Sport Mit gemischten Gefühlen nach Katar: Thüringer Fanbotschafter auf dem Weg zu Fußball-WM
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17. November 2022, 17:23 Uhr
Tausende Fußballfans aus Deutschland werden bei der Weltmeisterschaft in Katar ab Sonntag erwartet. Matthias Stein und Katharina Mock sind als Fanbotschafter vor Ort. Die beiden Thüringer helfen bei Fragen und Problemen. Erfahrungen sammelten sie bei Fanprojekten von Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt.
Am Sonntag beginnt die Fußballweltmeisterschaft in Katar. Zu dem umstrittenen Turnier werden 7.000 bis 9.000 Fans aus Deutschland erwartet. Mit dabei sind auch Matthias Stein und Katharina Mock von Fanprojekten von Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt. Sie machen sich auf den Weg nach Katar, um vor Ort Ansprechpartner für deutsche Fans zu sein.
Thüringer Helfer vor Ort
Als sogenannte Fanbotschafter sind sie in erster Linie dafür zuständig, um Menschen in Notlagen zu helfen. Zum Beispiel, wenn Fans ihren Pass oder ihr Portemonnaie verloren haben. Dafür arbeiten sie vor Ort eng mit der deutschen Botschaft und dem Konsulat zusammen. "Das ist den Aufgaben einer normalen diplomatischen Vertretung tatsächlich sehr ähnlich", sagt Stein.
Am Tag vor einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft, am Spieltag und am Tag danach sind sie rund um die Uhr eine Anlaufstelle für Fußballfans. Auch Informationen zur Stadionanreise oder zu Fantreffpunkten gibt es bei ihnen.
Fanprojekt existiert sei 1993
Die Fanbotschaft wird vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) und der Deutschen Botschaft in Doha organisiert und finanziert. Bereits seit 1993 gibt es die mobile Fanbetreuung bei Welt- und Europameisterschaften. Für Matthias Stein ist es bereits sein fünftes großes Turnier. Er ist bereits bei vier Europameisterschaften und bei der Weltmeisterschaft in Russland dabei gewesen, erzählt er.
Katharina Mock begleitet in diesem Jahr zum ersten Mal internationale Spiele. Im Sommer habe sie eine Mail von der KOS erhalten, in der für eine Bewerbung als Fanbotschafter in Katar geworben wurde. Sie berichtet: "Ich habe mich dann am letzten Tag beworben - und am Dienstag gleich die Zusage bekommen."
Vorfreude und Kritik an Katar
Beide fahren mit gemischten Gefühlen an den Persischen Golf. Mock sagt, zwar bringe die WM die Welt zusammen, weil Fans aus vielen Ländern und Kulturen aufeinandertreffen. Andererseits dürften Themen wie der Tod vieler Gastarbeiter, Frauenrechte, Rechte für Mitglieder der LGBTQI-Szene, Pressefreiheit und Klimafragen nicht ignoriert werden. "All das sind natürlich Aspekte, die die Vorfreude da tatsächlich auch einfach trüben", so Mock.
Weniger Tickets nach Deutschland verkauft
Laut einer Recherche der britischen Zeitung "The Guardian" sind in Katar rund 6.500 Wanderarbeiter aus Nepal, Indien und Bangladesch gestorben. Die Schätzung geht auf Angaben der katarischen Botschaften der drei Staaten zurück. Amnesty International kommt sogar auf bis zu 8.178 tote Gastarbeiter.
Bei der Weltmeisterschaft erwarten Fanvertreter bis zu 9.000 Fans aus Deutschland. Laut FIFA sind insgesamt 35.000 Eintrittskarten nach Deutschland verfolgt worden. Bei der WM in Russland vor vier Jahren waren es noch Rund 62.000 Tickets.
Wenige Tage vor dem Beginn des Turniers ergab eine Erhebung der Voting-Plattform FanQ, dass 84,9 Prozent der Befragten sich weniger auf diese WM freuen würden als 2018. Nur jeder zehnte Teilnehmer wollte sich jedes Spiel ansehen. Rund 55 Prozent wollen nach eigener Aussage kein einziges Spiel schauen.
MDR (jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 18. November 2022 | 07:10 Uhr