Einkommen Thüringen: Weniger Trinkgeld für Servicepersonal in Gaststätten und Hotels

02. September 2022, 10:40 Uhr

Gefühlt alles wird derzeit teurer. Strom, Gas, Mieten, Lebensmittel - die Preise kennen derzeit nur eine Richtung. Und für viele heißt es da: sparen! Auch in der Thüringer Gastronomie ist das deutlich zu spüren. Die Gäste knausern am Trinkgeld - und das trifft das Servicepersonal besonders hart. Denn für nicht wenige ist das Trinkgeld immer noch ein wesentlicher Bestandteil ihres Einkommens.

Doreen Mejri, die in Erfurter Hofbräu am Dom kellnert, sagt: "Es ist eindeutig weniger geworden, ich denke mal bestimmt durch die Inflation und die vielen gestiegenen Preise. Das ist schwierig für mich, denn ich lebe davon!"

Auch ihre Kollegin Melanie Helmut spürt die Zurückhaltung der Gäste deutlich. Gerade im Vergleich zum vergangenen Jahr sei es deutlich weniger. Damals hätten Gäste endlich wieder den Besuch im Lokal genießen wollen und seien bereit gewesen, dafür etwas mehr auszugeben. Sie spüre auch einen Unterschied zwischen Tageszeiten. Mittags würden die Leute mehr Trinkgeld geben als abends. Woran das läge, wisse sie nicht.

Wenige Schritte entfernt liegt das Eiscafé Venezia in idealer Lauflage der Touristenroute. Hier kellnert Gabriella. Auch sie spürt die Zurückhaltung der Gäste beim Trinkgeld. Doch die Erfurter wären weitaus spendabler als Touristen. Bei denen blieben oft nur wenige Cent als Trinkgeld übrig. Ärgern würde sie sich darüber aber nicht. Ihr wäre es vor allem wichtig, dass die Gäste sich wohl fühlen und wieder kommen.

Betriebe klagen über Zurückhaltung der Gäste

Der Branchenverband Dehoga kennt das Problem. Geschäftsführer Dirk Ellinger hört von vielen seiner Mitgliedbetriebe derzeit Klagen über die Zurückhaltung der Gäste beim Trinkgeld. Zwar könne man auch die Situation der Gäste verstehen, er wünsche sich aber auch etwas mehr Anerkennung der harten Arbeit vieler Servicekräfte - die gerade in den aktuell beliebten Biergärten und Cafés unermüdlich um das Wohl der Gäste bemüht seien.

Dazu käme der extreme Personalmangel, der zu einer sehr hohen Arbeitsbelastung der verbliebenen Mitarbeiter führe. Trotz zweier Tariferhöhungen in diesem Jahr wäre das Trinkgeld für die Servicekräfte nicht nur ein netter Zuverdienst. Viele wären darauf angewiesen.

Trinkgeld für Servicekräfte steuerfrei

Trinkgeld, dass die Gäste direkt geben, ist steuerfrei für die Servicekräfte. Anders sieht es aus, wenn der Gastronom selbst das Trinkgeld bekommt. Dann sind es Betriebseinnahmen, die versteuert werden müssen. Unzulässig ist es, wenn Gastronomen die Abgabe des Trinkgeldes ihrer Servicekräfte verlangen. Das direkte Dankschön des Gastes ist eine persönliche Zuwendung. Trotzdem teilen viele Servicekräfte auch mit den Mitarbeitern in der Küche. Schließlich sind sie ein Team.

An guten Tagen konnten früher für den Kellner oder die Kellnerin 100 Euro am Tag zusammenkommen. Mehr als das Tageshonorar, denn die Gastronomie ist nach wie vor eine der Branchen mit den geringsten Einkommen. Heute erlebten sie häufiger, wie Gäste die Rechnung nur um Cent-Beträge aufrunden.

MDR (dr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 17. August 2022 | 19:00 Uhr

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