"Was für dicke Dinger", dachten sich wohl die ersten Selbstpflücker, die beim Heidelbeerfest am Wochenende in Langenwolschendorf vorbeischauten. In diesem Jahr scheinen die blauen Leckerkugeln eher die Größe von Bärchen zu haben. "Wir hatten auch schon eine Heidelbeere mit knapp drei Zentimetern Durchmesser auf dem Tisch, da mussten wir sehr lachen", erzählt Annina Bannasch, die in dem Familienunternehmen den Hofladen organisiert.

Auf die begonnene Heidelbeersaison blickt sie optimistisch: "Es sieht sehr gut aus, die Sträucher hängen wirklich voll." Etwa 2.000 Heidelbeerpflanzen wachsen auf dem Gelände der Gärtnerei nahe dem Zeulenrodaer Meer. Die Gärtnerei mit Hofladen gehört zu den wenigen Betrieben, die in Thüringen auf Kulturheidelbeeren setzen.

Die aktuelle Trockenheit mache auch den Heidelbeeren zu schaffen, sagt Bannasch: "Unsere werden zusätzlich bewässert, sonst würden sie es nicht überleben." Ganz vereinzelt seien Pflanzen dennoch vertrocknet. Gespritzt würden die Beeren in Bioqualität nicht, sagt die Ladenchefin. Noch bis Oktober geht die Saison - dann aber mit einer späteren Sorte. Selbstpflücker könnten unter dem Motto "Pflücken ohne Bücken" für neun Euro pro Kilo Hand anlegen, im Hofladen werden die Heidelbeeren für 16 Euro verkauft.

Die Bannaschs gehören zu den wenigen Betrieben, die in Thüringen auf Kulturheidelbeeren setzen. Im Weimarer Land müssen Naschkatzen noch ein wenig warten. Auf der Heidelbeerplantage Blankenhain von Thüringenforst brauchen die Kulturheidelbeeren wohl noch mindestens zwei Wochen. Vor Anfang August seien die insgesamt 13 Sorten nie reif, sagte Forstamtsleiter Jan Klüßendorf MDR THÜRINGEN.

Nach dem Debakel im vergangenen Jahr, als laut Klüßendorf wegen der Trockenheit "nur rosinenartige Beeren" am Strauch hingen, ist er für dieses Jahr beinahe sicher, dass die Selbstpflückerplantage öffnen kann. Denn gegossen wird bei den Blankenhainern nicht, "vielleicht ab dem nächsten Jahr", schaut Klüßendorf voraus. Für diese Saison erwartet er trotz der sehr guten Blüte ohne späten Frost eine mittelgute Ernte - eben wegen der anhaltenden Trockenheit.

In Thüringen haben 2022 nach Angaben des Landesamts für Statistik 18 Betriebe auf rund 70 Hektar Strauchbeeren angebaut. Insgesamt wurde etwa 265 Tonnen geerntet. Wie viele Heidelbeeren dabei sind, wird nicht erfasst. Es sind aber wohl eher wenig, denn allein 231 Tonnen der Ernte machen Holunderbeeren aus.

Ganz anders sieht es deutschlandweit aus: Da war die Kulturheidelbeere laut Statistischem Bundesamt mit einer Anbaufläche von 3.400 Hektar im vergangenen Jahr die bedeutendste Strauchbeerenart. Demnach wurden 15.400 Tonnen geerntet, wobei sich der Anbau mit etwa zwei Drittel der Erntemenge vor allem in Niedersachsen konzentriert.