Ernährung Schulessen in Thüringen: Angebot hat sich verbessert
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22. Oktober 2023, 05:00 Uhr
Die Hälfte der Thüringer Schülerinnen und Schüler isst mittags in der Schule mit. Das Essensangebot ist in den letzten Jahren abwechslungsreicher geworden. Das liegt auch an den gesetzlichen Vorgaben in Thüringen.
Anfang September ist Kindergartenkindern im Eichsfeld nach einem Mittagessen in der Kita übel geworden, einige erbrachen sich. Wenige Tage später meldeten die Behörden, dass die Ursache gefunden worden sei. Genannt wurde ein Bakterium mit dem Namen Bacillus cereus.
Eichsfelder Essensanbieter geschlossen
Lieferant des Mittagessens war die Großküche Frisch Menü aus Teistungen (Eichsfeld). Nach dem genannten Vorfall mit der mikrobiellen Verunreinigung im Essen hat das Unternehmen den Betrieb eingestellt. Wie die Firma selbst mitteilte, wurde die Produktion am 21. September aus betrieblichen Gründen beendet.
Vorfälle wie diese passieren eher selten in Thüringen. Das bestätigt das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz. Gemeinschaftsverpflegungen seien von sogenannten lebensmittelbedingten Erkrankungen in der Regel weniger betroffen, die meisten Vorfälle gebe es in der Gastronomie und Imbissversorgung, sagte eine Sprecherin MDR THÜRINGEN.
Hygiene und Qualität des Schulessens wichtig
Neben dem Vorfall im Eichsfeld seien nur zwei weitere lebensmittelbedingte Ausbrüche durch Bacillus cereus im Jahr 2020 gemeldet worden. Auch hier waren Kitas betroffen. "Weitere Geschehen in Kitas oder Schulen seit 2020 sind uns nicht bekannt", so die Sprecherin.
Die Hygiene ist wesentlich für das Essen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen. Für die Kontrolle sind die Lebensmittelüberwachungsbehörden in den Landkreisen und kreisfreien Städten zuständig.
Die Kontrolle der Qualität des Schulessens ist eine ganz andere Sache und liegt laut der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Thüringen normalerweise in der Hand der Schulträger, die die Schulverpflegung ausschreiben und Verträge schließen. Die Qualitätskontrolle sei allerdings kaum zu schaffen, denn es fehle an Personal, sagte Katharina Berg von der Vernetzungsstelle MDR THÜRINGEN.
Im Thüringer Schulfinanzierungsgesetz steht, dass das Mittagessen aktuellen ernährungswissenschaftlichen Qualitätsstandards für eine ausgewogene, altersgemäße, vollwertige und gesundheitsfördernde Mittagsmahlzeit in den Schulen zu entsprechen hat.
Immerhin ist die Qualität des Mittagessens in den Thüringer Schulen seit 2020 gesetzlich verankert. "Im Thüringer Schulfinanzierungsgesetz steht, dass das Mittagessen aktuellen ernährungswissenschaftlichen Qualitätsstandards für eine ausgewogene, altersgemäße, vollwertige und gesundheitsfördernde Mittagsmahlzeit in den Schulen zu entsprechen hat", so Katharina Berg. Dafür werde der Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) umgesetzt, er gilt in Thüringen als verpflichtend.
Täglich Gemüse und einmal pro Woche Fisch
Zu den qualitativen Standards zählt unter anderem, täglich Gemüse anzubieten. Außerdem sollte an einem Tag in der Woche Fleisch und einmal wöchentlich Fisch angeboten werden.
Katharina Berg erzählt: "Das Angebot hat sich in den letzten Jahren verbessert. Es werden beispielsweise mehr vegetarische Speisen, weniger Fleischgerichte und folglich auch mehr Gemüse, Salat und Rohkost, aber auch Vollkornprodukte angeboten."
Immer noch oft Fleisch
Das Angebot ist also abwechslungsreicher geworden. Allerdings sei die Vorliebe für Fleisch bei den Anbietern immer noch ungebrochen. "Die Anbieter achten mehr darauf, weniger Fertigprodukte mit Geschmacksverstärkern und Süßstoffen einzusetzen, da dies teilweise in den Ausschreibungen konkret gefordert wird."
Auch viele Eltern wünschen sich ein ausgewogenes und qualitativ hochwertiges Essen. "Wie dies genau aussehen soll, geht in den Meinungen aber stark auseinander”, sagte Katharina Berg.
"Die Diskrepanz zwischen dem, was sich Eltern und Kinder wünschen, leisten können und was als ausgewogen im Sinne einer gesunden Ernährung gilt, ist momentan ziemlich groß." Denn der Preis sei gerade in der aktuellen Zeit das wichtigste Kriterium.
Schulessen wird teurer
Vor zwei Jahren hat ein Mittagessen in der Schule im Mittel 3,24 Euro gekostet. Das ergab eine Befragung der Vernetzungsstelle Schulverpflegung, die alle vier Jahre durchgeführt wird. Neuere Zahlen gibt es noch nicht. Katharina Berg sagt, es sei aber davon auszugehen, dass die aktuellen Preise durch die Preissteigerungen vermutlich um 50 Cent bis einen Euro höher liegen. "Seit 2009 (1,90 Euro in unserer ersten Befragung) stiegen die Preise damit kontinuierlich an."
Jedes zweite Kind isst in der Schule mit
Zudem zahlen Familien in Thüringen je nach Wohnort sehr unterschiedliche Preise für ein Schulessen. Das hat eine Recherche von MDR THÜRINGEN im September 2022 ergeben. Die Preise lagen damals zwischen 1,50 Euro und fünf Euro. Grund für die Unterschiede sind unterschiedliche Verträge mit den Anbietern und diverse kommunale Hilfsprogramme.
Immerhin nimmt jede zweite Schülerin und jeder zweite Schüler am Essen in der Schule teil, in den Grundschulen nutzen die Kinder das Angebot aber deutlich häufiger als an den weiterführenden Schulen. "Insgesamt kann Thüringen auf eine gut etablierte und angenommene Schulverpflegung schauen", heißt es auf der Website der Vernetzungsstelle Schulverpflegung.
Die meisten Schulen nutzen für das Mittagessen die sogenannte Warmverpflegung, bei der das Essen in einer zentralen Küche zubereitet und warm ausgeliefert wird. Daneben gibt es Kühlkost, Tiefkühlkost und Frischküche sowie verschiedene Ausgabesysteme (Buffet, Tellerausgabe, Tischgemeinschaft).
"Es gibt sowohl Fremdbewirtschaftung (kleine, mittelständige und überregionale große Anbieter) als auch Eigenbewirtschaftung (es wird vor Ort gekocht), wobei letzteres sehr selten der Fall ist", erklärt Katharina Berg.
Selten Raum für eigene Schulküche
Grundsätzlich könne man mit jedem Verpflegungssystem bei richtiger Ausführung ein gutes Essen kochen. Die wenigstens Schulen in Thüringen haben laut Katharina Berg noch die räumlichen Voraussetzungen für eine Frischküche, da ihnen die ausreichend großen Räume, Küchen und entsprechende Hygienebereiche fehlen.
Natürlich sind Verbesserungen immer möglich. Neben der Aufgabe, die Mittagsverpflegung in den Schulen gesünder, attraktiver, einladender und ansprechender zu machen und ausreichend Zeit für das gemeinsame Essen einzuplanen, ist es vor allem eines, was sich Katharina Berg wünscht: Dass das Mittagessen der Kinder subventioniert wird. "Damit die Teilnahme am Essen nicht eine Frage des Geldes ist."
MDR (caf)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 25. September 2023 | 11:00 Uhr
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