschen, um zu gedenken. Bildrechte: MDR/Claudia Götze

"Wir alle sehnen uns nach Frieden", sagte Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD). Es liege in Putins, Hand der Ukraine, den eigenen Soldaten und deren Angehörigen den Frieden zurückzugeben. In Mühlhausen leben mittlerweile rund 800 Frauen, Kinder und Männer aus der Ukraine. Bruns dankte den vielen Helfern, die die Menschen vor Ort unterstützen und für Hilfstransporte in die Ukraine gespendet haben.

Ein Jahr Krieg

Am 24. Februar 2022 überfiel Russland die Ukraine. In dem Krieg wurden bisher Tausende Soldaten beider Seiten und nach UN-Angaben mehr als 8.000 Zivilisten getötet. Viele Menschen flüchteten aus der Ukraine - vor allem Frauen, Kinder und Ältere.

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MDR (cfr/ls/cgo)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 24. Februar 2023 | 19:00 Uhr

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