Gesundheit Thüringer Apotheken fehlen die Medikamente

05. Januar 2023, 14:30 Uhr

Die Arzneimittelknappheit in Thüringer Apotheken hat sich weiter verschärft. Teilweise sind Hunderte Medikamente nicht lieferbar - vor allem für die Behandlung von Erkältungskrankheiten. Apotheker versuchen gegenzusteuern und auch die Politik sieht Handlungsbedarf.

Der Medikamentenengpass in den Thüringer Apotheken hat sich weiter verschärft. Stefan Fink vom Thüringer Apothekerverband sagte MDR THÜRINGEN, in den vergangenen Wochen seien immer mehr Medikamente nicht mehr verfügbar gewesen. Knapp geworden seien vor allem frei verkäufliche Arzneimittel gegen Erkältungskrankheiten.

Hunderte Medikamente fehlen

Weiter sagte Fink, es rolle derzeit eine Welle von Bronchialerkrankungen durch das Land. Vor allem Kombinationspräparate, die mehrere Krankheitssymptome wie Fieber und Schnupfen gleichzeitig bekämpfen, seien nicht mehr lieferbar. Anna Lihs, die in Erfurt drei Apotheken betreibt, berichtet von einem nicht mehr erfüllbaren Versorgungsauftrag. Es fehle vor allem an Erkältungsmitteln, insbesondere für Kinder.

Ähnliche Meldungen kommen auch aus anderen Apotheken. Etwa von der Rathaus-Apotheke in Sonneberg, die von rund 300 fehlenden Medikamenten spricht. Oder von der Rats-Apotheke in Jena, die zurzeit nach eigenen Angaben 360 Produkte nicht anbieten kann.

Apotheken greifen auf Alternativen zurück

Die Thüringer Apotheker versuchen daher gegenzusteuern. Etwa, indem sie auf andere Formen ausweichen, wie Zäpfchen oder Säfte. Oder, indem sie verschiedene Medikamente herausgeben, die zum Beispiel nur gegen Husten oder nur gegen Fieber helfen. Bisher habe noch kein schwerkranker Patient ohne Medikamente nach Hause gehen müssen, versichert die Mühlen-Apotheke in Weida-Aumatal.

Die Apotheker warnen zudem vor Hamsterkäufen, die Lieferengpässe künstlich verschlimmern. Die Schiller-Apotheke in Rudolstadt etwa bekam Besuch von Kunden, die dort zuvor nie gesehen wurden und sich gezielt mit Ibuprofen eindeckten. Dem versuchen die Apotheken vorzubeugen, indem sie Medikamente nur an Menschen abgeben, die wirklich krank sind.

Produzenten wandern ab

Laut Stefan Fink vom Apothekerverband ist die jetzige Mangellage vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Medizinproduzenten nach Asien abgewandert sind. Die Politik müsse Anreize setzen, dass die Pharmafirmen wieder in Deutschland und Europa produzierten.

Diese Einschätzung teilt auch Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke). Sie verweist auf ein Eckpunktepapier, das Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Dezember vorgelegt hat. Das Papier gehe in die richtige Richtung. Nämlich, dass der Staat regulierend eingreifen müsse, wenn es um die Daseinsvorsorge und um die Medikamentenversorgung gehe.

Laut Werner muss die Bundesregierung aber noch weitere Schritte gehen. Dazu gehöre auch eine bessere Unterstützung für die heimischen Apotheken gegen den Versandhandel von Medikamenten.

MDR (cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 04. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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